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Was sind das für Leute, die die AfD wählen? Wer macht sein Kreuz bei der Partei, die in unserer Gesellschaft so geächtet ist? Sind das wirklich alles postfaktische Modernisierungsverlierer, Pack, Arschlöcher und einfach böse Menschen? Schon ein Blick auf die Wählerwanderung zeigt, daß das nicht der Fall ist. Es sei denn, man geht davon aus, daß SPD, Grüne und Linkspartei in den letzten Jahrzehnten von nennenswert großen rechtsextremistischen Milieus gewählt worden sind.
Tatsache ist: In Szene-Stadtteilen hat die AfD deutlich weniger Rückhalt als in Gegenden, deren Lebensqualität – salopp gesagt – nicht toll ist. Die Linkspartei hat in so manchem sozialen Brennpunkt, um nicht zu sagen in Stadtbezirken mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf, Wähler an die AfD verloren. Derweil scheint sie selbst immer mehr zur Partei der Bionade-Bourgeoisie zu werden.
Und auch in Duisburg-Marxloh, einer der bekanntesten No-Go-Areas der BRD, kommt die AfD auf erstaunlich viele Stimmanteile. Die Behauptung, daß AfD-Wähler im wesentlichen Leute seien, die nichts von Ausländern wüßten und in deren Lebensalltag die Folgen unkontrollierter Masseneinwanderung keine Rolle spiele, ist daher nicht zu halten. Offensichtlich wählt so manch einer, der das Elend täglich sieht, blau.
Die AfD und der öffentliche Raum
Als Guido Reil – das ist der Essener Ratsherr, der nach 26 Jahren in der SPD zur AfD gewechselt ist – vor den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen Unterschriften für die AfD gesammelt hat, da ist etwas ganz eigenartiges passiert: Die AfD-Leute standen gerade einige Minuten an ihrem Stand, als ein Müllwagen angehalten hat. Alle Müllmänner sind ausgestiegen und haben mit ihrer Unterschrift die Teilnahme der AfD an den Landtagswahlen am 14. Mai unterstützt.
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Wir finden, das ist ein interessanter Aufhänger: Denn Guido Reil weist ja bei Vorträgen regelmäßig zurecht darauf hin, daß gerade die drei Linksparteien längst nicht mehr die Partei der kleinen Leute sind. Im Gegenteil. Die Diskrepanz zwischen dem, wofür SPD, Grüne und Linkspartei stehen und der Lebensrealität von Müllmännern, Paketfahrern, Zugbegleitern, Polizisten, Feuerwehrmännern und vielen, vielen anderen ist erkennbar vorhanden. Wer beruflich im öffentlichen Raum zu tun hat, der kennt das Leben – und die Folgen der Asyl- und Einwanderungspolitik der Bundesregierung.
Das können Polizisten sein, die nach einer Straßenschlacht mit Asylbewerbern im Krankenhaus landen. Aber auch der Schaffner, der nach einer Auseinandersetzung mit nordafrikanischen Schwarzfahrern schwer verletzt ist, ist ein potentieller AfD-Wähler. Man könnte hier noch zahlreiche weitere Beispiele nennen, aber all die Menschen, die in ihrem Lebens- und Berufsalltag mit dem zu tun haben, was die Bundeskanzlerin unter das Mantra „Wir schaffen das“ gestellt hat, wissen daß es eben nicht so einfach ist.
Wer schafft was?
Wo sind eigentlich die vielen Asylbewerber oder auch die orientalischen Clans, deren Nachkommen längst hier geboren sind? Sie sind in der Regel nicht in den eingangs zitierten Szenevierteln. Sie tummeln sich nicht dort, wo Besserverdiener mit ihren Geländewagen rumfahren, auf denen sie natürlich den obligatorischen Aufkleber („Atomkraft? Nein Danke!“) haben. Wo man Fair-Trade-Kaffee für 22,50 Euro das Pfund kauft – statt den womöglich nur anders gelabelten Aldi-Kaffee für 3,99 Euro – da hat man mangels eigener Erfahrung üblicherweise kein Problembewußtsein. Wer im Reichenghetto wohnt, kennt Problembezirke nur aus dem Fernsehen.
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Solche Leute mögen vielleicht in irgendeinem mehrsprachigen Kulturzentrum abends zum Ausdruckstanz für Asylbewerber gehen – und die Teilnehmenden (wir wollen ja genderpolitisch korrekt bleiben) angucken wie Zootiere. Ach wie süß. Und die integrieren sich jetzt? Ist ja toll. Wir kriegen Menschen geschenkt. Es gibt Probleme? Ach, das sind Einzelfälle und die werden sowieso von den Rechten aufgebauscht. Und Deutsche machen sowas auch.
Wenn solche Leute in die Innenstadt fahren, dann nehmen sie das babylonische Sprachgewirr, das es dort oftmals gibt, allenfalls noch als aufregend und exotisch wahr. Wie der Kurzurlaub dort, wo der Bär steppt – in ein paar Stunden geht es wieder nach Hause, da hat man Ruhe. Wenn der Alltag in der Kleinstadtidylle stattfindet, läßt sich die Solidarität mit vermeintlichen Flüchtlingen und Asylbewerbern leicht einfordern – man hat ja selbst nichts damit zu tun.
Wir meinen: Es ist kein Wunder, daß die AfD gezielt um die genannten Berufsgruppen wirbt. Und es ist naheliegend, daß deren Stimmanteil im gentrifizierten Luxusviertel geringer ist als dort, wo der Niedergang der letzten Jahre und Jahrzehnte voll zugeschlagen hat. Ohne das demoskopisch belegen zu können, aber unser Eindruck ist, daß viele AfD-Wähler die Realität deutlich besser kennen als der durchschnittliche taz-Leser. Wer erkennt, daß das von den Nanny-Medien gezeichnete Bild mit dem Alltag überhaupt nichts zu tun hat, der weiß warum er blau wählt!
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