Von Akademikern, Zetteln und Werten

Nachdem ich in der letzten Zeit hier und auch anderswo immer wieder emotionale Debatten zum Thema Akademiker oder Nicht Akademiker gelesen habe, hier nun ein paar hoffentlich ausgleichende Gedanken aus meiner Sicht der Dinge.

"Akademiker mit Niveau"!.... die Partnerbörse..

So oder so ähnlich schallt es uns als Werbung täglich aus den TV Geräten entgegen. Solche und ähnliche Aussagen implizieren doch ein wenig, dass Menschen die nicht studiert hätten, als potenzieller Partner weniger wert wären. Das ist natürlich ziemlich dumm, unwahr und eine subtile Art der Diskrimminierung!

Hierzulande habe ich schon oftmals die Erfahrung gemacht, dass Zetteln und was drauf steht wichtiger sind, als das echte Können von Menschen. Das fängt schon bei ganz einfachen Dingen an und hat bei weitem noch nichts mit einem Studium zu tun. Es gibt eine regelrechte Zettel (Obrigkeit) Hörigkeit.

Einen Menschen auf seine Ausbildung zu reduzieren bzw. ihn danach zu bewerten halte ich für absolut unsinnig, wenig aussagekräftig und problematisch. Über die Jahre habe ich doch eine beträchtliche Anzahl an Leuten getroffen. Von meinen langjährigen Freunden haben es fast alle in Top Positionen von mannigfaltigen Unternehmen geschafft. Etwa die Hälfte sind Doktoren, Professoren usw. einige auch mehreres davon.

Die andere Hälfte sind, so wie ich Hacklerkinder, mit im besten Fall Matura - Abschluss. Sie haben sich trotzdem in die Höhe gearbeitet. Einer ist stellvertretender Leiter der Auslandabteilung beim größten Telekommunikation s Unternehmen, der andere Projektleiter beim Kraftwerksbau, einer ist für das Budget von mehreren Magistratsabteilungen zuständig und wieder ein anderer macht die Zertifikate der ISO Norm in verschiedenen Ländern.

Sagt das menschlich etwas über eine der beiden Gruppen aus?

Wenn ich nun also ab und an auf die Idee komme eine Feier zu veranstalten sitzen doch sehr unterschiedliche Menschen an den Tischen. Da ist ein berühmter Prof. der über 40 Bücher geschrieben hat, neben einem Sänger, der in der Mailänder Scala, Staatsoper... gesungen hat oder aber auch ein Taxler und daneben wieder ein Biker........

Was diese Leute verbindet ist der Willen gemeinsam einen schönen Abend zu haben und nicht anderen auf die Nase zu binden wer was ist oder erreicht hat.

Wissen ist, nach meiner Ansicht, etwas wunderbares und macht Menschen interessant. Noch interessanter ist Weisheit. Letztere zu erlangen bedarf es jedoch nicht bloßer Intelligenz.

Führende Unternehmen haben schon Mitte der 90er Jahre erkannt, dass nicht nur der IQ sonder auch der EQ (Emotional Quotient) bei der Besetzung von Spitzenpositionen eine tragende Rolle spielt.

Ja es gibt diese Menschen, die sich künstlich aufblasen und glauben, dass sie etwas "Besseres" wären, aber das ist eine Charaktersache. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen die wenig(er) "erreicht" haben und eben Akademikern oder sogenannten Erfolgreichen (in welcher Sparte auch immer) ihre Bildung Beruf Status neiden.

Eine gewisse Demut allem Sein und Haben gegenüber schadet wohl niemand! Menschliche Größe hat aber weder etwas mit Status, noch Bildung zu tun sondern einzig mit Charakter.

Einer meiner Lieblingssprüche lautet: Wenn ich weis, wer ich bin, muss ich es niemand anderem zeigen!

Menschlichkeit ist alles was wichtig ist! Vielleicht habe ich auch deswegen Freunde von "ganz unten bis ganz oben".

Man muss nicht studiert haben um Bücher zu lesen oder sich Wissen anzueignen. Ein geschliffener Geist mit eigenen Ideen und Lösungsansetzen ist mir persönlich jedenfalls lieber als jemand, der ein paar Zitate auswendig lernt und in Wahrheit bestenfalls ein gewisses Halbwissen hat. Das aber wiederum beschränkt sich nicht auf (nur) eine Bildungsschicht.

Lesen kann man viel, lernen auch und sich mit anderen Menschen darüber austauschen. Den Sinn aber erkennt man erst, wenn man im Leben Erfahrungen macht.

Vor Krankheit und Tod, Hunger, vor Liebeskummer ist keiner gefeit, egal ob mit oder ohne Studium.

Menschen sind wir alle, manche mit Hirn, manche mit Herz und einige mit beidem!

Sich Bildung aneignen zu können ist ein Geschenk, ein Privileg von dem jeder Gebrauch machen sollte. Wissen ist Macht. In noch keiner anderen Zeit hatte dieser Satz so viel Gültigkeit, wie heute.

Aus eigener Erfahrung noch ein paar Zeilen: Ich erinnere mich, als ich mit dem Singen begonnen hatte, da war mir schnell klar, wieviel an Lernen es bedarf um hier "mitreden" zu können.

Ich wollte nicht von jüngeren Leuten vorgeführt werden, weil ich nichts über Schubert und Co wusste. Deswegen habe ich mir Bücher gekauft, viele Bücher und später hab ich meinen Lehrern Fehler aufgezeigt. Zu irgendeinem Abschluss habe ich es nie gebracht, aber ich habe den Respekt, die Anerkennung und die Freundschaft von Menschen die in diesem und anderen Bereichen viel erreicht haben.

Aufblasen musste und wollte ich mich nie und Leute von oben herab zu maßregeln, das überlasse ich anderen Charakteren.

Wenn ich heute mit jungen Musikstudenten arbeite, dann stets auf Augenhöhe und nie um sie zu einer Art Kopie von mir zu machen, sondern um ihnen zu zeigen, dass sie selbst Flügel haben und sie nur ausbreiten müssen, um zu fliegen. Es gilt der freie Geist und der Weg zu/in sich selbst um da, im Sinne des kategorischen Imperativs den rechten Umgang mit seinesgleichen zu finden.

Schließen möchte ich mit folgendem Satz:

Akademiker oder einfacher Arbeiter, Generaldirektor oder Portier, der Mensch zählt und das ist alles was wichtig ist!

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