Von linken Möchtegern-Provokateuren...
Es war nur ein Böser-Bubi-Zickenkrieg innerhalb der deutschen Möchtegern-Revoluzzer-Musikszene, aufgeladen durch einen seltsamen Generationenkonflikt, gepaart mit einer gewaltigen Portion Kulturdekadenz: Die Echo-Musik-Preisverleihung 2018.
Bereits auf der anderen Seite des Jordans befindend…: Ein (schon weit mehr als in die Jahre gekommener) Spießer-Punk-Frontman, wie er (eher nach vorne humpelnd als gehend) sich selbstgefällig auf seinen atrophiert-schmächtigen Rücken klopfen lassend (am Unterarm ein mittlerweile eingeschrummeltes Tatoo), den wohl x-ten Preis-Ausruf selbstgefällig entgegennimmt. Von seinem Image als Vorzeige-Stinkefinger Deutschlands ist mur mehr wenig übrig: Ein lauwarmer Melange aus Lebensversicherungsvertreter, vorpensions-fähigem Punk-Schlagersänger und eines Moralin-Schleuderers auf Maturapennäler-Niveau:
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Alias-Campino (bürgerlich Andreas Frege, Baujahr 1962), Leadsänger der „Toten Hosen“, nebenberuflich im bürgerlichen Randbereich tätig gewesen als Möchtegern-Schauspieler. In diesen Revoluzzer-Salon-Ecken überwinterten damals während der Prä-Gutmenschen-Epoche einige jener (mittlerweile seltsam entrückt-abgehalfterten) Möchtegern-Krawallbrüder und –Schwestern: So etwa auch die Grüne Claudia Roth, nach ihrem Studienversagen als Rudimentärst-Kunsthandelnde (Provinzial-Dramaturgie-Assistentin, dann Managerin der Polit-Rockband „Ton Steine Scherben“: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“; stolz erwähnt wird auch deren absurde Teilnahme an einer Struwelpeter-Aufführung, wohl Absprung für eine Grüne Politkarriere bis hin zur Vizepräsidentin des deutschen Bundestages).
Dabei hätten doch beide, Roth und Campino, durchaus etwas Vernünftiges aus ihrem Leben machen können, vorausgesetzt freilich mit ein bisschen mehr Biss. Diese Durchsetzungskraft war ihnen aber im westlichen Wohlfahrtsstaats-Förderungsdschungel abhandengekommen, aus dem sie irgendwann einfach nicht mehr heraus in die Wirklichkeit zurückfanden.
Wuchsen allerdings beide doch vormals in besseren deutschen Gesellschaftskreisen auf:
Sohnemann Campino immerhin in einer bildungs-bürgerlichen Richter-Groß-familie, aufmerksam umsorgt von seiner Mutter-als-nur-Hausfrau (gebürtige Engländerin, und immerhin ehemalige Oxford-Elite-Studentin): Eines seiner fünf Geschwister, der zwölf Jahre ältere Bruder John, war sein großes Vorbild als englisches Punkrock-Starlet.
Freilich: Solch ein Trauma gut-bürgerlicher Herkunft bleibt eben lebenslange Bürde und permanente Verpflichtung, diese abzutragen: Die große Vorbild-nerin aller linken Revoluzzer, die aus Hamburger Bürgerskreisen ausgebrochene RAF-Terroristin Ulrike Meinhof verbrachte ihre drög-langweiligen vor-terroristischen Ehejahre an Wochenenden auf Pferderennplätzen. Zum RAF-Terrorismus soll sie nur gekommen sein, weil sie von ihrem Ehemann, Klaus Röhl, betrogen worden war:
»Wirklich das einzige Mittel gegen die Angst ist der Hass. (…) Mein GI (amerikanische Elitesoldaten als damaliges Hassobjekt der Linken) ist der Röhl. Und meine Angst." „Stutenbeißer-Reflex“ nennen das Psychotherapeuten. Bei so viel bürgerlich-fascho-mäßigem Vergangenheitsballast war es deshalb also nur mehr eine Frage der Zeit, mit den traditionellen Werten abzuräumen: „Ficken, Bumsen, Blasen – alles auf dem Rasen!“ (Schlagersong der Toten Hosen, 1983)
Puhhh! Das waren noch Zeiten: Allein durch bloße Evokation eines anthropologisch-uralten Fortpflanzungsprinzips konnte man damals noch Skandale auslösen! Wobei dies (evolutionshistorisch betrachtet) pure Regression auf Primaten-Stufe darstellt: Denn im Gegensatz zu letzterem trieb es der Homo sapiens (seit seiner Vertreibung aus dem Paradies) immer doch eher nur verklemmt-verschämt in den eigenen vier Wänden. Bis eben „Die Toten Hosen“ kamen…
…zu Gutmenschen-Moral-Aposteln
Die peinlichsten Laudatio-Lub-Hudeleien sind übrigens immer die selbstgehaltenen, vor allem dann wenn sich der ehemals penetrant ausgestreckte Stinke-Mittel- in einen erhobenem Moral-Zeige-Finger verwandelt:
„Ich mach mit den Toten Hosen seit über dreißig Jahren Musik. Wir haben auch immer wieder mal mit Provokationen und Tabubrüchen gearbeitet. Und in dieser Hinsicht bin ich ein bisschen vom Fach.“ (Campino-Echo-Rede) Aber was zu weit geht, geht zu weit: „Wann ist die moralische Schmerzgrenze (…) der Toleranz erreicht.“ (Campino-Rede)
Nicht fehlen darf für so einen Prä-Pensions-68er-Nachzügler freilich das üblich ermüdende Relativiererei-Gelabere auf unterdurchschnittlichem Matura-Niveau:
„Im Prinzip halte ich Provokation für gut und richtig. Sie kann konstruktiv sein, Denkprozesse auslösen. Und aus ihr heraus können verdammt gute Sachen entstehen.“ (Echo-Rede 2018 - Campino) Heißt also: „Ficken, Bumsen, Blasen.“
Alles freilich ein alter Hut! Im Steinzeit-Blockbuster „Am Anfang war das Feuer“ (1981) bemächtigt sich ein Ur-Höhlenbewohner des besten weiblichen (und somit noch heterosexuellen) Arsches einer sich gebückt haltenden Wasserholenden, zwecks Abfuhr überschüssiger Sexualenergie. (Heute werden in deutschen Großstädten auf Straßen-Strichen sogenannte Bedürfnis-Boxen als letzter liberaler Schrei aufgestellt. Oswald Spengler lässt grüßen…)
Aber: Na, na, na…! „Aber: Man muss unterscheiden zwischen dieser Art als Stilmittel oder einer Form von Provokation, die nur dazu da ist, um zu zerstören und andere auszugrenzen. Für mich persönlich ist diese Grenzen überschritten, wenn es um frauenverachtende (…) Diskriminierung geht.“ (Campino-Echo-Rede 2018)
Komisch: Wie hatte Campino das damals vor 35 Jahren nur gemeint? „Rot ist die Liebe, schwarz ist das Loch. Auch wenn es weh tut, rein muss er doch.“ (Die Toten Hosen – 1983) Ein Dolm, wem dabei die abartigsten Konnotationen bezüglich erzwungenem Anal-Geschlechts-Verkehr einfallen! Stilistisch hochwertig ist der Reim deshalb auch nicht.
Na, ja! So war das damals ja nicht gemeint! Wir wollten nur Denkprozesse anstoßen! Lustig war’s dennoch: Auf Studentenfeten Pogo tanzend, sich Kindergarten-Ringelreihen-Vergewaltigungs-Phantasien hinzugeben. War ja damals vor allem gegen Papi und Mami und deren spießbürgerlichen Ehe-Sex gerichtet.
Changing of the Guards
In Wirklichkeit geht es in diesem maskulinen Bitch-Fight freilich aber noch um anderes: Nämlich um die Verteidigung bedrohter Skandalisierungs-Pfründe eines verstoßenen, schwachbrüstig mutierten Spießer-Punk-Skandalo-Silberrückens: Als muskelaufbauende Tätigkeit erwies sich das bloße Halten von Mikrophonen eben als nicht wirklich nachhaltig genug…
Von der anderen Seite des Horizonts allerdings hatten sich längst schon neue Provo-Eindringlinge in das abgeschottete linke Gutmenschen-Revoluzzer-Paradies aufgemacht. Irgendwie an das Aufeinandertreffen von Homo Sapiens mit Homo Neandertalensis erinnernd. Freilich scheint diesmal (vice versa: in Umkehrung der bisher gültigen Evolutionstheorie) der Homo sapiens vor die Hunde zu gehen… Das muskelstrotzende Imponiergehabe zweier dieser neuen Neandertaler-Pöhzewicht-Struwelpeter spricht Bände: Wie sie den Spießerpunk-Luschi-Campino in die Ecke stellten.
Auch sie tragen Alias-Namen: Kollegah und Farid Bang.
Was der Berufs-Gutmensch Campino nicht wahrhaben will: Jegliche Grenzüberschreitungen verselbständigen sich seit jeher im Sinne eskalierender Regelkreise. Vor knapp 250 Jahren gelang einem (sich in einer postpubertären Krisensituation befindlichen) literarischen Ausnahmegenie der Provo-Skandal – mit nur einem einzigen Satz: „Handwerker trugen ihn. Kein Geistlicher hat ihn begleitet!“ („Die Leiden des jungen Werthers“–1774). Der Stürmer-und-Dränger Goethe hatte einfach nur den diskriminierenden Umstand gegeißelt, dass ein Selbstmörder laut damaligem kirchlichen Ritus außerhalb des Friedhofes, auf dem sogenannten „Schandacker“, begraben und somit der göttlichen Gnade entzogen werden musste.
Seither setzte es eine Provokation nach der anderen: Knapp 125 Jahre später verewigte ein Pariser Avantgardekünstler, Gustave Courbet, eine lebensechte Vagina in Öl auf Leinwand (1866). Der Schockeffekt als Protest gegen bürgerlich-spießige Sexual-Konventionen gilt als Wendepunkt in der Geschichte der Malerei, indem er die Tabugrenzen der Kunst verschob.
Doch ist auch das längst Schnee von gestern… Und so antwortet - mit einem gelangweilten „Muähhhh!“ - die Post-68-Kiddie-Generation auf des Campinos Spießer-Grenzüberschreitungen von vor-vor-gestern:
„Ficken, Bumsen, Blasen, / Auf dem schönen Rasen / Ist der Rasen nass / Macht es auch im Stehen Spaß“ (Die Toten Hosen - 1983)
Seither war auf der Provo-Bühne substantiell nichts Neues mehr zu erfahren (außer den inflationär gewordenen Muähhh!-Fuck-and-Love-Parades). Denn mit jenem Mama-Merkel-Gutmenschen-0815-Malocher-Gesülze (anlässlich der Wiener Refjutschie-Welcome-Empfangsparty 2015 „Voices for Regfugees“)…
„Wenn wir jetzt nicht zusammenstehen, kriegen wir die Situation auch nicht gelöst! Lasst euch diese bunte Stadt nicht wegnehmen von diesem Karl Heinz Strache!“
…ließen sich beim besten Willen keine Provokationen mehr setzen.
Man erinnert sich: In den spießigen End-60ern trug eine gewisse Valie Export noch ein Tapp- und Tastkino (eine Pappschachtel mit zwei Öffnungen) vor ihren entblößten Busen her und forderte zum öffentlichen Begrapschen auf. Sowas nutzt sich natürlich irgendwann ab: Beuys lud noch schnell einen Haufen Scheiße vor einem Museum ab, ein Rauschebart-Künstler aus dem Weinviertel versprützte Unmengen von Tierblut, und eine besonders einfallreiche Künstlerin schuf aus eigenem Menstruationsblut Kunstwerke. Wohwww!
Die postmodernen Gangsta-Rap-Struwelpeter
Auffallend lange war dann nicht einmal mehr ein „Pfui Gaggi!“ sondern nur mehr ein gähnendes „Muähhh!“ zu hören. Seit der Echo-Preis-Verleihung 2018 an die Pöhzen-Gangsta-Rap-Bubis, Kollegah und Farid Bang, ist damit Schluss. Sie haben endlich die Lücke zwischen dem letzten und lange zurückliegenden Provokationssturm geschlossen. Für alle Spießer-Punk-Campinos schwer zu verdauen ist natürlich: Dass die eigenen Milch-Bubi-Söhnchen-und-Töchterleins sich plötzlich abartig-pervers antisemitischen, frauenverachtenden und homophoben Selbsthass-Vergewaltigungs-Phantasien auf Gangsta-Rap-Parties hingeben…
„Ich hab Aggro, gegen die Frauen! / (…) Ich ficke deinen Arsch, während du kochst!
/ Dumme Nutte, ich bin Frauenfeind! / Scheiß auf Beziehung, jede Frau ist eine Hure! / Frauen schreien, wenn ich ihr Arschloch ficke!“ (Buschido)
Na, na, na, na…! So haben wir das damals aber nicht gemeint mit dem Slogan: „Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.“ Wirklich nicht? Dann habt ihr damals eben die Sache nicht zu Ende gedacht…!
Der linke Wohlstands-Bürger-Herkunfts- gegen den Gangsta-Struwelpeter-Komplex
Vielleicht ist aber auch ein wenig Nachsicht mit Campino angebracht: Hatte man es doch (aus gutbürgerlichen Kreisen kommend) in den revolutionär aufgeheizten Post-68er-Zeiten schwer, von der Real-Tuff-Revoluzzer-Avantgarde ernst genommen und nicht ausgegrenzt zu werden. Solche Leidensgeschichten brechen sich dann zwangsläufig ihre Bahn in Renitenz-Verhalten:
Campino wurde als zweimaligem Klassenrepetenten erst verspätet (und wohl eher gnadenhalber 1983) das Abitur gewährt, danach folgte als Kriegsdienstverweigerer der Zivildienst in der Landespsychiatrie Düsseldorf. (Vielleicht durchaus ein Motivationsschub für die Gründung der „Toten Hosen“)
Immerhin haben es aber die Campinos, die Cohn-Bendits (Vater: Rechtsanwalt, er selbst: Studiumversager), die Roths (Vater Zahnarzt, Mutter Lehrerin), die Joschka Fischers (Schul- und Lehrlings-Abbrecher), die Martin Schulzes (Mittlere Reife, stolzer Letztabschluss: Buchhändler) aus der Gunst des historischen Zufalls heraus zu einer bürgerlich-verbrämten, wenn auch parasitär- gesellschaftlichen Eliten-Pole-Position gebracht, wenn auch ohne Eigen-Leistung. Für sie träfe besser die Berufsbezeichnung „Vom-Beruf-Sohn/Tochter-68-er-Sozialisierte“ zu.
„Die 68er hatten (…) zehn Leben. Studentenrevolte, K-Gruppe, ein paar Häuser besetzen, danach fünf Jahre Bhagwan-Sekte, ein Studium beenden, dann noch mal Karriere in der Politik. So viele Chancen die gab es vorher nicht, die gibt es auch heute nicht.“ (Tochter der Ex-Terroristin Meinhof - Spiegel-Interview)
Mittlerweile freilich stellt sich für außenstehende Kulturkritiker allerdings schön langsam eine gewisse Genugtuung ein: Die Revolution frisst wieder ihre Kinder, indem sie deren von den rasenden Zeitläuften überrolltes Möchtegern-Revoluzzer-Weltbild atomisiert. Denn die postmodernen Struwelpeter, Kollegah und Farid Bang, setzen jetzt an zur letzt-möglichen geistigen Selbstzerstörung des Abendlandes und all dessen, was die 68er-Häretiker noch übrig ließen. Doch: Diese Götterdämmerung haben die Campino-Gutmensch-Welcome-Refjutschie-Klatscher selbst befeuert. Denn weder sind die ehemals „Verdammten dieser Erde“ (Fanon) dankbar, noch unterwürfig, noch führbar im Sinne einer Gut-Menschen-Toleranz-Ideologie. Und: Sie kümmern sich einen Dreck um Campinos Moral-Gesülze:
„Für mich persönlich ist diese Grenzen überschritten, wenn es um frauenverachtende, homophobe, rechtsextreme, antisemitischen Beleidigungen geht, und auch um die Diskriminierung jeder anderen Religionsform.“ (Campino-Echo-Rede)
Alles ist eben nur mehr um eine letzte Stufe primitiver und vulgärer: Tiefer geht’s nun wirklich nimmer.
Wie Campino absolvierte der (vaterlose) Gangsta-Rapa, alias Kollegah (geboren 1984, bürgerlich: Felix Blume), sein Abitur erst verspätet mit 21 Jahren, seit fast zehn Jahren blieb er Ewig-Jura-Student. Peinlich verschwiegen wird auch, dass Kollegah durch Kontakt mit seinem algerischen Stiefvater (mit 15 Jahren) zum Islam konvertierte. Er gehört also genau zu jenen „Verdammten dieser Erde“, die Campino im Herbst 2015 auf dem Wiener Heldenplatz willkommen geheißen gerufen hat. Auf genau jenem Platz übrigens, von dem sich 77 Jahre vorher ebenfalls ein selbsternannter Künstler und Möchtegern-Politiker, ein Zivilversager („Die NSDAP ist die Organisation der Arbeitslosen durch die Arbeitsscheuen.“ – Oswald Spengler) aufmachte, die gesamte Welt in einen gewaltigen Weltenbrand zu reiten.
Die 68er waren die ersten, die Bildungsverweigerung zum neuen Bildungsideal erhoben – mit verheerenden Konsequenzen. Getoppt werden sie diesbezüglich nur mehr von den Proletisierten dieser Erde, denen es nun aber endgültig am letzten Rest von Bildung überhaupt mangelt. Seither muss man sich auch nicht mehr schämen, wenn man sich als Oberdummkopp-Assi outet – so wie irgendein längst Vergessener aus einer Big-Brother–Show auf die Quizfrage „Wer ist Shakespeare?“ diese dahingehend beantwortete: „Shakes Bier“ – also Bier, welches vom Barkeeper ge-schüttelt, als ge-shaked wird.
Auch die biographischen Grunddaten von Gangsta-Rap-Spezi alias Farid Bang (arabisch-marokkanischer Herkunft Farīd al-'Abdalāwī, Realschulabschluss), bestätigen die These (mittlerweile wegen frauenfeindlicher Äußerungen und Verhöhnung von Opfern häuslicher Gewalt auf dem Index für jugendgefährdende Schriften). Ihnen allen gemeinsam ist eine Affinität zum arabischen Kulturkreis, ihr abgrundtiefer Hass gegen das abendländisch-christlich-jüdische Kulturerbe und deren Verachtung gegen jede Art auch noch so rudimentärer Bildung, sowie deren Sozialisation in gescheiterten Post-68er-Ex-Hop-Eltern-Beziehungen.
Wie ein Berserker räumt auch alias Bushido (japanische Samurai-Sprache: „Weg des Kriegers“) im Gutmenschen-Paradies ab: Bürgerlich Anis Mohamed Youssef Ferchichi, entsprossen aus einer Interkulti-Verbindung zwischen einem Tunesier mit einer Deutschen; seit seinem dritten Lebensjahr vaterlos und mutterseelen-allein-erziehend aufgewachsen; danach Schulversager. Der Gangsta-Raper soll seinen Erfolg der organisierten Kriminalität im Umkreis einer libanesischen Berliner Großfamilie verdanken.
Die wirklichen Provokationen reiten nun aber andere als die Campinos: „Das war halt eine willkommene Provokationsmöglichkeit. Ich finde es aber traurig, dass die Öffentlichkeit sich so leicht provozieren lässt.“ (Buschido) Und plötzlich stehen die Roths und die Campinos wie verdattert vor den selbstgerufenen Geistern, denen sie um Hausnummern unterlegen und entsetzt sind:
„Du wirst in Berlin in den Arsch gefickt wie Wowereit (Schwuler Ex-Bürgermeister von Berlin) / Ich schieß auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz.“ (Buschido)
Entgeistert-entrüstet beißen sich die ge-out-eten Alt-68er-Gutmenschen die Fingernägel wund, dass trotz oder gerade wegen jener perversen Gangsta-Raper-Texte letztere gerade bei ihren eigenen Tennie-Kids hoch im Kurs sind: Eine 2008 veröffentlichte Bushido-Biographie erreichte auf Anhieb Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.
Wenn wundert’s! Wie eine Heija-Popeija-Satire macht sich heute eine Tote-Hosen-Provokation zur Zerstörung des abendländischen Weihnachtsfestes aus:
„Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all / Zum Kiffen herkommet in Bethlehems Stall / Und seht, was in dieser hochheiligen Nacht / Das Gras aus Jamaika für Freude uns macht / (…) Nehmt unser'n joint stick (…)“ (Die Toten Hosen - 1998)
Muähhhhh…!
Linke Gutmenschen plötzlich nur mehr „ein Stück Scheiße“
Längst tobt im Gutmenschen-Vallhalla eine banalisiert-vulgäre Götterdämmerung. Doch sind es nicht mehr bloß die Gansta-Raper alleine, die sich der (ihnen spießig verkommen-wirkenden) linken Gutmenschen-Übermenschen bemächtigen, übelste Beschimpfungs-Beschwörungs-Orgien auskackend; gerichtet etwa an die Grüne Claudia Roth:
"Du Stück Scheiße, du gehörst vergast! Wir jagen dich, wir kriegen dich, WIR BRINGEN DICH ZUR STRECKE". (Stern-Artikel Oktober 2016)
Spätestens seit der Kataklypse der Refjutschie-Welle 2015 „hat sich eine dunkle Parallelgesellschaft rassistischer Hetzer und Gewaltfanatiker breitgemacht,“ die „der politischen Klasse in Deutschland pauschal den Kampf angesagt hat.“ (Stern-Artikel Oktober 2016)
Unfähig zur tieferen kulturhistorischen Analyse (seit einer Generation immer noch auf Maturapennäler-Niveau verharrend) kommt dem Campino nur mehr ein rückwärts-versinkendes „Untergang-des-linken-Abendlandes-Gelabere“ über seine zittrigen Lippen, worüber sich seinesgleichen bisher verhöhnend lustig gemacht und es schlussendlich gleichzeitig befördert hatten.
„Dennoch löst dieses Lied gerade eine Debatte aus, wie weit Kunst und Meinungsfreiheit gehen darf. Und wann die Grenzen überschritten sind. (…) Es geht doch vielmehr um einen Geist, der zurzeit überall präsent ist. Nicht nur in der Musik, sondern auch in den sozialen Medien (…) und in der Politik.“ (Campino-Echo-Rede)
Am Tag der deutschen Einheit 2016 wurde die Vorzeige-Gutmenschen-Grüne Claudia Roth in Dresden auf dem Weg in die Kirche (aus der sie vor Jahrzehnten stolz ausgetreten war) von einem Proll-Mob übelst beschimpft. „Ich sah in Gesichter, die waren völlig verzerrt, die hatten sich völlig aufgelöst in Wut und Hass.“ (Claudia Roth - Stern-Artikel 2016)
Und ehrlich gesagt: Man weiß nicht, wovor man sich mehr fürchten oder freuen soll: Vor dem Untergang der heillosen Alt-68er-Ideologie oder dem Aufkommen der Gangsta-Raper-Fenriswölfe als Ausgeburt der ersteren.
Nachtrag:
Der Campino-Punk war eine typisch deutsche Links-Spießer-Version. „Punk hätte niemals nostalgisch werden dürfen.“ (John Corre, Sohn des englischen „Sex-Pistols“-Managers McLaren). Er fackelte 2016 hunderte Erinnerungsstücke an den englischen Punk in einer Scheiterhaufenszene auf der Themse ab. „Sie werden an irgendeiner Wand eines Bankers landen. (…) Wir leben in einem Zeitalter der Konformität. Diese Klamotten zu verbrennen zeigt, dass wir uns dagegenstellen.“ Ist zumindest konsequent.
Campino wäre authentischer, hätte er in der Musikliga eine Nische zwischen Udo Lindenberg, Konstantin Wecker und Heino besetzt: „Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich erst eine Bahnsteigkarte!“ (Zitat wird Lenin zugeschrieben) Selbst den Bahnhofsturm 2015 überließen sie den „Verdammten dieser Erde“. Mama Merkels Heiligsprechung hat Campino aber schon längst erhalten und sich damit gleichzeitig der Lächerlichkeit preisgegeben.
P.s.: Dieser Artikel erschien am 3.5.2018 als Ertveröffentlichung unter http://www.andreas-unterberger.at/2018/05/gtterdmmerung-im-gutmenschen-musik-himmel/#comment-548066