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Ein zwanzigjähriges Sandkorn rieselte 1986 frisch aus der Ausbildungsdüne ins Getriebe der Amtsschimmelfuttermaschine. Es erhielt die Nummer 131165 und war somit inventarisiert. Es firmierte fürderhin nur noch unter dieser intern vergebenen Nummer, festgelegt in den Registern der Maschinerie.
Davon wusste das Sandkorn Andrea freilich nichts, denn angesprochen wurde es weiterhin wie eine Person und nicht als Inventargegenstand.
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Voller Idealismus legte das Sandkorn den Amtseid ab und wurde somit Staatseigentum. Rund um die Uhr im Dienst. Ja, so sollte es sein, wo sollte denn sonst die Zeit herkommen um die Aufgaben zu bewältigen und darüber hinaus an den Verbesserungen und der Modernisierung des Systems mitzuwirken?
Es bewegte sich zwischen den längst nicht mehr passgenauen, abgeschliffenen Zahnrädern, bis es auf einem ausgeschlagenen Zahn (seiner Planstelle) zu liegen kam. Es war guter Dinge nun sein Plätzchen im großen Getriebe gefunden zu haben. Zwar wollte die Lücke auf Grund seiner Ecken und Kanten nicht so recht passen und doch war es zufrieden.
Der Maschinenmeister wusste um diesen Umstand, aber da der Wartungsplan möglichst rasche Abnutzung, und somit Formvereinheitlichung, vorsah, bestand für ihn kein Handlungsbedarf. Womit keiner gerechnet hatte war der Umstand, dass 131165 aus härterem Material als die Zahnräder bestand. Die Ecken und Kanten wurden nicht ausgeglichen sondern blieben erhalten und wollten sich partout nicht abschleifen lassen.
Da nicht sein kann, was nicht sein darf, leuchtete plötzlich die erste Warnlampe am Steuerstand auf und ein durchdringendes Signal ertönte.
Der Amtsschimmel unterbrach sein geruhsames Dösen, hob das angegraute Haupt und spitzte die Ohren. Die Fliegen, die ihn bisher höchstens leise umschwirrt hatten, stoben laut summend auseinander.
Die Wartungsmannschaft unterbrach umgehend die üblicherweise ständig einzuhaltende Pause und zeitigte erste Anzeichen von aufsteigender Panik. Dies manifestierte sich dergestalt, dass alle den Maschinenmeister fragend anblickten.
Der Meister wischte die Spinnweben und die mächtige Staubschicht von der Wartungsanleitung und suchte verzweifelt nach dem völlig unbekannten Fehlerbehebungskapitel. Da Fehler nicht vorgesehen waren, existierte ein solches jedoch nicht.
Zu allem Überfluss hatten sich mittlerweilen die betagten Zahnräder verhakt, und das Getriebe kam unter lautem Krachen und Knirschen zum Stillstand. Die letzte Futtereinheit purzelte teilweise aus der Maschine, dann tat sich nichts mehr.
Nun war der staubige bejahrte Klepper aufs Äußerste erstaunt. Er stampfte mit der Hinterhand kräftig auf den Boden und eine Wolke Staub erhob sich raumfüllend in die Luft. Der Supergau war eingetreten - Maschinenschaden und überdies drohte die stets stillstehende Zeit fortzuschreiten.
Der Übeltäter ward schnell gefunden und somit auch die einzig mögliche Lösung des Problems: 131165 muss mit höchster Brisanz umverortet werden, und zwar um jeden Preis .......
Fortsetzung folgt.