Alle toitschen Folksgenossen müssen nun ganz tapfer sein. Fakten sind Fakten sind Fakten.
Hermann dem Cherusker, der auf dem Denkmal im Teutoburger Wald, gilt gerne als der Germane schlechthin. Doch auch seine Vorfahren haben einen Migrationshintergrund.
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"Gerade wir Deutschen sehen uns gerne als typische Mitteleuropäer – als ein Volk mit lange zurückreichenden kulturellen, aber auch genetischen Wurzeln. Unter anderem deshalb gelten die Flüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten vielen als „fremd“. Doch in Wirklichkeit sind wir den Migranten weitaus näher als wir glauben, wie ein Artikel im Fachmagazin „Science“ unterstreicht. Denn auch wir gehen auf eine lange Reihe von Migranten zurück – und die meisten davon stammten aus der Heimat der heutigen Flüchtlinge.
Die wenigsten von uns sind wirklich die direkten Nachkommen der Menschen, deren Skelette in unserer Nachbarschaft gefunden wurden. Auch die Deutschen haben kein einzigartiges genetisches Erbe, das sie schützen müssten. Denn sie und alle anderen Europäer sind ohnehin längst ein Mischmasch – Nachfahren wiederholter urzeitlicher Einwanderungen. Schon Hermann der Cherusker war alles andere als ein lupenreiner Mitteleuropäer. Er trug in sich das Erbe von mindestens drei großen Einwanderungswellen – und damit von Migranten aus Gebieten außerhalb Europas, die unsere Herkunft und Kultur entscheidend prägten. Das ganze Konzept eines ethnischen Deutschen ist aberwitzig, wenn man sich die großen Zusammenhänge anschaut.
Durch Vergleiche der DNA verschiedener Populationen und auch DNA-Proben von alten Skelette wurde festgestellt, dass die ersten Vertreter des Homo sapiens, die vor rund 40.000 nach Europa eingewanderten, schon wenig später größtenteils wieder verdrängt wurden. Denn als sich nach der letzten Eiszeit vor rund 14.000 bis 19.000 Jahren die Gletscher langsam zurückzogen, wanderten Jäger und Sammler aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Europa ein. Sie bildeten die erste große Einwanderungswelle.
Vor rund 9.000 Jahren begann dann mit dem Übergang zur Jungsteinzeit die Einwanderung der ersten Bauern aus dem Nordwesten Anatoliens. Wir sind die Nachfahren von Anatoliern.
Die dritte große Welle folgte in der frühen Bronzezeit: Vor rund 5.000 Jahren strömten die Jamnaja, ein halbnomadisches Volk von Steppenreitern, also Asiaten, nach Südosteuropa ein. Erst vor Kurzem enthüllten DNA-Vergleiche, dass vor allem die Männer der Jamnaja ihre Spuren im Erbgut der heutigen Europäer hinterlassen haben. Offenbar zeugten sie damals rege Nachwuchs mit den bereits im Donaugebiet ansässigen Bauerntöchtern.
Ein Großteil der heutigen Europäer geht auf nur eine Handvoll dieser bronzezeitlichen Einwanderer zurück, wie die Genstudien ergaben.
Fasst man dies zusammen, ist klar, dass wir von unserer Abstammung her kaum europäischer sind als die Migranten, die heute bei vielen für Ablehnung und Ängste sorgen. Denn auch unsere Vorfahren stammten zum großen Teil aus dem Nahen und Mittleren Osten und aus Zentralasien. „Das neue Bild bedeutet auch, dass Hermann der Cherusker eine Mischung aus nacheiszeitlichen Jägern und Sammlern, anatolischen Farmern und Jamnaja-Steppenreitern war.
In der Vergangenheit und auch heute konstruieren ethnische Gruppen gerne ein imaginäres Bild der alten und ‚reinen‘ Abstammung ihrer Gruppe. Aber das hat wenig mit den realen historischen Prozessen zu tun. Bei allen Problemen, die der heutige Einstrom der Flüchtlinge mit sich bringt und noch bringen wird – er ist im Prinzip nur eine weitere Episode in der langen Einwanderungs- und Migrationsgeschichte unserer Kultur und unseres Kontinents.