Auszug aus einem Brief, welchen ich anlässlich des Todes eines nahen Angehörigen geschrieben habe. Er ist wie alles eine Momentaufnahme aus meinem bewegten Leben.

Die darin geäußerten Meinungen und Ansichten entsprechen meinen eigenen, zu diesem Zeitpunkt, und werden von mir nicht zum allgemeinen Gesetz erhoben, sondern sollen lediglich einen Gedankenansatz darstellen.

Sagen möchte ich noch, dass ich aus tiefster Überzeugung keiner Religion angehöre und weder dahingehend, noch in eine esoterische Richtung verstanden werden will!

Wenn jemand aus unserem Umfeld stirbt, sind wir fassungslos und betroffen. Manche Menschen glauben an Gott und dadurch wird das scheinbar unfassbare erträglicher. Aber gibt es einen Beweis für ein Leben nach dem Tod?

Nun, zumindest gibt es einen Beweis, dass nichts ohne Sinn in der Welt und der Natur geschieht. Weder das Leben noch der Tod!

In der Physik hat jede Ursache ihre Wirkung. Das bedeutet, dass jede Aktion eine Reaktion erzeugt und dass jeder Mensch seinen Teil zum großen Gesamten leistet, oder zur Entwicklung des einzelnen Individuums und der Menschheit an und für sich.

Beispiele gefällig?

Was wäre wohl der große Politiker ohne seine Sekretärin? Wie viele große Reden wären wohl, ohne dieser scheinbar, so unscheinbaren, Dame nicht gehalten worden? Was wäre der Maler ohne seinen Agenten?  Oder wie wäre es damit? Was wäre der  Stardirigent, ohne den Taxifahrer, der ihn nach verspäteter Ankunft, in rasender Fahrt zum Konzert bringt und wie viele Menschen sehen dann durch den Einsatz genau jenes Taxilenkers das Konzert?

Ja und was löst dieses Konzert dann in ihnen aus? Wenn sie dann nach Hause gehen sind sie bewegt, sind sie glücklich.

Der eine macht aus diesem Glücksgefühl heraus seiner Freundin spontan einen Heiratsantrag, die andere ist ein Stück höflicher als sonst und verzichtet, zugunsten einer alten Dame im Bus, auf ihren Sitzplatz.

Der dritte rettet vielleicht aus dieser positiven Stimmung heraus ein Menschenleben.

Wessen Verdienst ist dies nun alles?

Das des Dirigenten? Des Taxifahrers?

Oder sind vielleicht die Eltern des Dirigenten und des Taxifahrers, ihre Kinder Freunde, Verwandte oder........ auch daran beteiligt?

War es den Zusehern bestimmt, diesen Abend jenem Konzert beizuwohnen oder war es allen bestimmt etwas zu lernen?

Wir sehen schon, dass die Schicksale aller Menschen auf untrennbare Weise miteinander verwoben sind.

Alle Menschen, die scheinbar von uns gehen, hinterlassen ihren Fingerabdruck in dieser Welt und in den folgenden Generationen.

Wer also wollte in diesem Zusammenhang glauben, dass das Leben und der Tod etwas Zufälliges Sinnloses und Endgültiges wären?

Der große Goethe hat einmal gesagt: „In der Natur gibt es keinen Tod!“

Was hat er wohl damit gemeint?

Alles ist ein stetiger Kreislauf von werden und gehen, von Tod und Geburt. Der Mensch ist viel mehr, als nur sein irdischer Körper.

Er ist Energie, von der Einstein ja sagte, dass man sie nicht vernichten, sondern nur umwandeln könne.

Alles lebt aus dem Einen und das Eine lebt aus Allem! Der Baum und das Meer, der Fluss und der Stein, der Mensch und die Welt, die Welt und die Planeten – das All, der Mikro- und der Makrokosmos.

Alles was sich im kleinen in uns findet, findet sich auch im großen Ganzen.

Es mag sein, dass unsere Hoffnung stirbt, aber unser Geist und unsere Seele, sterben niemals. Sie existieren nur, jenseits unsere sterbliche Hülle weiter, in einer anderen Dimension. Das ist meine feste Überzeugung. Gibt es nicht in unserer Sprache auch ein schönes aufschlussreiches Wort, welches gerade im Zusammenhang mit der kreativen Kraft des Menschen gebraucht wird? Wir sprechen von „Inspiration“ Unter Inspiration (von inspiratio = Beseelung, Einhauchen von „Spiritus“ ) versteht man eine (laut Philosophie... eine göttliche) Eingebung, etwa einen unerwarteten Einfall oder einen Ausgangspunkt.

Wenn wir nun dieses ganze komplexe System alleine unseres Lebensraums – der Erde und noch weiter, jenes dieses riesigen Welten - Alls betrachten und sehen, wie sehr sich die Dinge und Menschen und ihr Wirken doch gegenseitig beeinflussen und bedingen, wie können wir dann noch an Zufälligkeit oder das Nichtvorhandensein einer übergeordneten lenkenden Macht glauben?

Wenn uns nun also Menschen verlassen (körperlich) ist alles was sie je getan und in welcher Weise sie gewirkt haben noch da. Es kann nicht ungeschehen gemacht werden. Sie haben die Welt und die Menschheit mit ihrem Leben verändert und ihren Beitrag zu unserem Sein geleistet.

Mit ihren Gefühlen und Erfahrungen, mit ihrer Art zu sein, haben sie wieder andere Menschen geprägt, so wie diese wieder andere geprägt haben und prägen werden.

Unsere Geschichte des Menschseins entwickelt sich aus dem einzelnen Individuum und aus allen. In der Computersprache würde man es als „Interaktiv“ bezeichnen.....

Auch die Trauer über den Tod erfüllt ihre Aufgabe. Sie macht uns weicher, gefühlsbetonter, menschlicher. Sie lehrt uns Mitgefühl und Treue.

Das sind die Werte nach denen wir streben und zu denen es gilt sich hin zu entwickeln.

Das Leben ist eine Lehre, der Tod auch. Alles nach seiner Bestimmung und seiner Aufgabe.

Fotolia © kevron2001

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Erwin Schmiedel

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