Wie vor Kurzem bekanntgegeben, stellt das von Vielen damals heiß erwartete Addendum seinen redaktionellen Betrieb - man verzeihe die umgangssprachliche Formulierung - ein. Die eigentliche Zielgruppe wurde dabei nie erreicht.
In diesem Bericht möchte ich daher, der Leitlinie von Addendum und der positiven und guten, hochqualitativen Arbeit seiner Redakteure nachgehen. Denn Addendum war anders. Aber, aus meiner Sicht, nicht anders genug.
Addendum hatte Potential. Noch vor wenigen Jahren berichteten mir zahlreiche Interessierte aller politischen Lager von dem Kommenden Magazin, einer neuen Zeitung für kritische Denker, das - endlich, endlich - wieder einmal kritischen Journalismus erlauben und kultivieren würde.
Natürlich, die Ansätze waren da. Immer wieder bewiesen die Redakteure und Journalisten die für Addendum geschrieben und gebloggt haben ihr fachliches Können, präsentierten durchaus weit, weit gehobenere und intensivere Recherchen als man sie ansonsten im fad gewordenen Mainstream findet - in dem in der Wahrnehmung vieler ein Journalist vom Anderen abzuschreiben scheint (während sie in Wahrheit gemeinsam dieselbe Pressemitteilung kopieren und in mühsamer Handarbeit zumindest rudimentär Wörter austauschen). Nicht so, bei Addendum. Hier wurde recherchiert. Hier wurde hinterfragt. Hier wurde das betrieben, was man sich als investigativen Journalismus in seinem besten Sinne vorstellt.
Man las Addendum nie ohne Gewinn, nicht ohne Mehrwert und Freunden des echten, des wahren, des objektiveren Journalismus ging ein ums andere Mal das Herz auf, wenn man die gehobenere Tiefe echter journalistischer Arbeit wieder einmal entdecken durfte. Doch das wirklich Revolutionäre, das neue, das Andere blieb ein ums andere Mal aus.
Doch der Leser, so mein Eindruck, musste sich den Inhalt mit dem er konfrontiert wurde, gleichermaßen erarbeiten. Das Format erforderte es, anders als die einlullende und langweilig-oberflächliche Berichterstattung der Boulevardmedien, sich mit dem Journalisten auf eine gedankliche Reise zu begeben. Die Artikel hatten eher den Charakter von Fachartikeln, als Leser muss man sich - wie wohltuend - Zeit nehmen die Texte zu lesen, um sich danach (in der Regel) sein eigenes Urteil zu bilden.
Dennoch - oder gerade deshalb - enttäuschte Addendum aber gerade wenn es um politische Themen ging. Denn anders als sonst, bediente man in der Redakton doch (so mein subjektiver Eindruck) dennoch einfach die üblichen Bilder, die vom Mainstream so eifrig geschürt wurden. Hier hätte ich mir deutlicheren und eindeutigeren Widerspruch erwartet.
Natürlich las man abseits des üblichen Konservativenbashings der Boulevardmedien in Addendum durchaus spannendere, initative, kreative und bemerkenswert gut durchdachte Ansätze echter, tiefgehender journalistischer Arbeit, die um Welten anspruchsvoller ist und war als das übliche, einfältige Copy&Paste von Pressemeldungen wie wir sie aus der Boulevardpresse kennen.
Irgendwie, so beschlich den Leser das Gefühl, schreckte man aber vor einer zu eindeutigen Sachberichterstattung gerade wenn es um politische Themen ging, dann doch eher zurück. So entstand der Eindruck, dass die - ansonsten vortreffeliche und hochqualitative - Arbeit der Redakteure gerade im politischen Bereich irgendwie auf halbem Wege stehen geblieben ist. Wohl um nicht anzuecken, oder sich nicht in eine bestimmte, unliebsame, politische Richtung (die man definitiv nicht teilt) drängen zu lassen.
Die Menschen in unserem Land warteten. Sie warten immer noch. Sie warten auf ein Magazin, ein Blatt, eine Zeitung, eine Redaktion, die es endlich einmal wirklich anders macht - und mit den schmierigen Lügen und Gemeinplätzen der Boulevardmafia bricht.
Addendum war ein erster Ansatz in diese Richtung - und ein Projekt, das (unbemerkt von Vielen) in Wahrheit Journalismusgeschichte geschrieben hat. Es war gelungen einen Datenschutzskandal bei der Post aufzudecken, ein Bravourstück journalistischer Arbeit, das definitiv nicht die nötige öffentliche Rezeption erfahren hat, die den Umständen halber notwendig und angebracht gewesen wäre. Es war gelungen, die primitiven Vorurteile linksaußenstehender Pressekommentatoren komplett umzudrehen und sich als sachlicher und fachlicher Player auf dem Markt zu präsentieren.
Eines aber, ist leider (vorerst) nicht gelungen: den Leser in einem Maße zu erreichen, dass dieser eine neue Sachlichkeit im Journalismus auch von anderen Blättern einfordern würde. Und so lese ich, wieder einmal mit viel Wehmut, vom Endum eines an sich genialen, spannenden und so dringend notwendigen Medienprojekts, von dem ich - und viele andere - einfach gerne mehr gesehen hätten.
Mach es gut Addendum. Wir werden dich vermissen.
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