BREXIT Ein Schuss vor den Bug der bisher Unbelehrbaren

Kein Grund zum Jubeln ... aber auch nicht zum Jammern, vorausgesetzt, die EU zieht die richtigen Schlüsse daraus!

Das Ergebnis der BREXIT-Abstimmung in Großbritannien ist für niemand ein Grund zum Jubeln. Vorausgesetzt »Brüssel« – und das sind in erster Linie Deutschland und Frankreich – ziehen die richtigen Schlüsse daraus. Und diese sind:

Zu einem Zeitpunkt, wo immer mehr Länder laut darüber nachdenken, das Volk durch direktdemokratische Instrumente stärker in die Verantwortung zu nehmen, ihm aber auch vermehrte Rechte zuzugestehen, geht es einfach nicht mehr an, dass Berufspolitiker und selbsternannte »Experten« über seinen Kopf hinweg entscheiden. Die große Debatte im Wembley-Stadion hat es wieder einmal an den Tag gebracht: Im Remain-Lager imitierten der arrogant auftretende neue Bürgermeister von London, Frances Sadiq, und die schottische Konservative, Ruth Davidson, François Hollande mit anaphorischen Sätzen. Letztere mit ihrem: »Experts say ... and we listen to them!«, x-mal wiederholt. Vermutlich hat sie gerade damit genau das Gegenteil des Beabsichtigten erreicht.

Für die Zuhörer sind auffällige rhetorische Kunststückchen eher ein Signal dafür, dass man sie um den Finger wickeln will. Was den Glauben an Experten betrifft: Auch dem Begriffstutzigen fällt heute auf, dass Medien zu kontradiktorischen Gesprächen unschwer »Experten« finden, die um 180 Grad gegenteilige Thesen vertreten. Eines ist diesen hochdiplomierten oder selbst ernannten Spezialisten gemeinsam, sie sind Meister im Erklären, wieso es nicht gekommen ist, wie sie vorausgesagt hatten.

Das Schweizer Tennis-As Stan Wawrinka wurde nach der Annahme der »Masseneinwanderungs-Initiative« durch das Schweizer Volk von französischen Medien darauf angesprochen, ob das einfache Volk bei der Beantwortung so komplexer Fragen nicht überfordert sei. Sinngemäß antwortete er: In der Schweiz hat das Volk mit sogenannten Bauchentscheiden nicht öfter danebengelegen als Berufspolitiker.

Diplomgläubigkeit und sogenanntes Expertenwissen haben schon genug Schaden angerichtet. In der Wirtschaft wie in der parlamentarischen oder gar präsidialen Demokratie muss so oder so am Ende das Volk die Zeche bezahlen. Da ist es nicht mehr als recht, dass es sich heute weniger in den Alltag hineinreden lässt und vor allen andern Instanzen gefragt werden will, wenn es um wichtige Entscheide geht. Und gerade in dieser Hinsicht ist die EU ein flagrantes Gegenbeispiel dessen, was man machen solle.

Vielleicht hat der Engländer Schuss vor den Bug der »TEUTANIC« etwas bewirkt. In Ermangelung des Blauen Bandes ist die EU hoffentlich nochmals mit einem blauen Auge davongekommen. Und wenn sie es nicht gemerkt hat, ist ihr wirklich nicht mehr zu helfen.

Das Argument der 70 Jahre Frieden, den Europa der EU und ihren Vorgängerorganisationen verdankt, gilt heute nur noch bedingt. Mit ihrer Säbelrasslerei (Wirtschaftsboykotten, Machtpolitik und den Bestrebungen zur Gründung einer eigenen Armee) ist sie jedenfalls kaum auf dem richtigen Weg.

Die von nunmehr 27 Staaten umgebene politische Insel Schweiz fühlt sich jetzt etwas weniger einsam. Ein bisschen wie 1941, als allmählich klar wurde, dass Adolf England niemals schlucken würde und der Wehrwille des Schweizer Volkes signalisierte: »Wir werden nicht nach Berlin wallfahrten gehen!« (Nach Brüssel hoffentlich auch nicht.)

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Claudia56

Claudia56 bewertete diesen Eintrag 24.06.2016 20:44:39

dohle

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