Eine kulinarische Besonderheit.

Der Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist einer der bekanntesten und ikonischsten Pilze weltweit. Mit seinem leuchtend roten Hut und den charakteristischen weißen Tupfen ist er leicht zu erkennen und hat einen festen Platz in Folklore und Populärkultur.

## Giftigkeit und Wirkung

Der Fliegenpilz enthält die psychoaktiven Substanzen Ibotensäure und Muscimol, die für seine berauschende und giftige Wirkung verantwortlich sind. Nach dem Verzehr können innerhalb von 30 Minuten bis zwei Stunden erste Symptome auftreten, darunter:

- Verwirrung und Schwindel

- Überempfindlichkeit der Sinne

- Räumliche Verzerrungen

- Fehlendes Zeitgefühl

In seltenen Fällen können auch Halluzinationen auftreten. Bei größeren Mengen können motorische Lähmungen, Muskelkrämpfe und Delirium folgen.

## Heilkraft und traditioneller Gebrauch

Trotz seiner Giftigkeit wurde der Fliegenpilz in verschiedenen Kulturen als Heilmittel und Rauschmittel verwendet. Sibirische Schamanen nutzten ihn seit Jahrtausenden, um Ekstase-Zustände hervorzurufen. Bei einigen Völkern galt er als materiell gewordenes göttliches Fleisch, das den Konsumenten mit der spirituellen Welt verbindet.

## Kuriose Traditionen

In Russland gab es eine bemerkenswerte Praxis: Leibeigene tranken den Urin ihrer Herren, die Fliegenpilze konsumiert hatten. Der Grund dafür war, dass die psychoaktiven Substanzen des Pilzes vom Körper nicht vollständig abgebaut werden und im Urin noch wirksam sind. So konnten auch die Leibeigenen die berauschende Wirkung erfahren[2].

Im Hamburger Raum gab es eine weniger bekannte Tradition: Hier wurden Fliegenpilze tatsächlich als Speisepilze zubereitet. Die Pilze wurden gebraten, nachdem die giftige Huthaut entfernt und der Pilz über Nacht in Wasser eingelegt wurde. Diese Praxis war nicht nur auf Hamburg beschränkt; in Teilen Russlands und Japans gelten gekochte und gesalzene Fliegenpilze bis heute als normales Lebensmittel.

## Interessante Fakten

- Der Name "Fliegenpilz" stammt von seiner Verwendung als Insektizid. Im 16. Jahrhundert empfahl man, die Pilze in Milch zu sieden und als Fliegengift auszulegen.

- In der germanischen Mythologie wurde geglaubt, dass Fliegenpilze aus dem Speichel von Odins Pferd entstanden.

- Der Fliegenpilz spielt eine wichtige ökologische Rolle. Er geht Symbiosen mit Bäumen ein und ist Nahrungsquelle für verschiedene Waldtiere.

- In der Literatur taucht der Fliegenpilz in "Alice im Wunderland" auf, wo Alice ihn isst, um ihre Größe zu verändern.

Trotz seiner faszinierenden Geschichte und kulturellen Bedeutung ist es wichtig zu betonen, dass der Verzehr von Fliegenpilzen gefährlich sein kann und daher vermieden werden sollte.

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Dolm

Dolm bewertete diesen Eintrag 08.09.2024 12:34:14

hofnarr

hofnarr bewertete diesen Eintrag 08.09.2024 12:21:13

3 Kommentare

Mehr von Elysium