Kinder und Karriere sind nach Ansicht von Frauen in Deutschland nur schwer miteinander zu vereinbaren. Das ergab eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Thomson-Reuters-Stiftung und der Rockefeller-Stiftung. Österreich wurde nicht gefragt, vermutlich sieht es aber bei uns ähnlich aus. Woran es liegt? In den skandinavischen Ländern zum Beispiel ist die Lage der Kinderbetreuungseinrichtungen anders. Da haben es Frauen leichter, die wieder in den Beruf zurück möchten. Auch bei den Französinnen ist es keine Schande, wieder arbeiten zu gehen. Bei uns ist das schon anders.
Bei uns ist das Stigma: Wenn die Frau arbeiten geht, statt bei den Kindern zuhause zu sein, ist sie noch immer eine Rabenmutter. Dabei sollte eine Frau, die trotz Kind arbeiten möchte oder muss, wenigstens kein schlechtes Gewissen der Gesellschaft gegenüber haben. Es ist ohnehin schon schwer genug, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen.
Wenn man ein Kind bekommt, verändert sich das Leben – und sich da sofort wieder in den Beruf zu werfen, muss man sich doppelt überlegen. Wenn es nicht die Großeltern oder ein Netzwerk gibt, die aufs Kind aufpassen, ist es – gerade für Alleinerzieherinnen - ein Hochseilakt, Kind und Job zu vereinbaren. Meine Eltern leben nicht mehr, aber ich hätte bei ihnen zumindest ein sicheres Gefühl gehabt. Mami und Papi sind zwar durch nichts zu ersetzen, dennoch ist es leichter für eine Mutter, wenn sie weiß, dass ihr Kind supergut betreut wird. In manchen Ländern geht das einfacher als bei uns. Deshalb sind auch Frauen in Brasilien, Indonesien und Südafrika der Erhebung zufolge optimistisch, was die Vereinbarkeit von Kind und Karriere angeht. Da hat man ein Netz: Die Großfamilie. Die gibt es bei uns nicht mehr.
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Was mache ich also, wenn das Kind krank wird? Wer bringt mein Kind von A nach B? Was tun, wenn ich selbst nicht kann? Da weiß man Freunde zu schätzen, die einspringen. Gerade in unserer Zeit, in der es die Großfamilie nicht mehr gibt, wird dieses soziale Netz immer wichtiger. Ein Netz, das mich auffängt, wenn ich Existenzielles brauche. Und alles, was das Kind betrifft, ist existenziell.
Der Beruf mag nämlich wahnsinnig wichtig sein, aber eines ist klar: Wenn es hart auf hart kommt, ist nichts Wichtiger als das Kind. Das sollte man den Kindern auch vermitteln: „Ich liebe meinen Beruf, wir erhalten uns dadurch. Du musst deshalb manchmal allein sein, und ich muss ohne dich sein, aber du bist das Wichtigste!“ So beruhigt man auch ein bisschen das schlechte Gewissen, das man als Karriere-Mutter immer hat. Kinder sind erstaunlich weise, sie verstehen das ganz gut, wenn man es offen ausspricht. Aber es ist schwierig! Es ist das schönste Abenteuer – aber es ist schwierig!