Wenn es ein Fachkräfteproblem gibt, können wir es selbst lösen

Wir haben also einen Fachkräftemangel und Unternehmen können offenbar ihre Lehrstellen nicht besetzen. Für uns Außenstehende ist das nur schwer nachzuvollziehen. Gerade kleine Unternehmen, für die der Azubi oft nur eine billige Arbeitskraft ist, haben aber auch manchmal Vorstellungen und Ansprüche, die jenseits von Gut und Böse sind. So wie man Arbeitslosen nicht zugesteht, auf einen Traumjob zu warten, so kann man auch von Unternehmen verlangen, daß sie sich mit den Bewerbern zufriedengeben, die sie gerade haben oder daß sie zumindest attraktivere Bedingungen bieten. Ist es nicht so, daß bei einem Mangel logischerweise die Löhne höher werden? Angebot und Nachfrage.

Gehen wir mal davon aus, daß in manchen Regionen wirklich mehr Lehrstellen zu besetzen sind als die Schulen Absolventen liefern. Und gehen wir weiter davon aus, daß man dies auch nicht mit deutscher Binnenmigration lösen kann – also daß ein Jugendlicher, der in Dresden keine Lehrstelle findet, sich dann eben in Stuttgart oder Nürnberg bewerben muß. Nehmen wir an, es gäbe in der BRD insgesamt zu wenig Bewerber, weil die Firmen mehr Lehrstellen bereitstellen wollen als es Absolventen gibt. Wie könnte man das lösen?

Wir öffnen die Grenzen und gucken, was wir mit denen machen, die es ins Land geschafft haben? Wir wissen inzwischen, daß auch junge orientalische oder afrikanische Asylbewerber oftmals außerstande sind, eine Ausbildung durchzuhalten. Es ist durchaus möglich, daß die Betroffenen am schulischen Teil scheitern, wir wollen das nicht bewerten, aber ein deutscher Schreiner, Schlosser oder Elektriker muß eben wissen, wie die Innenwinkelsumme eines Dreiecks lautet und sollte auch vier- oder fünfstellige Zahlen schriftlich addieren können. Rudimentäre Rechenkenntnisse lassen sich aber nicht mehr bei vermeintlich 18jährigen Berufsschülern nachholen. Und Nein, die Tatsache, daß auch deutsche Schulabgänger hier manchmal Probleme haben, macht das ganze nicht besser.

Ein Blick in die Statistik zeigt: Jugendarbeitslosigkeit ist in vielen EU-Ländern ein Problem. Wenn es sowas wie europäische Solidarität gibt, ja warum wirbt man dann nicht aktiv und gezielt Schulabgänger aus Spanien, Italien, Griechenland und anderen südeuropäischen Staaten an? Hier kann man sicher sein: Wer mit 16 einen Schulabschluß in Madrid, Rom, Athen oder wo auch immer macht, der ist in etwa auf dem Stand, den auch ein gleichaltriger Jugendlicher oder junger Erwachsener in München, Frankfurt oder Hamburg hat.

Sprechen wir doch mal darüber: Natürlich ist es primäre Aufgabe deutscher Bildungspolitik sicherzustellen, daß deutsche Schulabgänger in der Lage sind, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Es muß die Regel sein, daß jemand nach der zehnten Klasse lesen, schreiben und rechnen kann. Außerdem ist dafür zu sorgen, daß jemand, der aus einer deutschen Schule kommt, auch der deutschen Sprache mächtig ist.

All das hat das deutsche Schulsystem sicherzustellen. Wir halten übrigens diese Formen von Allgemeinbildung für bedeutend wichtiger als die Frühsexualisierung. Achtjährige brauchen nicht zu lernen, was es für Sexualpraktiken gibt. Sie müssen auch nicht über fünfzig verschiedene Geschlechter auswendig lernen. Wenn das kleine Einmaleins sitzt, ist schon viel gewonnen.

Wenn Lehrstellen nicht besetzt werden können und das Problem andauert, dann braucht die BRD eventuell eine Einwanderung. Wir sprechen uns aber dafür aus, Jugendliche und junge Erwachsene aus anderen EU-Staaten anzuwerben. Dann dauert die Ausbildung eben vier Jahre und nicht drei, weil ein Deutsch-Intensivkurs vorgeschaltet werden muß. Damit hätten wir einerseits offene Lehrstellen hierzulande besetzt und andererseits könnten befreundete südeuropäische Staaten etwas Druck aus ihrer Arbeitsmarktsituation nehmen.

Denn eins ist auch klar: Deutschland hat eine jahrhundertealte erfolgreiche Geschichte von Arbeitsmigration. Ob das die Ruhrpolen waren oder später die Gastarbeiter. Es hat stets einen Prozeß von Integration und Assimilation gegeben und viele Kinder, Enkel und Urenkel von Einwanderern leben heute als Deutsche unter Deutschen. Oft erinnern nur noch fremd klingende Nachnamen an die Familiengeschichte. Spanier oder Italiener stehen uns eben doch näher als Türken, Orientalen oder Afrikaner.

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gloriaviennae

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Matt Elger

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