Zwei Rezepte in meinem letzten Kochbuch hat meine Tochter Amelie kreiert. Sie geht oft in die Küche, um etwas Neues zu kochen – und ich lasse sie machen. Oft sind ihre Kreationen richtig erfolgreich. Kinder kombinieren noch ganz anders. Ihnen ist es egal, ob etwas zusammenpasst oder nicht. Sie probieren aus und sind dann unglaublich stolz, etwas selbst gemacht zu haben. Wenn es anderen schmeckt, umso besser. So lernen sie mit Essen respekt-, vor allem aber auch genussvoll umzugehen.
Ich habe immer versucht - und es ist immer nur ein Versuch – meine Tochter über den Genuss fürs gesunde, bewusste Essen zu begeistern. Wir setzen uns gern zusammen, machen Picknicks auf dem Sofa, kochen gemeinsam, gehen einkaufen. Wenn wir auf dem Markt sind, fordere ich sie auf: „Schau dir das Obst und Gemüse an! Was gefällt dir, was spricht dich an?“ Das wird dann gekauft. Genuss geht ja bei Kinder stark über die Augen.
Genauso wichtig wie der Genuss ist für mich ein respektvoller Umgang mit dem Essen. Ich habe mit Amelie immer wieder darüber gesprochen, dass Erdbeeren im Dezember eine Katastrophe sind. Die langen Transportwege verpesten nicht nur unserer Umwelt, nicht-saisonales Obst und Gemüse enthalten auch viel mehr Schadstoffe. Andererseits thematisiere ich auch, wie wichtig es ist, kein Essen wegzuwerfen. Niemand soll aber zum Essen gezwungen werden, wenn er oder sie keinen Hunger mehr hat. Stattdessen habe ich versucht, Amelie beizubringen, nur soviel zu nehmen, wie sie aufessen kann. Sich keine drei Schöpfer aufzuhäufen, wenn sie nur einen kleinen Hunger hat. .
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Ich glaube, Kinder haben ein sicheres Gefühl dafür, was gut für sie ist und was nicht. Sie spüren, ob sie jetzt den Apfel oder doch besser die Banane brauchen. Sie haben ihren eigenen Geschmack. Als ich ein Kind war, habe ich zum Beispiel keine Tomaten oder Leber runtergekriegt. Heute zählt es zu meinem Lieblingsessen. Kinder müssen ihre Geschmackspapillen ja erst trainieren, da ändert sich viel. Man sollte ihnen schon vertrauen und sich danach richten. Soweit es sinnvoll ist. Eine Großfamilie hat es diesbezüglich sicher schwerer als ich mit einem Kind.
Ich halte ehrlich gesagt generell wenig von Verboten. Auch nicht bei Süßigkeiten. Wenn Amelie jetzt einen Gusta hat, dann soll sie das essen, wonach ihr zu 100% gelüstet. Wenn du Lust auf Schokolade hast, dann iss keinen Vollkornkeks, der befriedigt dich nicht. Iss ein Stück Schokolade, ohne schlechtes Gewissen, mit Spaß und Aufmerksamkeit. So halte ich es bei mir selbst auch.
Amelie wird im Oktober 14, kommt also in ein Alter, in dem man junge Menschen in ihre Eigenverantwortung überlassen muss. Es ist eine Phase, in der man als Eltern erntet, was man gesät hat – auch in Sachen Essen. Da freut es mich jetzt umso mehr, wenn Amelie beim Einkaufen sagt: „Schau, die Trauben kommen aus Südafrika, die nehmen wir nicht.“ Das hat sie offensichtlich intus, da ist sie schon sehr aufmerksam.