Manchmal geschieht es auch noch heute, dass ich darüber nachdenke.
Mit 15 hatte ich schon ein paar (abgebrochene) Schulen hinter mir. Ich war auch in Wahrheit meist nicht anwesend, da mich das Gesagte dort langweilte und ich schon damals keine Menschenmassen mochte und ein totaler Außenseiter war.
Beeinflusst durch die Irrungen und Wirrungen meines jungen Erdendaseins sah ich auch nirgends ein wirkliches Ziel, an dem ich mein fragwürdiges Teilkönnen festmachen hätte können.
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Nachdem ich also aus der HAK abgehaut war und man mich auf der Zugreise nach Italien in Kärnten wieder eingefangen hatte, absolvierte ich zunächst den polytechnischen Lehrgang um das Schuljahr zu beenden.
In Wahrheit war ich zumeist auf der alten Donau um dort illegal zu fischen. Wenngleich der Fang der glitschigen Tiere kaum je von Erfolg gekrönt war so beruhigte diese Tätigkeit mein cholerisches Temperament und ließ mich in meinen Träumen dem Leben eines Piraten phantasievoll näherkommen.
Jedenfalls musste ich mich dann im Sommer mit der, in meinen Augen nicht so wichtigen, Frage des Berufswunsches herumplagen. Obwohl mir die Lehrer meiner verschiedenen (halb) absolvierten Schulen Genie (und Wahnsinn) attestierten, konnte ich mich nicht entscheiden was ich werden wollte. Wollte ich überhaupt was werden?
Dies gipfelte darin, dass mein nichtsnutziger Vater zusammen mit dem verblödeten und desinteressierten Arbeitsamt Mitarbeiter, mich zu einer Kochlehre überredeten.
In einem Wiener Nobelhotel startete meine diesbezügliche Karriere mit 120 Überstunden im Monat und 105€ im selben Zeitraum als "Lohn".
Bereits nach vier Monaten, in welchen man die üblichen Versklavungsspielchen mit mir ausprobierte, schlug ich, der zu diesem Zeitpunkt bereits in hohem Maße Kampferprobte, einen meiner Ausbildner, bei dem Versuch mich im Eishaus zu misshandeln, zusammen.
Dies hatte und ich bin bis heute dankbar, zur Folge, dass ich entlassen wurde, worauf ich die Lehre andernorts fortsetzte.
Um die Sache abzukürzen, mich hat dieser Beruf nie interessiert und es sollte Jahre dauern, bis ich Dinge fand, die mir interessanter schienen.
Zeitsprung: Nachdem ich Jahre in der Rockerszene verbracht hatte und zwischen Gelegenheitsarbeiten am Fliesband als Möbelpacker Türsteher Gesellschafter einer Baufirma usw. usw. usw. bereits über eine mögliche kriminelle Karriere nachgedacht hatte kam ich über sehr verschlungene Pfade mit dem Gesang in Berührung.
Als ich am Arbeitsmarktservice mit meinen etwa 25 jahren kundtat nun Gesang studieren zu wollen, riet man mir, kundig wie man war, ich möge doch Kohle schaufeln gehen.
Nun, ich habe es nicht getan und mit etwas begonnen, von dem ich dachte, dass das ja nicht so schwer sein könne und ich wohl alsbald ein gefeierter Sänger sein würde. Immerhin hatte man mir, nachdem man sich bei meinem ersten Erscheinen in der Musikschule fast vor Angst in die Hose geschissen hatte, eine große Stimme und Talent bescheinigt.
Nun konnte ich weder Noten, noch hatte ich je die Oper oder das Konzerthaus usw. von innen gesehen und mit knapp 27 begann ich mühsam mit kleinen Kindern zusammen die mindesten Dinge zu lernen. Irgendwie hatte mich aber erstmal in meinem Leben ein seltsamer Ehrgeiz gepackt und ich verzichtete für meine Unterrichtsstunden auf diverse Motorrad Ausfahrten bzw. Abende in irgendwelchen fragwürdigen Lokalen. Es folgten neben dem Gesangsstudium auf privater Basis drei Jahre Musik Theorie mit dem ehemaligen stellvertretenden Direktor des Konservatoriums von Moskau. (Das war kein Honiglecken).
Nicht einmal die Tatsache, dass ich zwischenzeitlich für etwa 7 Jahre meine Stimme verlor konnte meinen Ehrgeiz bremsen.
Zeitsprung: Im Laufe der Jahre kam ich darauf, dass ich viele Talente habe, ja geradezu ein Multitalent bin. Das hätte ich in meiner Jugend nicht für möglich gehalten. Ich probierte alles mögliche durch. Manuelle Tätigkeiten von Parkettboden verlegen bei uns zu Hause bis zum Motoren zerlegen und wieder zusammen bauen meiner Motorräder. All das hätte ich eben in meiner Jugend nie gekonnt, was beweist, dass es für jedes Ding seine Zeit gibt.
Während ich Biografiene von Mozart Schubert und Co in meine mittlerweile 2500 Bände umfassende Bibliothek einverleibte nachdem ich sie zuvor verschlungen hatte bekam ich irgendwann das Angebot meine abenteuerliche Lebensgeschichte bei einem Schweizer Verlag niederzuschreiben.
In drei Monaten schrieb ich mein erstes Buch:Parzivals zweite Chancein welchem ich auf knapp 440 Seiten einige Stationen meines Lebens Revue passieren ließ.
Später begann das Interesse für Fotografie und zusammen mit den Motorrad - und sonstigen - Reisen wurde auch das eine neue Leidenschaft, für die ich laut einiger Fotografen Freunde ebenfalls Talent besitze.
Wenn ich heute darüber nachdenke, muss ich sagen, dass es so viele lohnenswerte Betätigungsfelder gibt, dass es schwierig ist, sich für eines zu entscheiden, vor allem, wenn man eben für viele Dinge Talent besitzt. Doch und das ist ganz wichtig: Talent sind bloß 10%. Der Rest ist beinharte Arbeit!
Wenn man in einem, max. zwei Bereichen wirklich ganz gut werden möchte, muss man sehr viel Zeit harte Arbeit und Geduld opfern.
Aus meiner Sicht war es das unbedingt wert, auch wenn ich zugestehen muss, dass ich nicht weis, ob ich, wenn ich zuvor gewusst hätte, welche Entbehrungen das bedeutet, diesen Weg eingeschlagen hätte.
Heute, wenn ich mit jungen Musikstudenten rede, sage ich immer wieder "Talent ist etwas das man bekommt, den Rest muss man sich erarbeiten"!
Seinen Weg zu finden ist manchmal nicht ganz einfach, doch alles was man dazu tun muss ist beginnen zu gehen, irgendwie, irgendwo.
Unsere Begabungen sind ein Wegweiser, aber unser Wille Glaube und Bereitschaft zu lernen sind unsere Füsse.