Von Indien bis Belgien: Wie Deutschland Essen klaut und Kultur vortäuscht

Ah, die Currywurst mit Pommes - das Nonplusultra der deutschen Küche! Ein waschechtes Nationalgericht, dem sogar Herbert Grönemeyer eine Hymne gewidmet hat.

"Gehste inne Stadt / Wat macht dich da satt? / 'Ne Currywurst".

Lasst uns stolz sein auf diese kulinarische Meisterleistung made in Germany!

planet_fox/pixabay https://pixabay.com/photos/currywurst-curry-eat-sausage-4229460/

Moment mal... Curry aus Indien? Pommes aus Belgien? Unwichtige Details! Wir haben das Currypulver schließlich von den Briten geklaut, die es wiederum von den Indern abgeguckt haben. Das nennt man kulturellen Austausch auf höchstem Niveau! Und die Pommes? Na, die haben wir einfach über die Grenze gezerrt und eingedeutscht. So machen wir das eben - wir sind Weltmeister im kulinarischen Aneignen!

Aber warum bei der Currywurst aufhören? Schauen wir uns doch mal den Kaffee an, dieses ur-deutsche Getränk! Ach was, der kommt gar nicht aus Deutschland? Nun, wir haben ihn nach dem Krieg von den Besatzern übernommen, das zählt doch, oder? Genauso wie wir Pizza, Döner und Sushi zu "typisch deutschen" Gerichten erklärt haben. Wer braucht schon Originalität, wenn man so gut im Importieren ist?

Aber ausgerechnet Döner Kebap ist eine urdeutsche Delikatesse! Geboren in den Straßen Berlins, wo findige Gastarbeiter das Fleisch kurzerhand ins Fladenbrot stopften. Ein wahres Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst, das wir großzügig in die Türkei exportierten. Wer braucht schon Authentizität, wenn man Kulturgut erfinden kann?

Jährlich werden in Deutschland rund 800 Millionen Currywürste verzehrt - ein Beweis für unsere grenzenlose Liebe zu allem, was wir uns einverleiben können. Wer braucht schon Authentizität, wenn man stattdessen eine ordentliche Portion Chauvinismus auf den Teller klatschen kann?

Also lasst uns weiterhin stolz unsere "deutsche" Currywurst mit Pommes genießen! Ignorieren wir getrost die Tatsache, dass wir ein Potpourri aus internationalen Zutaten und Rezepten zusammengewürfelt haben. Hauptsache, es schmeckt und wir können es als unsere Erfindung verkaufen!

Und sollte jemand wagen, die Herkunft unserer geliebten Gerichte zu hinterfragen, dann übergiessen wir ihn einfach mit einer extra Portion Currysoße. Denn nichts schreit lauter "Deutschland" als eine Wurst, die nach indischen Gewürzen schmeckt, serviert mit belgischen Fritten. Mahlzeit!

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 30.01.2025 09:19:44

Embargobrecher

Embargobrecher bewertete diesen Eintrag 29.01.2025 17:47:13

Stinktier

Stinktier bewertete diesen Eintrag 29.01.2025 13:36:41

13 Kommentare

Mehr von Eintagesfliege