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Es war eher Zufall, daß wir am Sonntagabend plötzlich RTL laufen hatten. Das Format heißt Schwiegertochter gesucht und wir hatten bis dato zwar schon davon gehört, es aber noch nie gesehen. Dabei ist die Sendung unserer Ansicht nach weder besonders unterhaltsam noch spannend. Das Konzept lebt davon, daß dort Menschen vorgeführt werden, die besonders einfältig, oft besonders häßlich aber in jedem Fall besonders skurril sind. Die Kandidaten werden erkennbar so ausgewählt, daß so gut wie jeder Fernsehzuschauer sich diesen überlegen fühlt und süffisant herabblickt.
Es hat etwas von einem Verkehrsunfall: Man kann einfach nicht wegsehen. Es ist eine ähnliche Faszination, wie Gruselfilme sie ausstrahlen. Es gibt keine Protagonisten, sondern nur Typen, von denen einer absurder wirkt als der andere. Bereits das Setting, daß die Eltern für erwachsene Männer Lebenspartnerinnen suchen, diese sich dann vor der Kamera treffen und ein paar Tage miteinander verbringen, deckt alle Klischees ab. Es erinnert ein wenig an den Bullen von Bad Tölz, nur daß dort solide Fernsehunterhaltung abgeliefert worden ist. Davon ist RTL hier jedoch soweit weg wie ein Kuhfladen von einer Sachertorte.
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Was wir hier erleben ist das Prinzip der Freakshow aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert in die Gegenwart transportiert: Damals hat man Menschen mit Gendefekten, mit fehlenden Armen und/oder Beinen, mit Downsyndrom, aber auch Kleinwüchsige und siamesische Zwillinge über die Jahrmärkte tingeln lassen. Kein größeres Volksfest ohne Freakshow. Auch diese hatten die faszinierende Ausstrahlung des Gruseligen, wurden aber gleichzeitig völlig entmenschlicht wahrgenommen – so wie es heute bei den Kandidaten einer solchen RTL-Sendung wieder der Fall ist.
Nein, wir wollen nicht die Kulturpessimisten spielen und auch nicht dem Mantra verfallen, wonach früher alles besser war. Das war es ja eben gerade nicht – vor dem kommerziellen Fernsehen gab es sowas eben auf dem Rummelplatz. Vielleicht gucken wir am kommenden Sonntag wieder rein; wenn wir dran denken. Aber am Sonntagabend ist ja auch wieder Bundesliga. Und ein entstellter Fußballspieler, der sich ein goldenes Steak servieren läßt, würde womöglich auch das eine oder andere Kuriositätenkabinett ganz gut ergänzen.
Pavel https://www.flickr.com/photos/blueriotriver/2752359285/