Immer öfter werden Stimmen laut, die sich über die sogenannten „Gehorsamen“ aufregen. Über jene Menschen, die sich nicht lauthals über die Corona-Maßnahmen auslassen, die nicht an Demonstrationen teilnehmen, über eben diese, die mehr hinter Corona vermuten, als eine simple Grippe.

Anstatt vielleicht auch mal genauer hinzuhören, um zu erfahren, was so ein Menschenkind bewegt, demselben gegenüber auch gewillt wäre die Möglichkeit einzuräumen sich ausführlicher als in zwei Sätzen zu erklären, rennt man lieber empathielos und Scheuklappenbestückt vorbei, jedoch nicht ohne zu vergessen, es in aller Kürze noch mit einer Feuertaufe zu entmenschlichen. „Von nun an sei dein Name, SCHLAFSCHAF!“

Aus vielen Berichten, aber auch aus eigener Erfahrung, weiß ich, wie schmerzlich sich solche Szenen anfühlen, wie wortlos man damit gemacht wird und wie stark unverstanden man zurückbleibt.

Hauptsächlich betrifft dies Menschen, deren Lebensumstände sie zwingen, sich punkto Corona zurückzuhalten. Sei es, dass sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, auch wenn sie sich bis dato fit und unversehrt fühlen, oder ob sie an einer Autoimmunerkrankung leiden. Dazu gehören unter anderem bestimmte Darmerkrankungen, oder Multiple Sklerose Patienten, nicht zu vergessen die durch die Krankheit schwer geprüften Rheumatiker und viele andere mehr. Gravierende körperliche Schwächen übrigens, die man beim ersten Blick auf eine Person, nicht vermuten würde.

Alle jene haben aber keine Wahl, ein Risiko auf sich zu nehmen! Sie können schlicht und einfach nichts riskieren, wie das vielleicht junge und gesunde Menschen tun könn(t)en, denn wenn sie sich bei klarem Verstand dafür entscheiden würden, in den sogenannten aktiven Widerstand zu gehen, oder aus Trotz gegenüber einer Regierung zu beschließen auf die überlebensnotwenige Selbstisolation zu verzichten, dann nur aus einem einzigen Grunde: pathologischer Lebensüberdruss.

Der große Rest aber muss sich, ob gewollt oder nicht, fügen. So gut es möglich, so schwer es oft auch erträglich ist. Eine schwere Krankheit würde nämlich noch mehr ihr bisheriges Leben verändern, als Corona es ohnehin schon getan hat, wenn nicht gar auslöschen. Hierbei geht es aber auch um die gelebte Verantwortung gegenüber Familienmitgliedern, Kindern und Enkelkindern, die oft in große Not geraten, wenn eine Mutter oder ein Vater, ein naher Verwandter der eine Schlüsselrolle innehatte, wie vielleicht ein Großelternteil, noch vor dem Ablauf der natürlichen Lebenszeit verstirbt.

Und was ist mit der eigenen Verantwortlichkeit sich selbst gegenüber und dem Recht auf Leben?

Infolge dessen gibt es für diese Menschen nichts zu riskieren und selbst dann nicht, wenn die zigste vermeintliche Ungerechtigkeit in dem Zusammenhang auftaucht. Denn es steht das Leben gegen den Protest (übrigens in einer Bandbreite von unberechtigt bis berechtigt) und das muss allen Beteiligten klar sein.

Darüber hinaus sollte den Kritikern endlich eines bewusst werden und gefälligst auch sein: Dass wir in Österreich im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, nur „so wenige“ Erkrankte und Sterbefälle haben, liegt vor allem daran, weil sich die meisten Menschen, ob ganz bewusst oder durch die Umstände erzwungen, an die Corona-Maßnahmen halten! Daher ist es unangebracht, dass gerade jene, die alles dafür tun, dass sich die Lage im Land nicht entspannt, mit den herrschenden Zahlen hausieren gehen!

Nur weil die Vielen, aus Gründen der Vernunft, aber auch im Bestreben, selbst in Krisenzeiten einen positiven Beitrag in Bezug auf ein zivilisiertes Zusammenleben zu leisten, nicht nachlassen, ist es möglich zumindest einen Teil des öffentlichen Lebens aufrecht zu erhalten.

Auf diesen Bemühungen herumzutrampeln ist nicht nur, nicht fair, sondern raubt mit ungeheuerlicher Brutalität die Hoffnung vieler, die dadurch zurecht ihre individuelle Freiheit, in weite Ferne gerückt sehen.

Die persönliche Freiheit nämlich, die in keinem Parteibuch zu finden ist.