Man kann sich lange und ausführlich darüber streiten, wie man zum Thema #EheFürAlle steht. Es gibt aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln Gründe dafür und dagegen. Man kann z.B. aus konservativer Sicht argumentieren, daß die Verheiratung unter Homosexuellen die Monogamie fördert. Oder aus liberaler Warte, daß Eheleute im Zweifel füreinander einstehen – und die Versorgung durch den Ehepartner vorrangig ist vor der Versorgung durch den Sozialstaat. Dafür gewährt der Staat steuerliche Vorteile. Es ist jedoch auch durchaus legitim, sich dagegen auszusprechen. Niemand ist automatisch rassistisch oder rechtsradikal, weil er die Ehe für alle ablehnt – auch wenn deren Einführung allein an den Unionsparteien im Bundestag scheitert.
Doch von dieser Frage unabhängig finden wir es völlig inakzeptabel, wenn Eltern auf die Barrikaden gehen, weil es im Kindergarten einen homosexuellen Erzieher gibt. Und oh Wunder, oh Wunder! Diese häßlichen Bilder stammen nicht aus einem erzkonservativ-rechtskatholischen Dorf in Oberbayern mit CSU-Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat. Nein, wir befinden uns im bunten Berlin-Reinickendorf und die Eltern, die ihre Kinder von dem homosexuellen Mann fernhalten wollen, sind allesamt Moslems. Islam und Gender ist und bleibt eben doch ein unüberbrückbares grünes Paradoxon.
Wir halten diese Vorurteile für unerträglich. Wir haben keine Angst vor dem Umgang mit homosexuellen Männern und Frauen und sind auch nicht der Ansicht, daß homosexuell zu sein ein Grund ist, jemanden daran zu hindern, einen sozialen Beruf zu ergreifen. Das ist grober Unfug, der nichts mit der Realität zu tun hat. Aber mindestens genauso schlimm ist unserer Ansicht nach die Tatsache, daß solche längst geschlagenen Schlachten auf einmal wieder auflodern. Ist man in der BRD nicht längst darüber hinweg? Zumindest dachten wir das. Aber erzreaktionäre Ansichten gibt es wohl nicht nur in der autochthonen Bevölkerung.
Und wenn wir uns das so anschauen, dann freuen wir uns doch riesig, wenn die vielen Kinder unserer Asylbewerber und Geschenkmenschen, die uns wertvolleres bringen als Gold, demnächst an hiesigen Grundschulen Sexualkundeunterricht erhalten sollen. Denn die gleichen Leute, die nicht wollen, daß der kleine Ali mit fünf Jahren mit einem homosexuellen Mann mit Bauklötzen spielt, werden mit Sicherheit noch wütender, wenn mit acht Jahren statt Lesen, Schreiben und Rechnen Analkoitus, Sadomasochismus und andere ausgefallene Sexualpraktiken auf dem Stundenplan stehen. Und ja, wir sind da gerne rückwärtsgewandt, aber unserer Meinung nach müssen Grundschulkinder all das nicht wissen.
Natürlich ist es möglich, daß der ein oder andere Spezialexperte jetzt hier Fälle aus dem Hut zaubert, in denen katholische Kindergärten Erzieherinnen die Kündigung nahegelegt haben, weil sie mit einer Frau zusammenleben. Oder Fälle, in denen Leute bei der zweiten Eheschließung im Leben gekündigt werden. Aber das macht die Sache nicht besser, sondern nur schlimmer. Wir wollen in einer toleranten und freiheitlichen Gesellschaft leben. Diese kann man aber nur haben, wenn man bestimmte Dinge verhindert.
Wir möchten weder, daß man Menschen eine zweite Ehe im Leben zum Vorwurf macht, noch daß Homosexualität ein beruflicher Nachteil ist. Wir verlangen nichts als gegenseitige Rücksichtnahme, oder wie es der alte Fritz gesagt hat: Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden. Aber dazu gehört, daß man gewisse Spielregeln beachtet: Man muß damit klarkommen, daß es in der BRD homosexuelle Lehrer oder Erzieher gibt – und daß der Gebetsteppich zu Hause bleibt. Klare Ansage: Unser Land, unsere Regeln!