So fängt einer meiner wenigen Texte an, mit denen ich zu beschreiben versuchte, was mit mir passiert war. Es fällt mir schwer darüber zu schreiben, es fällt mir schwer darüber nachzudenken. Und es fällt mir schwer damit zu leben. Mit diesem Wissen, mit diesen Erinnerungen, mit diesen Bildern.
Die meisten trifft es nicht persönlich. Viele kennen noch nicht einmal jemanden, den es betrifft - oder sie kennen niemanden gut genug, den es betrifft. Nicht viele Menschen in meinem sozialen Umfeld wissen, was mir wiederfahren ist. Es ist nichts worüber man gerne redet, nichts das man erzählen will.
Und das schlimme ist, dass ich vor wenigen Jahren noch nicht einmal verstanden hätte, wie man in eine solche Situation geraten konnte. Und dennoch ist es mir passiert.
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Man kennt es ja, nach einer Zeit in einer Beziehung schwingen die Hormone einwenig ab, die Libido ist nicht mehr so stark ausgeprägt, wie sie es einmal war. Da kann es schon einmal vorkommen, dass man hauptsächlich seinem Partner zu Liebe den Geschlechtsakt vollführt. Soweit kannte ich es auch bereits aus vorherigen Beziehungen - doch in diesen wurde mein Nein, wenn es dann einmal kam, auch akzeptiert.
Doch Oliver (Name geändert) war nicht wie die anderen. Es gibt viele Begriffe, mit denen man ihn als Aussenstehende/r bezeichnen könnte: harmlos, höflich, nett, gutmütig, lustig, humorvoll. Er war der Inbegriff des "Nice Guys", jemand der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Oder doch?
Seine Libido war weit ausgeprägter als meine. Und irgendwann begann er damit, mich nachts zu wecken, wenn es ihn überkam und mich solange zu überreden, bis ich einwilligte. Noch nichts verwerfliches? Vermutlich. Man kann den Partner ja auch mal mit der Lust anstecken. Doch irgendwann begann er mir vorzuwerfen, ich würde ihn nicht mehr lieben, als ich sagte, ich hätte keine Lust auf Sex mit ihm. Und noch eine Weile später nahm er sich einfach, was er wollte. Oft wachte ich auf und stellte mich schlafend, damit er schneller fertig wurde. Manchmal schlief ich auch weiter - oder ich verdrängte es so gut, dass ich mich am Morgen nicht mehr daran erinnerte, wenn er es mir erzählte. Ich frage mich heute noch, warum er es mir erzählte. Wollte er mir die Chance geben, es ihm zu verbieten? Wollte er mir zeigen, dass ich keine Macht mehr über meinen Körper hatte? Ich weiß es nicht. Und wie ich schon eingangs erwähnt hatte: vor einigen Jahren hätte ich nicht verstanden, wie jemand in eine solche Situation geraten konnte. Es ging so schnell, dass ich es nicht einmal ganz mit bekam. Am Anfang dachte ich, es ginge wieder vorüber. Aber er hörte nicht auf. Am Anfang, da liebte ich diesen Menschen noch. Aber am Ende war da nur noch Leere und Angst. Angst vor emotionaler Erpressung. Angst vor Gewalt. Man konnte ihm vorwerfen was man wollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mich noch nie "gewaltvoll" gegen meinen Willen genommen. Wozu auch? Ich war ja oft noch nicht einmal wach.
Es fällt mir oft schwer, nach einem solchen Text die Kurve zu bekommen, um eine halbwegs positive Moral herauszuziehen, doch ich versuche es.
Heute sind noch nicht ganz 1,5 Jahre seit dem letzten "Vorfall" vergangen. Seit über einem Jahr bin ich offiziell getrennt. Und in Therapie. Ich habe gelernt mich wieder zu öffnen. Mich selbst wieder zu akzeptieren. Ich konnte mein Selbstbewusstsein aufwerten und habe mich zu einem Menschen entwickelt, den ich gerne im Spiegel betrachte. Aber es war nicht leicht. Und die Schatten der Vergangenheit sind immer noch da. Das Schamgefühl. Das Schuldgefühl. Die Angst. Die Demütigung. Das alles ist immer noch da. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Lerne es immer noch. Der Heilungsprozess ist noch nicht abgeschlossen und an manchen Tagen frage ich mich, ob er es jemals sein wird.
Niemand verdient ein solches Erlebnis. Niemand.
Zu meinem Original-Text (Triggerwarnung!): https://fairylightsonthehorizont.tumblr.com/post/190349011536/es-war-mitten-in-den-nacht-und-ich-wusste-nicht