Wehret den Anfängen, einmal mehr

Wir leben heute in einer Zeit, in der wir Grenzen und Mauern bauen, statt sie einzureißen und das, obwohl der Großteil unserer Mitmenschen dabei war, als der eiserne Vorhang fiel. Als Getrenntes verbunden wurde. Als Hoffnung zu geben noch eine Tugend war. Und heute?

Heute gilt jeder für sich, und das meiste bitte für mich! Arbeitslose?„Selbst schuld!“ Dass Unternehmen Menschen über 50 nicht mehr als lukrativ ansehen?„Falsch, die sind faul, ein Pack! Ab ins Arbeitslager mit ihnen, die sollen sich anschauen, wenn wir ihnen diktieren, was sie zu arbeiten haben!“ Und Mindestsicherung?„Alles Schmarotzer! Schlagen sich auf unser aller Kosten durch! Von meinem teuer erwirtschafteten Steuergeld! Was bildet der sich eigentlich ein?“

Wir leben schon in einer komischen Zeit! Seit 70 Jahren haben wir es irgendwie geschafft, Frieden in Europa zu bewahren. Gemeinsames zu schaffen, uns zusammenzuraufen und uns ein hohes Niveau an Wohlstand zu erwirtschaften. Kommt jetzt unser wahres Ich zum Vorschein? Die Flüchtlingsdebatte schafft vor allem eines, unserer Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten! Solidarität? Fehlanzeige! Dass Menschen um Leib und Leben fliehen ist uns doch egal! Die kommen und wollen etwas vom Kuchen, von unserem Kuchen! Und Arbeitslose und Mindestsicherungsbezieher auch! Und Arme? Hauptsache ich seh sie nicht! Aber mehr als das dürfen sie auch nicht kosten! Nicht die Armut gehört bekämpft, sondern ihr Symbol in der Gesellschaft! Deshalb Bettler am besten gleich wegsperren! Ein Bettelverbot muss her! Dass Menschen arm sind muss verboten werden, Problem gelöst!

Hat die Zivilgesellschaft zu lange zu geschaut? Zu lange nicht den Mund aufgemacht? Sich zu lange nur mit Abschwächungen abgegeben? Derzeit versteckt sich die Zivilgesellschaft hinter dem Begriff Wirtschaftsflüchtlinge! Kriegsflüchtlinge sind ja willkommen, aber für Wirtschaftsflüchtlinge haben wir keinen Platz! Das haben selbst Politiker übernommen. Obwohl niemand weiß, was eigentlich ein Wirtschaftsflüchtling ist. Nie hat ihn jemand definiert! Trotzdem sprechen wir damit Menschen aus anderen Ländern das Recht ab, sich woanders eine Existenz aufzubauen.

„Wir können doch nicht alle nehmen!“ Eigentlich eine unglaublich überhebliche Aussage! Als ob alle Flüchtlinge dieser Welt Österreich als Wunschort angeben würden! Ein Land voller Fremdenhass, nein danke! Vielleicht wollen deshalb so viele weiter nach Deutschland, vielleicht ist es dort derzeit noch besser. Europa hat übrigens über 500 Millionen Einwohner, aus Syrien flieht in etwa die halbe Bevölkerung, ca. 10 Millionen, würden alle nach Europa fliehen wären das 2% der Gesamtbevölkerung Europas.„Das würden wir niemals bewältigen können!“ Doch könnten wir! Mit einer Wirtschaftsleistung von über 10 Billionen Euro die Europa 2015 erwirtschaftet sollte das eigentlich kein Problem sein.

Ich will nicht mehr! Ich will nicht mehr tagein tagaus diese Aussagen hören, wie sie vor 70 Jahren gang und gebe waren, und wie sie einem derzeit als Roter um die Ohren geworfen werden. Selbst von Gesinnungsgenossen! Ich will nicht, dass Lügen verbreitet und Hass geschürt werden! Ich möchte das Europa wie es für mich immer war! Als Gemeinschaft, als Wohltäter, als Ordnung! In der „Nachbar in Not“ eine Spendenflut auslöste. In der Menschen auf die Straße gingen und mit einem Lichtermeer ihre Solidarität zeigten!

Die Forderungen der anderen haben sich seit damals, seit dem Lichtermeer, seit „Österreich zuerst“ nämlich nicht verändert, keinen Millimeter. Sie haben es nur geschafft, sich in den Köpfen der Österreicherinnen und Österreich festzusetzen! So sehr festzusetzen, dass sie mehr als 20 Jahre danach plötzlich Gehör finden und ernst genommen werden.

Ich habe obige Aussagen in den letzten Tagen auf Wahl Tour oft gehört, zu oft gehört. Eine Aussage hat mich aber besonders betroffen gemacht. „Ihr Roten gehörts verboten!“ Ich habe sie nicht einmal, nicht zweimal, sondern sicher ein Dutzend Mal gehört. Die Roten verbieten. Das hatten wir schon, kurz vorm dunkelsten Kapitel europäischer Geschichte. Bitte lasst uns das nicht wiederholen!

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Erkrath

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Francesco Huber

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fischundfleisch

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