1G Regel an Hochschulen: welches Jahr lässt da wohl grüßen?

Soeben macht in Österreich eine Meldung die Runde: immer mehr Rektoren scheinen augenscheinlich eine 1G-Regel an ihren Hochschulen umsetzen zu wollen. Bildung, die an sich frei zugänglich sein sollte, wird so wieder zu einem exklusiven Luxusgut für Mitläufer und Konformisten. Selbst die ÖH scheint diesem Vorschlag in weiten Teilen zuzustimmen. Die Frage wird sein, woher dieser Meinungsumschwung kommt und welche Personen vielleicht wirklich auch (finanzielle?) Nutznießer dieser neuen Form von Politik sind. Für alle Beteiligten gilt aber natürlich: die Unschuldsvermutung.

Es ist an sich eine Schande was aktuell in unserem Land - und nicht nur bei uns, sondern offenbar weltweit - abgeht. Freiheitsrechte, die bis vor kurzem noch der entscheidende Maßstab westlicher Demokratie waren, werden zunehmend und mit immer größerer Selbstverständlichkeit eingeschränkt.

Bis zuletzt sollten an sich die Universitäten, als Bastionen der Menschenrechte und der freien Bildung, sich gegen jegliches systemische Unrecht stellen. Aktuell erleben wir aber leider den genau entgegengesetzten Trend: Rektoren scheinen federführend daran beteiligt selektive Aufnahmekriterien auszuhecken, die offenbar in den Rang einer allgemeingültigen Maxime erhoben werden sollen.

Dabei geht dieser gefährliche Trend der Einschränkung von Bildungseinrichtungen exklusiv für geimpfte Probanden und Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, keineswegs nur von österreichischen Rektoren aus. Auch an der amerikanischen Elite-Universität Stanford wurden offenbar ähnliche Maßnahmen eingeführt - ohne das Presse und Medien hier sonderlich oft über diesen Skandal berichtet hätten.

Ich stelle mir da die Frage: wie wird sich ein Student wohl im Jahre 1933 gefühlt haben, als Zugangsbeschränkungen an den Unis erlassen wurden? Damals haben die Universitäten sich aber nicht von innen heraus, sondern durch äußere Gesetzgebung radikal verändert. Es wurden Zugangsbeschränkungen erlassen, die Menschen mit Nicht-Deutscher-Abstammung benachteiligten und - meines Wissens - vom Studienbetrieb ausgeschlossen haben. Natürlich soll heute keine Unterscheidung zwischen Personen aufgrund von Abstammung oder Herkunft eingeführt werden - das möchte ich in diesem Blogbeitrag auch in keiner Weise behaupten oder unterstellen. Sehr wohl soll aber offenbar der Impfstatus zum entscheidenden Kriterium über die Zulassung einer Person zu einem Studium (oder derem Verbleib an einer Hochschule?) werden. Und das halte ich persönlich für nicht minder problematisch.

Natürlich lauten die Argumente heute anders. Es ist von einem Schutz der Studenten die Rede. Dabei stellt sich aber die Frage, wovor denn geimpfte Studenten, die an sich ja nach weitläufiger Darstellung in den Medien keinen schweren Verlauf mehr erleiden können, eigentlich geschützt werden müssen? Sollte nicht die Impfung, die uns ja auch als "Covid-19 Schutzimpfung" verkauft wird, genau diese Funktion für Geimpfte Studenten erfüllen? Wer oder was soll also hier wovor geschützt werden - und vor wem?

Will man etwa ungeimpfte Studenten vor den infektiösen Geimpften schützen? Und: Sind Zugangsbeschränkungen hier wirklich der einzig mögliche Weg? Man könnte ja auch, wie bisher sehr erfolgreich, auf Fernlehre und Distance Learning setzen - um die Freiheitsrechte aller Studierenden zu schützen und zu garantieren (wozu auch das Recht auf Bildung gehört).

Strukturell betrachtet - auch wenn hier natürlich mit politischem und medialen Gegenwind zu rechnen sein muss - tun sich uns heute grausige Erinnerungen an die eingangs genannten Maßnahmen aus den finstersten Tagen unserer Geschichte auf, wenn angeblich "ab Herbst nur noch Geimpfte" studieren dürfen. Es scheint einem das Unrecht und die unfassbar diletantische Stoßrichtung eines solchen Vorhabens, das geradezu gegen die individuellen Freiheitsrechte und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung gerichtet zu sein scheinen, ins Auge zu springen.

Wiederrum stellt sich aber die Frage, wo denn eigentlich die mediale und politische Kritik an derartigen Vorhaben und Maßnahmen bleibt? Gerade die Universitäten tragen eine enorme historische und pädagogische Verantwortung sowohl für diese als auch alle nachfolgenden Generationen. Und es scheint - und das ist der eigentliche Skandal an diesen Vorhaben - der freie Hochschulzugang, der uns immer als politische und bildungsrelevante Tugend unserer Gesellschaft vor Augen geführt wurde, einmal mehr untergraben zu werden.

Auch die ÖH wird, wenn sie diese Linie fortsetzt, früher oder später einige ihrer Auftritte und Slogans abändern müssen. Statt "freie Bildung für alle", wie man noch gegen die Studiengebühren skandierte, müsste dann wohl "freie Bildung für Impflinge" oder "Mitläufertum über alles" abgeändert werden. Wir dürfen uns aber sicher sein, dass die entsprechenden Marketing-Abteilungen sicher irgendwelche wohlklingenden Slogans finden werden, um diese neue Linie marktgerecht aufzubereiten.

Here Tugenden wie die historische Verantwortung oder die Menschenrechte haben in manchen Gremien ja offenbar bislang ohnehin nie jemanden wirklich geschert (Anm.: österreichischer Dialekt für 'gekümmert';). Es wird jedoch die Aufgabe einer umsichtigen Bildungspolitik sein den Zugang zu freier Bildung - und freier Hochschulbildung - für ALLE zu garantieren.

Nachfolgende Generationen werden die Qualität und die ideologische Ausrichtung unserer heutigen Hochschulpolitik nämlich ohne Zweifel daran messen, inwieweit diese wertvollen und unschätzbar wichtigen Grundrechte weiterhin gewahrt und garantiert werden. Bildung ist ein Menschenrecht. Und als solches kann und darf diese keinerlei Einschränkungen auf Basis des individuellen Impfstatus unterliegen.

Quellen:

Fassmann hält 1G-Regel an Unis für möglich

https://www.oe24.at/oesterreich/chronik/fassmann-haelt-1g-regelung-an-unis-fuer-moeglich/489616399

Freie Bildung für alle - muss dieser ehemalige ÖH Slogan bald abgeändert werden?

https://www.oeh.ac.at/wir-brennen-fuer-freie-bildung

Skandalöse Impferlässe auch in Stanford:

https://studentaffairs.stanford.edu/vaccination-requirement-and-faqs

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