Klimagipfel? Historische Einigung? Papperlapapp. „Klimadeal wird Sprit und Energie verteuern“ titelte der Kurier vor Weihnachten aus gegebenem Anlass. Steuerreform? Die größte ArbeitnehmerInnen-Entlastung? Wertlos! Denn in ein paar Jahren frisst die Teuerung sowieso alles wieder weg. Arbeitsmarktgipfel? Die Republik investiert in Beschäftigung, Bildung, Wohnbau? Alles zu wenig. Alles zu spät.
Die größtmöglichen Kommentar-Komplimente lauten: „ Warum erst jetzt?“, „Nette Idee, glaube ich erst, wenn ich es sehe“ oder: „Nicht reden. Machen“.
Faktum ist: in wenigen Tagen werden 6 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer spürbar mehr Geld überwiesen bekommen. Faktum ist, dass die SPÖ dafür seit Jahren kämpft und sich heuer damit durchgesetzt hat. Ja, Faktum ist auch, dass nicht jede/r ÖsterreicherIn mehr bekommen wird und, dass einige, nämlich jene, die mehr haben auch ein bisschen mehr abgeben werden müssen. Das alles wiegt aber nicht einmal annähernd den Gewinn, den die große Mehrheit daraus haben wird auf. Trotzdem glauben laut Umfragen die meisten Menschen nicht, dass sie von der Steuerreform profitieren werden. Woran liegt es also?
Sind es die Journalisten, die nur 3 Tage über die Steuerentlastung schreiben, dafür aber dann 3 Wochen über die Gegenfinanzierung? Oder liegt es daran, dass die Menschen einfach prinzipiell nichts mehr glauben und vom Schlechtesten ausgehen? Oder ist die Regierung einfach zu patschert den Menschen zu sagen, was sie Gutes getan hat?
Die Antworten sind ganz einfach: Was wir schon mal gehört haben, interessiert uns einfach nicht. Was neu und spektakulär klingt, ist interessant. Was unsere Meinung bestätigt ist noch interessanter. Und: je mehr Neues und Interessantes wir verbreiten, desto cooler sind wir. Denn – dank Social Media – ist heute jeder irgendwie Journalist. Leider halt nur „irgendwie“, weshalb auch überschaubar viele Qualitätsjournalisten darunter sind, was laufend zur Verbreitung von schlicht falschen Informationen führt und damit zum beliebten Kommentar-Kompliment „glaube ich erst, wenn ich es sehe“.
Am 1.1., am 15.1. oder am 31.1. mussten bzw müssen allerdings die 6 Millionen ArbeitnehmerInnen auf ihren Kontoauszügen und Lohnzetteln sehen, wieviel sie tatsächlich mehr bekommen.
Was wir ebenfalls im kommenden Jahr sehen werden ist, dass die Regierung 6 Milliarden in Wohnbau investieren wird, womit 30.000 leistbare Wohnungen und 20.000 Arbeitsplätze entstehen werden, dass es neue Rechte für ArbeitnehmerInnen geben wird, das Strafrecht im Sinne der Frauen verschärft wird, dass 2 Milliarden Euro in den Ausbau der Schiene wandern, die Roaminggebühren sinken, die Handyvertragskündigungsfristen kürzer werden, es ein höheres Pflegegeld gibt, eine Million Pensionistinnen und Pensionisten 110 Euro Steuergutschrift bekommen, es in mehr Gebieten Breitbandinternet geben wird, es ab Herbst das Recht auf ein Bankkonto für alle geben wird und dass sich die Wirtschaft laut Wifo und IHS mit 1,6 – 1,7 % Wachstum erholen wird, wofür die Steuerreform und die Ausgaben für Flüchtlinge verantwortlich gemacht werden.
Außer allerdings wir glauben nicht daran und entscheiden uns das zusätzliche Geld nicht zu investieren, dann wird die Wirtschaft nicht wachsen. Dafür haben wir es dann wenigstens immer schon gewusst.