In einem wehleidigen Kommentar voller inbrünstiger Entrüstung bejammert die Gut-Menschen-Postille `DerStandard´ das Unrecht der Welt: „Mit dem Beitrag über den FPÖ-Spitzenkandidaten Abwerzgeger leistete der ORF-Tirol seriösen Medien, zu denen er selbst gehört, einen Bärendienst.“ Natürlich stinkt Eigenlob, die Divergenz zwischen Fremdsicht und Eigenperspektive könnte nicht größer ausfallen und: Die Regel wird üblicherweise nur durch seltene Ausnahmen bestätigt.
Diese Regel vor-ein-genommener Berichterstattung führte der ORF auch anlässlich des Österreich-Besuchs des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban (30.1.2018) weiter fort. Nicht fehlen durfte freilich ein Interview eines selbsternannten Ost-Europa-Spezialisten Professor Paul Lendvai, in seinem üblichen Gemisch aus Unwahr- / Halbwahrheiten, Ausklammerung von Informationen und offener Hasspropaganda.
Armin Wolf titulierte Orban zunächst treffend als „den erfolgreichsten Politiker Ungarns der letzten 25 Jahre“ ; als Vertreter des Winkel-Journalismus schaffte es schließlich Lendvai, Orban als den „erfahrenste(n)“ gleichzeitig aber „auch (den) gefährlichste(n) Politiker Mitteleuropas“ zu begreifen. Warum erfährt man allerdings kaum.
Zum „gefährlichsten Politiker“ wird man auch nicht, weil man sich mit Geert Wilders zum Abendessen trifft oder - eine Nummer größer - Staatsbesuche mit Putin oder Erdogan absolviert.
Zunächst bedient sich Lendvai des (politischen) Klatsches: „Was man vielleicht nicht weiß, dass vor ein paar Tagen war Geert Wilders, der berühmte und berüchtigte Extremist, was die Einwanderung und Moslemfeindlichkeit betrifft, in Ungarn.“ (Lendvai in typisch holprigem Deutsch) Natürlich wusste bereits Shakespeare um die wahren Hintergründe solchen Vernaderns: „Was Große tun, bechwatzen gern die Kleinen!“
Immerhin wurde Wilders „Partij voor de Vrijheid (PVV)“ bei den letzten Parlamentswahlen mit 13,1 % zweitstärkste Kraft. Ein Gerichtsverfahren wegen Volksverhetzung gegen ihn war von Anfang an mit Makulatur behaftet: Angestrengt wurde dieses v.a. durch Muslime selbst; später wurde ein Richter wegen Befangenheit entlassen, weil er „mit einem islamkritischen Arabisten, den Wilders als Zeugen benannt hatte, vor dessen Aussage zu Abend gegessen hatte“ – Was zum Freispruch für den Angeklagten führte. Dann aber hat Wilders doch noch einen islamkritischen Film (Titel Fitna: zu Deutsch etwa: `Zwietracht, Aufruhr, Heimsuchung´) gedreht. Natürlich gilt die Freiheit der Kunst in diesem Falle nicht, weil Wilders nicht einfach nur Tierblut versprützte wie der Rauschebart aus dem Weinviertel, Hermann Nitsch, oder wie John Anna mit Menstruations-Blut Gemälde schuf…
Zudem hat sich Wilders eines noch scheußlicheren Verbrechens schuldig gemacht: Er hat doch tatsächlich „auch ein Buch auf Ungarisch in zwei Städten vorgestellt“ (Lendvai). Möchte Lendvai jetzt wieder Bücher verbrennen? „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man Menschen!“ (Thomas Mann) Und genau dieser Nazi-Bub „wurde von Orban empfangen“, „allerdings wurde das nicht im Fernsehen gezeigt“; aus typisch jugendlicher Flegelei heraus „hatte aber Wilders ein Foto in seiner Kamera oder seinem Telefon verbreitet“ (Ziemlich rückständige Kommunikationsmittel benutzen diese Nazis übrigens! Die Bilder kursierten nur innerhalb Wilders Telefon…). Aber damit noch nicht genug: „Und er war auch vor zwei Jahren da!“ Freilich gibt es kein Land (nicht einmal ausgewiesene Diktaturen), in das man per Gesetz, nur ein einziges Mal einreisen darf. Was soll man mit folgender Aussage anfangen: „Und in vieler Hinsicht ist die Politik parallel.“ Jetzt ist Orban auch noch Film-Regisseur geworden! Wowhh!
Aber Lendvai, „der erst letztes Jahr eine hochgelobte Orban-Biographie geschrieben hat“ (Armin Wolf), muss es doch ex-cathedra (unfehlbar wie früher der Papst höchstpersönlich) wissen. Übrigens: Kennen sie die Orban-Biographie des polnischen Journalisten Igor Janke? Im Gegensatz zum hasserfüllten Lendvai geht er davon aus, dass „im Gegensatz zu zahlreichen anderen Politikern“ Orbans „Ziel nicht nur die Macht selbst ist. Immer hatte er klare Ziele: Den Kommunismus zu stürzen. Mit dem Postkommunismus abzurechnen. Ungarn wieder auf die Beine zu stellen. Die von den Kommunisten zerschlagene Mittelschicht neu aufzubauen. Den Ungarn ihr Geschichtsbewusstsein und ihren Stolz zurückzugeben.“ („Viktor Orban: Ein Stürmer der Politik“)
Genau diese anti-kommunistische Politik ist wohl eine der Erklärungen für Lendvais blinden Orban-Hass.
Kritischer Einwand: Warum hält Lendvai das Interview nicht in seiner Muttersprache Ungarisch und lässt sich dolmetschen? Im Ernst: Als Auslandsösterreicher in Ungarn, wie ich es bin, der ugarischen Sprache mindestens so mächtig wie Lendvai, würde es mir nie einfallen im ungarischen Staatsfernsehen aufzutreten und - frisch von der Leber heraus - zu doch komplizierten politisch-kulturellen Themen Stellung zu beziehen, wenn ich die Sprache nicht ausreichend beherrsche.
Natürlich irritiert es auch Lendvai, dass „dass Orban mit seiner Flüchtlingspolitik (…), letztlich recht bekommen hat und seine Politik de facto Common Sense in der EU ist“ (Armin Wolf)
Für Lendvai gilt natürlich: „Wer viel redet, glaubt am Ende, was er sagt.“ (Balzac) Beliebtestes Mittel bei linken Gut-Menschen-Analysten: Relativierer-Floskeln (geht auf die beliebte alt-kommunistische Marx´sche Dialektikt zurück)
Die Methode geht immer so: Zunächst muss Lendvai Orbans Erfolg zwar anerkennen: „Er ist ein hochbegabter Politiker mit einem ungeheuren Fingerspitzengefühl. Er hat das sofort gespürt.“ Was hat er gespürt?
„Schon in Paris, nach dem Attentat (13.11.2015 – 130 Tote, Anmerkung), hat er (…) gesagt, dass die Einwanderung und die Flüchtlinge sind sehr gefährlich (…).“ (Lendvai) Mit Verlaub: Orban hatte schon Monate vorher genau diese Entwicklungen vorausgesagt; dazu braucht man kein Fingerspitzengefühl sondern nur Hausverstand, den Mama Merkel, Papa Faymann, Juncker, Asselbloom, Schulz Cohn-Bendit bis heute vermissen ließen: „Diese Flüchtlinge gleichen eher Soldaten als Asylsuchenden. Sie sehen aus wie Krieger!“(Orban)
Dann aber wieder Relativierer-Vernebelungs-BlaBla vom Feinsten: „Es geht nicht darum, dass man eine Flüchtlingsinvasion begrüßen würde. Es geht darum, wie man mit dem Menschen und den Flüchtlingen umgeht.“ (Lendvai). Dabei hatte Orban nur geltendes Dublin-III-Gesetz durchgesetzt (u.a. die Registrierungspflicht durch Flüchtlinge).
Niemand als Lendvai weiß besser um die linke Medien-Hetze gegen Orban. Paradebeispiel: Das ´Lügen-Bild von Bickse´ mit den theatralisch-verzweifelten Flüchtlingen auf den Gleisen in völliger Verdrehung der Tatsachen: Nicht die Polizisten, sondern der eigene arabische Partner hatte die Ehefrau mit ihrem Baby auf die Gleise geworfen, die ungarischen Polizisten beschützen beide nur.
Lendvai kennt sicher Bert Brecht: "Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher." Und er kennt natürlich auch die von den Main-Stream-Medien zensurierte Bilder, wie ungarische Polizisten den Flüchtlingen respektvoll Nahrungsmittel reichen (die dann aber von den Arabic-Street-fighting-Men vor den Augen hungernder Kinder vernichtet werden). Hier das Video!
Ein historisches Minimalwissen sollte man als ORF-Starjournalist gelegentlich parat haben. Lendvai spricht von "einem Land, aus dem jahrthundertelang hunderttausende Menschen emigriert haben" (gemeint ist Ungarn) "und auch in Österreich" (Gab es eine Binnenmigration?) "u.a. auch ich" (Ist Lendvai aus Österreich emigriert?) "so aufgenommen wurde, dass niemand uns gefragt hat".
1956 flüchteten wegen des Ungarn-Aufstandes 200.000, im christlichen Abendland sozialisierte Ungarn vor kommunistischen Folterkellern, wobei sie sich in kurzer Zeit mustergültig in ihre Aufnahmeländer integrierten und assimilierten. Bis heute sind darüber hinaus keine Silvesterübergriffe ungarischer Männerhorden vor dem Kölner Dom, Terror-Attacken auf christliche Weihnachtsmärkte, Vergewaltigungen, Messerstechereien oder Drogenkriminalität in die Annalen der Nachkriegszeit eingegangen. Natürlich weiß auch Lendvai, dass alle davon nach von österreichischen Grenzorganen nach ihren Personaldokumenten gefragt wurden..
Dann schafft Lendvai plötzlich eine neue Disziplin: Die Krypto-Historiographie: Wann emigrierten „jahrhundertelang hunderttausende Menschen“: Waren das jetzt Ungarn, Hunnen, Awaren, Mongolen, Donauschwaben…?
Was aber unter alt-linken Chauvinisten immer ankommt, ist das Narrativ von den rückständigen Ostlern,denen es vor allem an Gut-Menschen-Weltoffenheit fehlt: „In Ungarn haben sie nicht die Tradition, sie haben keine Fremdarbeiter, keine Moslems.“ (Lendvai) Frage: Muss man wirklich alle west-europäischen gesellschafts-politischen Fehler nachholen: etwa nicht geglückte Moslem-Immigration? Und: „Fremdarbeiter“ hatten die im Ostblock schon auch: Russen, Ukrainer, selbst Vietnamesen aus Ho-Chi-Mins-Reich (letztere in Tschechien eine fleißige und sich gut integriert habende Minderheit).
Jetzt wird´s aber rein grammatikalisch unverständlich: „In verarmtes Land, das eigentlich verglichen mit den anderen Ländern in sogenannten Visegrad-Gruppe hinten ist. (…) Die Ziffern und die Tatsachen zeigen, dass alle Mittel osteuropäischer Staaten, postkommunistischer Staaten, fast alle besser abschneiden als Ungarn.“(Lendvai)
Ein wenig Nachhilfeunterricht in Wirtschaftkunde: Die Wirtschaftdaten Ungarns liegen immer noch vor der `West-EU´; selbst `Der Standard´ (Lendvais Leit-Medium) erkennt dies an: „Ungarn hat im neunten Jahr unter der Alleinregierung der rechtskonservativen Fidesz, einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung durchlebt.“? (Gehaltssteigerung 2016-18: 30% / BIP-Wachstum 2017-18 ca. 4% / Arbeitslosenrate 4% / Bruttolohn-zuwachs 2017 12% --- Vergleich Österreich BIP 2017: 2,1% - 2018: 1,7% - Arbeitslose 2017: 8,5% - 2018 7,9% - Realeinkommen 2017: -0,1% - 2018 2,1% / Bruttolöhne 2017-18 ca. 2 %)
Dass die Ungarn ein wenig hinter den anderen Visegrad-Staaten nachhinken, haben aber die liberal-sozialistischen Vorgänger-Regierungen (2002-10) und nicht Orban verursacht: Bereits nach sechs Jahren konnte 2008 der Staatsbankrott nur mehr durch einen 20 Milliarden Kredit (IWF, EU, Weltbank) abgefedert werden; erst Orban war es, der den IWF aufgrund erfolgreicher Wirtschaftspolitik endlich aus dem Land verweisen und so die „nationale Unabhängigkeit“ (Orban) zurückgewinnen konnte.
Übrigens hofierte gerade Lendvai wie kein anderer diese beiden liberal-sozialistischen Regierungen: „Trotz seinen einstigen lukrativen Verbindungen zu den postkommunistischen Seilschaften ist Premier Gyurcsany (sozialistischer EX-Ministerpräsident) der mit Abstand fähigste Vertreter der Modernisierung (…).“ (Lendvai: „Reformstau in Ungarn“ / 11.4.2007)
Dann wieder die linke Gut-Menschen-Verschwörungs-Theorie vom weltumspannenden Diktatoren-Komplott (von Rot-China über das post-zaristische-Putin-Russland bis hin zum Neo-Erdogan-Sultanat). Schwer zu erklären freilich, dass Orban nicht nur wirtschaftlich, sondern v.a. auch politisch ein kluger Stratege ist, der all seine westlichen Intriganten alt aussehen ließ: "In der europäischen Linken gibt es eine einfache Arbeitsteilung. Jeden Tag muss einer den ungarischen Premier attackieren. Ich verstehe die Logik. An einem Tag schimpft der Rumäne, am anderen der Schwede, dann der Österreicher.“(Orban im September 2015)
„Wenn in Ungarn etwas geschieht, das die Interessen der Großmächte, der großen Firmen oder großer Menschen verletzt, dann springt das Europäische Parlament als erster und greift Ungarn an.“(Orban 7.12.17)
Da hilft Lendvai nur noch eins: Hinter-Hältigkeit! „Nein, er ist ein viel raffinierter Politiker.“ (Lendvai). Der nächste Satz lässt sich (sowohl grammatikalisch als auch inhaltlich) nicht mehr interpretieren: „Er bewundert sie (Putin, China, Erdogan: Anmerkung), er hat das damals als die illiberale Demokratie erfunden hat sozusagen, nach dem amerikanischen Politologen.“(Lendvai) Allerdings: China bewundern alle wegen seines Wirtschaftswachstums.
Und dann auch noch das! „Orban ist befreundet mit Erdogan“(Lendvai), sucht sich also seine Freunde ohne Rücksprache mit Brüssel selber aus! Auch der deutsche Ex-Bundeskanzler Schröder war bekennender Busenfreund von Putin; Ex-Bundeskanzler Gusenbauer ist sogar Intimus-Berater irgendwelcher zentral-asiatischer Diktatoren
Folgende Satzkonstruktion ist extrem fehlerhaft, was zu gravierenden Interpretations-Problemen führt: „Es gibt Aufnahmen aus dem türkischen Fernsehen, wie er unglaublich freundlich voriges Jahr aufgenommen wurde, einander umarmt.“ Was ist jetzt gemeint: Die Film-„Aufnahmen“ durch das türkische Fernsehen sozusagen in „freundlich“er Absicht „aufgenommen“, also `abgelichtet´? Oder meint Lendvai wohl, das Orban in der Türkei freundlich „aufgenommen“, also ´empfangen´ wurde. Beides entspräche aber durchaus außenpolitisch-diplomatischem Usus: Man filmt ja nicht einen Politiker, wie er sich in der Nase bohrt; freundlich empfangen wurden sowohl Erdogan als auch Putin im Juni 2014 von Bundeskanzler Faymann und Bundespräsident Fischer (immerhin war Österreich das erste westliche Land, das den Kreml-Chef seit Ausbruch der Ukraine-Krise empfing).
Jetzt aber wird Lendvai neidisch: „Und Putin betrachtet heute Ungarn das positivste Land für ihn in Mitteleuropa. Er war dreimal in zwei Jahren da.“ Da war der Orban halt wieder schneller, ganz im Sinne seines Vorbilds Helmut Kohl, der einmal über einen inner-parteilichen Kritiker meinte: „Während der `Wurst´ sagt, habe ich die schon aufgegessen!“ Jetzt wieder im Ernst: Wo liegt das Problem, wenn eine euro-asiatische Weltmacht EU-Ungarn als „das positivste Land“ betrachtet? Darauf reagiert Lendvai mit Kleinkrämerei: Der Zar Putin war ganze dreimal in zwei Jahren auf Besuch beim ´Hunnen-Fürsten´ Orban. Natürlich hätten Faymann, Merkel, Van der Bellen und sicher auch Kern den Diktator nur einmal in zehn Jahren einen Staatsbesuch erlaubt…
Zwischendurch leistet sich Lendvai dann noch einen peinlichen Freud´schen Versprecher, indem er das moderne Russland zeitlich einfach verwechselt: „Und es besteht kein Zweifel, dass Ungarn als Freund der, wollte fast sagen der Sowjetunion, Russlands gilt“.
Grotesk wird es freilich, weil Lendvai an Vergangenheits-Fixierung leidet: „Wenn diese Politik auch in Österreich, sagen wir eingeschlagen wäre, oder wenn man sowas versuchen würde, dann (…) viele Leute müssten ein anderes Land finden, wo sie dann ihr Lebensende oder ihr Leben verbringen könnten.“ Nicht einmal die ärgsten Orban-Hasser behaupten allen Ernstes, dass es politisch Verfolgte Emigranten in Ungarn gibt. Hat Lendvai allen Ernstes wirklich Angst, dass er durch die neue türkis-blaue Regierung „sein Lebensende“ irgendwo anders verbringen wird müssen?
Immerhin schaltet Lendvai dann doch langsam einen Gang zurück: „Es ist aber in Ungarn keine Diktatur, es ist eine Scheindemokratie, mit einem autoritären Kern.“ Puhh!!! Welche Demokratie hat keinen „autoritären Kern“. Erinnern Sie sich noch an die drei Kreisky-Alleinregierungen (71-83), die ihre Reformen oft gegen härtesten Widerstand (u.a. die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs gegen die Kirche) durchgezogen hatte? Der österreichische Verfassungsjurist Heinz Mayer kritisierte diesbezüglich gerade den in der 2. Republik sorglos-fragwürdigen Umgang mit der Verfassung (das Bundes-verfassungs-gesetz wurde bis Juni 2014 insgesamt 110-mal novelliert):
„Bevor die SPÖ an die Alleinregierung gekommen ist,(...) hat der Verfassungsdienst über die Zulässigkeit von Gesetzen entschieden und gesagt: `Herr Bundeskanzler, das ist verfassungswidrig!´, und der Herr Bundeskanzler ist gegangen. Das war bei Kreisky nicht mehr so, da galt: `Dann ändern wir halt die Verfassung!“(Mayer – 22.6.14)
Kreisky hatte aber auch (zumindest etwas zwiespältige) Freunde: Den lybischen Diktator Gaddafi, den Palästinenserführer Arafat (Terrorist und Friedensnobelpreisträger); als Dank dafür verübten palästinensische Terroristen 1985 dann einen blutigen Terroranschlag in Wien-Schwechat; dasselbe gilt übrigens auch für den OPEC-Überfall in Wien, hinter dem man Gaddafi vermutete; wobei noch der damalige SPÖ-Innenminister Rösch dem Hauptterroristen Carlos vor dem freien Geleit-Abflug sogar die Hand persönlich schüttelte, nicht ohne persönliche Grüße an Kreisky zu übermitteln mit dem Hinweis, er habe „klug gehandet“. Nicht zu vergessen: Kreiskys politischer Unterstützer seiner Minderheitsregierung, FPÖ-Politiker und Waffen-SS-Sturmbannführer Peter, mit dessen Hilfe der ´Sonnenkönig´ bis zur österreichischen Nationalratswahl 2017 das bürgerliche Lager gespalten hatte.
Unter Linken zieht natürlich immer am meisten das Feindbild von der `Unterdrückung der freien Presse´: „ Alle wichtigen Zeitungen, Sender, sind fast alle in den Händen (…) der Regierung (…)“ Lendvai verschweigt, dass bis zum Jahre 2010 alle Presseorgane in den Händen der Wendekommunisten und der ungarischen Liberalen standen, die sich sofort gegen jede bürgerliche Regierung einschossen.
Dann wieder die Mär von der Medienzensur, freilich wieder (grammatikalisch und inhaltlich) kaum mehr verständlich: „Alles, sie können keine kritischen Artikel haben, nur in Insel."(Lendvai) Na, es gibt sie also doch! Kritische Zeitungen! Zumindest auf der Margarethen-Insel in der Donau.
Schier Unsäglich-Unsagbares spülte „z.b. so eine Insel“ die Wochenzeitung ´Leben und Literatur´“, ans Licht der Öffentlichkeit. Demnach soll Orban (als frisch gebackener Ministerpräsident 2001) allen Ernstes behauptet haben „Ungarn sollte eigentlich mehrere Millionen Einwanderer haben, weil in den nächsten fünf Jahren kann man nur so das Wirtschaftswachstum sichern´“ (Lendvai zitiert aus der mitgebrachten Zeitung.)
Freilich darf man annehmen, das Orban (immerhin studierter Jurist und Oxford-Historiker) die klassischen Grundrechnungsarten beherrscht: Ungarn hat ca. 10 Mio Einwohner; „mehrere Millionen Einwohner in fünf Jahren“ aufzunehmen – hätte nicht einmal Jesus mit seiner sagenhaften Brotvermehrung geschafft. Zum Vergleich: Deutschland mit 80 Millionen kommt schon mit ca. 1,5% Millionen Refjugees an die Grenze des Machbaren.
Dann wieder Lendvais Eingeständnis des Totalversagens der linken Opposition betreffend der Flüchtlingsfrage: „Diese Politik mit der Flüchtlings- und Migrantenfrage ist erfolgreich, weil auch die Opposition es nicht wagte, dagegen klar aufzutreten auch heute.“(Lendvai) Wovor hat diese Opposition aber nur Angst, der Orban vorwirft Handlanger des ungarisch-stämmigen Milliardärs Soros zu sein?
Stimmt es also doch, was Robert Laszlo vom ´Political Capital Institut´ (im ORF-Bericht) rigoros in Abrede stellt, dass es einen Soros-Geheim-Plan geben könnte, der vorsieht, mit Millionen Flüchtlingen Europa zu destabilisieren? „Es ist Tatsache, dass es diesen Plan nicht gibt. Die Regierung hat in sich aus einigen Zeitungen zusammengereimt.“ (Robert Laszlo)
Freilich benennen auch andere (wenn auch rechts-konservative) Journalisten diese (Verschwörungs)-(?)-Theorie: Demnach sollen gerade die sogenannten NGO´s „mit enormen Mitteln von CIA, US-Außenministerium und privaten Sponsoren wie etwa dem Multimillionär George Soros Aktionen“ (u.a. mit dessen Open-Society-Foundation – Anmerkung) die „innere Destabilisierung im Namen der `Verteidigung der Menschenrechte´“ organisieren (Orzechowski: „Durch globales Chaos in die neue Weltordnung“) organisieren. Dabei soll gerade Soros Refugee-Help-Foundation Welcome to EU eine führende Rolle spielen
Man kann das jetzt glauben oder nicht! Nur: Warum aber verschweigt Laszlo diese Fakten? Interessantes Detail am Rande: Robert Laszlo ist Mitglied des sogenannten `Political Capital Institut´s in Budapest, zu dessen finanziellen Förderern (Drei-mal dürfen Sie raten!) Soros ´Open Society Foundation´ gehört. Eine objektive Berichterstattung (zu der der Zwangs-Gebühren-ORF verpflichtet wäre) schaut natürlich anders aus. Wen wundert es denn also noch, dass die ungarische Regierung 2010 ein Mediengesetz mit den Richtlinien „Informations- und Ausgewogenheitspflicht“ beschloss. (In Österreich gibt es den sog. Presserat, dem sich eigentlich fast alle Medienorgane unterwerfen.)
Das, was Lazlo der Orban-Regierung vorwirft, dass er also „stets eine Kriegsrhetorik aufrecht hält“ und „den Leuten ständig das Gefühl gibt, bedroht zu sein“, unternehmen aber gerade die linken Journalisten seit Jahrzehnten gegenüber ihrem Angstgegner Orban. (siehe auch: http://www.andreas-unterberger.at/2018/01/der-pippi-langstrumpf-denkfehler-linker-journalisten-oder-die-linke-versteht-die-welt-nicht-mehr/)
Dann wieder die sakrosankte Vergötterung von NGO´s, als ob man diese heiligen Kühe keinen nationalen Gesetzen unterziehen darf. (Jeder von uns muss übrigens sein Einkommen dem Finanzamt gegenüber deklarieren.): „Nicht die Opposition ist gefährlich, sondern die sog. NGO´s, die Organe der Zivilgesellschaft, also das ist die Herausforderung, die er betrachtet.“(Lendvai) Übrigens ein absoluter textlich-inhaltlicher Nonsens, was Lendvai da argumentiert. Also „ist die Opposition (tatsächlich: Anmerkung) nicht gefährlich.“ Dem stimmen wir freilich alle zu! Wer behauptet das? Orban? Umso besser! Immerhin müsste Lendvai hier den Konjunktiv verwenden, um eine Fremdmeinung zu kennzeichnen. Dann wieder ein inhaltlicher Text-bruch: „NGO´s sind gefährlich“ dann wieder nur eine „Herausforderung, die er betrachtet.“ (Lendvai) (also kontemplativ ´anschaut´?).
Ich vermute, Lendvai wollte sagen: „In den Augen Orbans wäre (!) nicht nur (!) die Opposition gefährlich, sondern auch die NGO´s, die Organe der Zivilgesellschaft; das ist also die Gefahr, die Orban ihnen unterstellt.“
Dann wieder das Bild vom permanenten Widerstand des ganzen Volkes gegen Orban.
„Wieder eine Demo gegen Viktor Orban und seine rechtspopulistische Regierung – diesmal sind es die Lehrer. Sie demonstrieren für mehr Freiheit an den Schulen.“ (ORF-Reporter / alle Zitate: http://tvthek.orf.at/transcripts/show/424559) Bei jeder auch noch so kleinen Regung des Demonstrations-Rechts in Ungarn (was übrigens ein Beweis für die demokratische Redefreiheit ist) wird suggeriert, dass das ungarische Volk im Dauerbelagerungszustand gegen die Regierung sich befände. Dass es gerade die liberal-sozialistische Gyurcsany-Regierung war, die auf friedlich-bürgerliche Demonstration anlässlich der sog. „Lügenrede“ 2006 einprügeln ließ, verschweigt Lendvai natürlich geflissentlich:
Kurzer Österreichbezug zur „Freiheit an den Schulen“: Ich kenne persönlich deklarierte Regierungs-Gegner an ungarischen Schulen als Direktoren. In Österreich weiß jeder Lehrer (unter mehr als vorgehaltener Hand), diesbezüglich über die Bedeutung des Parteibuchs.
Und jetzt noch die Offenlegung einer Unwahrheit: „Immer noch ist in Ungarn ein sog. Krisenzustand in Kraft, verhängt nach den Flüchtlingswellen im Herbst 2015.“ (Gelegs) Der Krisenzustand betraf nie das gesamte Staatsgebiet, sondern nur die besonders gefährdeten Grenz-Komitate.
Ich schließe – wenn auch noch lange nicht vollständig mit Mark Twain: "Tatsachen muss man kennen, bevor man sie verdrehen kann."
P.s.: Der Artikel erschien in Erstveröffentlichung am 14.2.2018 unter http://www.andreas-unterberger.at/2018/02/orban-ij-der-gefhrlichste-politiker-mittel-europas-lendvai-wirklichij/