zunächst möchte ich meine grundsätzliche Wertschätzung zum Ausdruck bringen, auch als Tochter einer der vielen Dialogpartner meines Mentors Daisaku Ikedas. Dieser lehrte mich „nein“ zu sagen, auch zu dem was er sagt, nicht alles widerspruchslos hinzunehmen.

Ihr Artikel vom 3. Mai 2017 im Standard ist so ein Fall. Ich kann beim besten Willen nicht alles einfach so stehen lassen. Sie schreiben, „Es wird von ihnen Anpassung verlangt, und das ist auch in Ordnung, wenn es dabei um Rechtsstaat, Demokratie, Gleichberechtigung der Geschlechter geht. Ehrenmorde und Zwangsheiraten sind ein No-Go. Aber keine Kopftücher? Keine sichtbaren Moscheen? Keine adäquate Repräsentation in der Gesellschaft?“ Wie Sie richtig erkennen, darf eine demokratisch gestaltete Gesellschaft eine adäquate Anpassung verlangen und Ehrenmorde, Zwangsehen, Kinderehen usw. werden als No-Go erachtetet. Bezüglich der Kopftücher oder Moscheen bin ich aber aus ganz anderen Gründen wie sie, vorerst negativ eingestellt. Sie erkennen zwar richtig, dass das Kopftuch kein inhärenter Teil des Korans ist und nirgendwo sonst in der islamischen Grundtheologie geschrieben steht, doch werten sie es als eine Sitte. Doch diese Form des Kopftuches ist keine Sitte, es ist vielmehr eine Unsitte, eine klerikale, zu Unterdrückung der Frau. Das Kopftuch, so wie es sich uns heute präsentiert, ist als ein faschistoides Merkmal zu deuten, ähnlich wie die Hakenkreuzarmbinde unter den Nazis. Nicht umsonst wurde dies Ideologie geächtet und deren Symbole verboten.

Der mittlerweile verstorbenen Prof. Öztürk attestierte, dass das Kopftuch purer Arabismus sei und nichts mit dem türkischen Volk zu tun habe. Auch Atatürk nannte diese Religion eine Religion der Araber und nicht die der Türken. Zudem war Atatürk auch bestrebt, diese absolute Rückwärtsgewandtheit des Islam aus dem türkischen Alltag zu verbannen, leider ist ihm das nicht ganz gelungen.

Sehen wir uns die Geschichte an, so müssen wir leider feststellen, dass egal wo der Islam Einzug hielt mit der Zeit die regionalen Kleidungsformen, speziell die der Frauen verdrängt wurden und durch immer restriktivere Bekleidungsvorschriften ersetzt wurden. Meine Freundin ist Perserin und sie erlebte die iranische Revolution 1979, sie war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 10 Jahre alt und sie musste von einem Tag auf den anderen ein Kopftuch tragen, weitere Repressalien folgten. Heute spricht sie über diese Zeit, als eine Zeit in der ihr vom Mullah Regime ihre Jugend gestohlen wurde.

Ich glaube auch, das würde im Islam, sprich im Koran nicht dieser fürchterliche Absolutheitsanspruch verankert sein, der es letztlich allen Muslimen zu Pflicht macht Nichtmuslime, also Ungläubige zu unterwerfen, würde sich hier niemand aufregen. Diese Aufregung ist deshalb so groß, da es in unserer europäischen Gesellschaft leider zu einem abstrusen Sozialverständnis kam.

Betrachten wir die Parteiprogramme der Sozialisten so finden sich darin die Punkte wider, welche definitiv aussagen, dass sie sich gegen jedwede Form von Faschismus wenden, ähnliches findet sich in den Grünen Parteiprogrammen. Leider aber werden gerade solche Vereine wie IGGÖ, ATIB oder in Deutschland DITIB, nur um ein paar zu erwähnen, oder das saudische König Abdullah Zentrum in Wien gerade von diesen zum Teil richtiggehend hofiert, welche nachweislich dem politischen Islam Vorschub leisten. Da aber genau diese Divergenz vorhanden ist erregt dies absoluten Unmut.

Ein weiters Argument gegen das Kopftuch ist, das würden die Muslime seit sie in Österreich sind dies tragen, wäre es ebenfalls eine völlig andere Geschichte. Doch leider kam das Kopftuch erst in Mode, seit Erdoğan vom Istanbuler Bürgermeister zum AKP-Chef aufstieg und anschließend die Wahlen für sich entschied. Seither beobachte ich das alle möglichen türkischen Frauen nach und nach vermehrt das Kopftuch tragen. Warum erst jetzt und nicht schon vorher. Meine damalige Freundin, selber Türkin aus einer Diplomatenfamilie stammend, war selber sehr besorgt bezüglich dieser Entwicklung.

Beide, sowohl meine jetzige persische Freundin als auch meine ehemalige türkische Freundin sind absolute Topbeispiele für gelungenen Integration. Beide sagen unisono, dass es in erster Linie am Willen der jeweiligen Person liegt, sich integrieren zu wollen. So sollte man annehmen, dass junge Türken, welche hier nun in der dritten Generation und österreichische Staatsbürger sind, integriert sind. Sie sind es aber nicht. Nur die aller Wenigsten.

Und ja, ich gebe Ihnen recht, wenn Sie behaupten, dass, wenn man von irgendwo nach irgendwo gelangt, man sich zunächst einmal wie ein Fremdkörper fühlt. Doch bitte seien Sie mir nicht böse, Prag ist weder Türkei noch Syrien noch Iran und so kann ich Ihre Darstellung einer gescheiterten Integration in keinster Weise wirklich nachvollziehen. Selbst da haben meine beiden Freundinnen völlig andere Hürden zu nehmen gehabt, vor allem, wenn ich daran denke, welche Steine gerade von den Sozialisten ihnen in den Weg gelegt wurden, die sich heute so anbiedern, weil sie in Wirklichkeit nur noch um Wählerstimmen buhlen.

Auch frage ich mich wie Sie auf diese Zahl von 12,5 % muslimischen Bevölkerungsanteil kommen? Eine etwas ältere Statistik berichtete folgendes. 1970 – 0,7 %, 2014 – 14 % alleine in Wien. Wie kann es dann sein, dass vor allem nach dem massenhaften Zustrom muslimischer Flüchtlinge aus dem arabischen und afrikanischen Raum in Wien weniger geworden sind? Sollten es da nicht logischerweise mehr sein, so wie es auch meine persönlichen Beobachtungen mir vor Augen führen?

Ein weiterer Aspekt, des nicht integrieren Wollens ist wohl der, dass es für Muslime als solches verboten ist sich in nichtmuslimischen Gesellschaften zu integrieren. Das hängt damit zusammen, dass ihr Glaube die Termini Gläubiger und Ungläubiger sowie Land (Haus) des Friedens (Dār al-Islām) und Land (Haus) des Krieges (Dār al-Harb) vorgibt. Ein Gläubiger ist jemand der an Allah und seinen Gesandten glaubt während als anderen als Ungläubige bezichtigt werden. Ein Land des Friedens wird als ein islamisiertes Land bezeichnet und ein nicht muslimisches Land eben als ein Land des Krieges, was so viel bedeutet, dass sich all jene Muslime, welche aus welchem Grund auch immer in einem nichtmuslimischen Land aufhalten sich gezwungenermaßen in einem Kriegszustand befinden. So zumindest die klerikale Ansicht. Nun haben wir leider dank dieser oben genannten Vereine und Institutionen eine ganze Reihe verschiedenster kleiner Moscheen in welcher sehr dubiose Imame ihre Predigten halten und damit den politisch faschistoiden Islam in die Köpfe der Menschen hier setzen.

Ich weiß nicht, ob sie jemals von Bruder Rachid, einem Marokkaner aus einer konservativen muslimischen Familie, der zum Christentum konvertierte und nun ein scharfer Islamkritiker ist je gehört haben? Dieser Mann, Sohn eines Imams, hat erkannt, dass die meisten Muslime den Koran gar nicht verstehen, da dieser in Altarabisch gehalten ist und die jeweilige Bevölkerung gerade einmal nur ihren eigenen Dialekt beherrscht. Vor dem genau gleichen Problem stand schon Atatürk. Das Wort Islam leitet sich aus von dem Wort Salam, welches Friede bedeutet und zugleich ein Grußwort ist, ab. Aus diesem Grund glauben die meisten Muslime der Islam sei eine friedliche Religion. Doch leider kennt der Islam leider nur dann Frieden, wenn alles dem Islam unterworfen ist. Von der Spätantike bis hin zum Mittelalter eroberte der Islam bekanntlich auf kriegerische Weise Land für Land und unterwarf ihre Völker. Diejenigen, die nicht konvertierten, hatten die Möglichkeit eine Kopfsteuer zu entrichten, genannt Dschizya, oder das Land zu verlassen, andernfalls drohte der Tod durch das Schwert. Diese Vorgehensweise fand man auch noch 19. Jh. in der osmanischen Provinz Rumelien, dem heutigen Balkan. Und heute können wir es wieder beobachten durch den IS und andere. Es bedarf nur weniger sehr radikaler Elemente um eine Bevölkerung einzuschüchtern und in die Irre zu führen. Da sie um gut 4 Lenze mehr zählen als mein Vater, sollten Sie es mindestens genauso gut wissen wie er, wie es den Demagogen um Hitler gelang, die Massen für sich zu gewinnen. Gleiches passiert in den islamischen Ländern, siehe Erdoğan.

Es ist auch kein Zufall, dass Hitlers „Mein Kampf“ in all den islamischen Staaten ein sehr begehrtes Buch ist. Seit Mohammed haben die meisten Muslime eine Form des Antisemitismus entwickelt, welcher dem der Nazis um kein bisschen nachsteht. Es kommt auch nicht von irgendwo her, dass Hitler mit der Muslimbruderschaft aus Ägypten kooperierte und eigenen türkische Divisionen unterhielt, welche auf die Zeit Kaiser Wilhelm zurückzuführen sind.

Des Weiteren darf man die Polterei der Herrn Erdoğan keineswegs unterschätzen. Diesen Fehler haben die späteren Siegermächte gegenüber Hitler auch gemacht. Oder war gar ein gewisses Kalkül dabei?

Sehr geehrte Frau Coudenhov-Kalergie, es liegt mir fern, Menschen, egal welcher Nationalität, Religion oder Hautfarbe zu diskriminieren oder zu verachten, dafür bin ich aus ganzem Herzen Buddhist. Und aus genau diesem Grunde zählt für mich in erster Linie der Respekt allem Leben gegenüber und auf der anderen Seite gilt meine Abneigung jeder Ideologie, welche das Leben mit Füßen tritt. Auch ich will in Frieden leben aber auch dafür sorgen, dass meine Kinder und Kindeskinder ebenso ein Leben in Frieden und Sicherheit führen können wie ich es bislang erleben durfte. Deswegen kann ich ihren Artikel nicht gutheißen, da sie damit genau das Unterstützen wovor viele, wie auch meine Freundin, geflohen sind.

Hochachtungsvoll, Erik Anders

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