Die AfD ist mit Vollgas gegen die Wand gefahren und hat dabei nicht mal die Augen zugemacht. Mit 65,7 Prozent hatten die Delegierten auf der Europawahlversammlung der Partei im vergangenen Sommer Maximilian Krah zum Spitzenkandidaten gewählt. Knapp zwei Drittel fanden also, dass der Europaabgeordnete und Höcke-Vertraute der Richtige für den Job sei - eine glatte Fehleinschätzung.
Dabei gab es schon damals begründete Zweifel. Krahs Mitgliedschaft in der ID-Fraktion in Brüssel war da gerade zum zweiten Mal für mehrere Monate ausgesetzt worden. Es gab Manipulationsvorwürfe und schon damals die Befürchtung: Da könnte noch was nachkommen.
Ganz abgesehen von Krahs offenen Sympathien für Russland und China, die sich auch in seinem Abstimmungsverhalten zeigten: Nicht wenige in der AfD hielten Krah auch charakterlich für ungeeignet, die Partei in den Europawahlkampf zu führen.
Doch die kritischen Stimmen konnten oder wollten sich nicht gegen das dominierende Lager um Björn Höcke durchsetzen. Auch die Parteispitze stellte sich hinter Krah und führte die AfD damit sehenden Auges in die Katastrophe.