Alaaf und Helau! Der Karneval steht vor der Tür und zu diesem gehört gerade in Köln und überall sonst, wo man Fasching, Fasnet, Karneval, Fastelovend usw. feiert, eine riesige Szene an Mundart-Musikern und regionalspezfischem Brauchtum. „Henkelmännchen, Millowitsch, bei uns ist immer was los“ singen die Höhner in ihrem Stadtschlager Viva Colonia (wer kennt das nicht?) und meinen damit die ebenso tief verwurzelte Heimatverbundenheit und gleichzeitige Weltoffenheit Kölns und der Kölner.
Youtube https://www.youtube.com/watch?v=8eldEWJymz4&t=73s
Bereits im letzten Jahr hat sich die Gruppe Miljö mit ihrem Schlager „Su lang die Leechter noch brenne“ zur festen Größe im Kölner Karneval gemacht. Und was fällt auf in dem Video? Ein dunkelhäutiger Mann steht vor dem Millowitsch-Theater und verwandelt sich per Fingerschnipp in einen echten Karnevalisten, der, abgesehen von seiner Hautfarbe, als Urkölner durchgehen würde.
Ähnliches gibt es auch bei einem aktuellen Lied der Räuber zu sehen. Die Kölner Heimat wird besungen und während sich der Zuschauer fragt, wie hoch wohl der Anteil der dortigen Gaffel-Brauerei an der Finanzierung der Produktionskosten war, wird die Stadt im Liedtext massiv abgefeiert. Bezöge sich sowas nicht auf die Stadt, sondern auf die BRD selbst, ginge es wohl als Rechtsrock durch.
Und was ist in dem Video zu sehen? Erkennbar südländische Personen, die Gyros und Döner zubereiten. Wieder mehrere dunkelhäutige Menschen und ein homosexuelles Paar. Sie alle sollen das bunte und vielfältige Köln zeigen. Sie sind auch alle, in welcher Form auch immer, Kölner. Echte Kölner. Was zu sehen ist, ist perfekte Integration: Egal, ob jemand schwarz oder weiß ist, südländisch wirkt oder was auch immer: Kölner ist, wer sich als Kölner fühlt.
Von stolzen Türken, die neuerdings die Todesstrafe fordern und zu Tausenden für ihren Führer Erdogan und dessen fragwürdiger Gülenistenjagd in Köln demonstrieren, ist allerdings nicht die Rede.
Das beschränkt sich nicht nur auf Köln. In München ist Isaak Cissé ein stadtbekannter Taxifahrer und Anhänger des FC Bayern. Ein Mann, der vor Jahrzehnten aus dem Senegal hergezogen ist, um Franz Beckenbauer live zu sehen. Heute muß er hochdeutsch untertitelt werden, weil er breitestes Bairisch spricht. Wieder jemand, der sich einzig und allein über die Hautfarbe von der autochthonen Bevölkerung unterscheidet und der ansonsten ein integrierter und assimilierter Mann ist. Ein waschechter Bayer mitten in Minga.
Diese Männer machen jedenfalls nicht den Eindruck, Teil einer Parallelgesellschaft oder sonst was in der Richtung zu sein. Ganz zu schweigen natürlich von Roberto Blanco, den vor einigen Jahren ein CSU-Politiker einen „wunderbaren Neger“ genannt hat. Natürlich folgte der digitale Aufschrei im Internet, aber der Sänger selbst fand das nicht sonderlich schlimm. Wenn jemand zu Roberto Blanco sagt: „Geh dahin, wo Du hergekommen bist“, dann fährt der vermutlich mit der Straßenbahn nach Wiesbaden.
Nun könnte man diese Liste noch weiter fortsetzen, doch es bleibt etwas anderes zu sehen: In der BRD scheint man bereit zu sein, Menschen aus aller Herren Ländern die Chance zu geben, Teil der Gesellschaft zu werden. Doch dazu gehören eben auch die bösen Dinge, die niemand so recht aussprechen mag: Die Sprache lernen. Dafür sorgen, daß spätestens die Kinder, soweit vorhanden, der Sprache mächtig sind; also kurzum all das, was gelegentlich unter dem polemischen Schlagwort „Zwangsgermanisierung“ läuft.
Eltern, die sich durch alle Instanzen klagen, weil sie ihre Kinder nicht mit den unseren im Schwimmunterricht haben wollen, zählen wir zu denen, die lieber in ihrer Parallel- oder besser Gegengesellschaft leben wollen. Frauen (oder Männer), die sich bis auf einen schmalen Augenschlitz mit einem schwarzen Tuch verhüllen, halten wir auch nicht gerade für diejenigen, die zur Integration und einem gesellschaftlichen Miteinander etwas beitragen.
Selbstverständlich ersetzt das Prinzip der Staatsbürgerschaft die Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit. Aber es gibt eine Sehnsucht nach deutscher Leitkultur, nach der Liebe zur Sprache und ihren regionalen Dialekten, nach Brauchtum, Tradition und vielem mehr – Karneval ist das beste Beispiel dafür. Das ist uns bei unserer Vorbereitung auf die Festivitäten aufgefallen und wir stellen es hier einfach mal zur Diskussion. Derweil tanzen wir gerade hierzu: