Es waren 100 Tage, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit.
100 Tage, die länger dauerten als ganze Generationen von Hoffnung. 100 Tage, die schwerer wogen als jedes Buch, das je über den Zerfall der Zivilisation geschrieben wurde. In diesen 100 Tagen herrschte keine Politik – es herrschte Verachtung.
Verachtung gegenüber dem Volk, das ihn wählte. Verachtung gegenüber dem Volk, das ihn ertragen musste.
Wirtschaftliche Verwirrtheit, verkleidet als Patriotismus, streifte durch die Straßen wie ein verwirrtes Tier. Zölle wurden verkündet, als seien sie Geschenke, während Lebensmittelpreise explodierten und einfache Menschen sich in den Supermarktgängen für das Überleben verschuldeten.
Die Ukraine blutete weiter. Keine Friedensmission, keine ernsthafte Diplomatie – nur hohle Sätze, bedeutungslos wie die abgenutzten Versprechen auf alten Wahlplakaten.
Im Innern des Landes begann der Raubzug: Das Sozialsystem geplündert, das medizinische Netz zerrissen, Behörden in Knebelorgane verwandelt. Ein Präsident gegen sein eigenes Volk, ein Dirigent des sozialen Niedergangs.
Fake News, wohin das Auge blickte – aus den höchsten Ämtern der Nation selbst verbreitet. Gerichte bedroht, Richter:innen eingeschüchtert, die Unabhängigkeit der Justiz wie ein morsches Holzstück zerbrochen unter den Stiefeln der neuen Macht.
Menschen, unschuldig und schutzbedürftig, wurden aus ihren Häusern gerissen, deportiert unter Gesetzen, deren Namen sich hinter patriotischer Rhetorik versteckten. Und als man ihn mit der Wahrheit konfrontierte – der Unterschrift unter dem Alien Enemies Act, veröffentlicht am 20. März 2025 im Federal Register –, da wich er aus wie ein Dieb, der bei der Beute ertappt wird.
Ein Präsident, der sich selbst feierte, während die Welt ihm den Rücken kehrte. Ein Präsident, der die Vergangenheit anbetete, als wäre sie ein goldenes Kalb – und in Wirklichkeit nur verrostete Ketten hervorbrachte.
In jedem Ministerium, bei jedem Personalentscheid schien ein Plan zu walten: Nicht die Besten zu finden, sondern die Treuesten – gleich, wie unfähig sie waren.
Und während draußen Eier doppelt so viel kosteten wie vor seiner Amtseinführung, während Freunde zerstritten und Familien verzweifelten, sang Trump das Lied seiner eigenen Größe. Ein Lied, das nur er hörte.
Es waren 100 Tage der Hybris. 100 Tage, in denen die Verfassung zerknüllt und zerbrochen wurde wie Papier unter den Händen eines Kindes. 100 Tage, in denen der Begriff „Demokratie“ mehr blutete als in mancher Revolution.
Doch die Verheerung endete nicht im Innern. Auch die Weltmärkte, einst sensibel, doch stabil, wurden in eine Schlinge aus Unsicherheit gezwungen. 100 Tage Börsenchaos.
100 Tage, in denen Aktienkurse wie aufgescheuchte Vögel taumelten, in denen Rentenfonds schrumpften und Zukunftsängste explodierten. Kein großer Zollvertrag wurde abgeschlossen. Kein umfassendes Handelsabkommen erzielt.
Nur Drohungen – Drohungen gegen Freunde, Drohungen gegen Verbündete, Drohungen sogar gegen die Natur selbst.
100 Tage, in denen nicht einmal die Pinguine sicher waren.
Denn in Trumps Welt scheint selbst die Antarktis unter Verdacht zu stehen, Handelsbarrieren und Zölle zu unterlaufen.
100 Tage, in denen wirtschaftliche Diplomatie durch Tweet-Salven ersetzt wurde. 100 Tage, in denen das Vertrauen der Weltwirtschaft nicht langsam zerbrach, sondern mit voller Wucht zerschmettert wurde.
Und während die Zölle als patriotische Akte verkauft wurden, vergaß man den einfachsten Grundsatz: Zölle sind Steuern.
Steuern, die das Volk zahlt – nicht die fremden Länder, die Trump beschuldigte. Eine Wahrheit, so alt wie der Handel selbst, doch in diesen 100 Tagen bewusst ignoriert.
Die Welt reagierte.
Reagierte mit Misstrauen, mit Stille, mit Fernbleiben.
100 Tage, in denen Amerikas Tourismusbranche fast 90 Milliarden Dollar Verlust verzeichnete. 90 Milliarden, verloren nicht durch Naturkatastrophen, nicht durch Kriege, sondern durch Worte. Durch Drohungen, durch Feindbilder, durch eine Außenpolitik, die mehr Mauern als Brücken baute.
Nicht nur im großen Weltgefüge, auch im Kleinen zeigten die Menschen, dass sie nicht jede Lüge schlucken. 100 Dollar pro Stimme – so hoch war der Preis, um einen Richterwahlkampf in Wisconsin auf Trumps Linie zu bringen. 100 Dollar für geplante Einflussnahmen pro Wählerstimme, 100-mal mobilisierte Wut – und doch: nichts als Niederlage. Ein Monument des Scheiterns, bezahlt mit der Münze des Größenwahns. Und so erhob sich Applaus: 100-mal Applaus für die Wähler:innen, die dem Wahnsinn die Stirn boten.
100 Tage, in denen unschuldige Tourist:innen eingesperrt wurden. Menschen, die kamen, um Amerika zu sehen – und Amerika sah sie nicht als Gäste, sondern als Bedrohung.
100 Tage, die die Beliebtheit der Vereinigten Staaten auf das Niveau Nordkoreas sinken ließen. Ein Land, einst bewundert für seine Freiheit, wurde zur Karikatur seiner selbst, eine Weltmacht im Niedergang, bestaunt nur noch mit Entsetzen. Und während draußen das Land ächzte, verirrte sich der Präsident in bizarre Nebenschauplätze:
100 Tage, in denen er erneut versuchte, Grönland zu kaufen – als könne man ein Land wie eine Golfanlage erwerben. 100 Tage, in denen er Dekrete erließ, um stärkere Wasserdüsen für Duschen vorzuschreiben – aus Angst, dass seine eigenen Haare nicht genügend zauberhaft fielen.
100 Tage absurden Regierungstheaters über Transgender-Mäuse und erfundene kulturelle Kriege. Während reale Probleme loderten, schuf man künstliche Feindbilder – um von eigenem Versagen abzulenken.
100 Tage offener Respektlosigkeit gegenüber Bildung, Wissenschaft und Universitäten. Die Orte, an denen Wissen wächst, wurden verteufelt, verspottet, beschimpft – als wären sie Feinde, nicht Stützen einer freien Gesellschaft.
100 Tage blanken Rassismus. Nicht mehr verkleidet, nicht mehr versteckt – sondern offen, brutal, stolz hinausgeschrien in eine Welt, die es besser verdient hätte.
Man könnte noch weitere hundert Dinge aufzählen. Hundert Demütigungen, hundert Irrtümer, hundert Schandtaten.
Doch nein – danke. Es ist erschütternd genug.
Ein Albtraum, der keine Fortsetzung verdient, und doch täglich neue Kapitel schreibt.
Und während in Washington die großen Worte verklangen, kehrte in den Staaten das Unrecht zurück: In Florida wurde Kinderarbeit wieder salonfähig. Eine Nation, die einst stolz war, die Schwächsten zu schützen, öffnet nun die Türen für neue Formen der Ausbeutung – mit dem Segen jener, die von Freiheit sprachen und doch Knechtschaft meinten.
Dies sind nicht einfach 100 Tage einer Präsidentschaft. Dies sind 100 Tage einer Warnung, die über den Kontinent hallt:
So darf eine Welt niemals sein.