Der Bumerang des Außenhandels-Imperialismus

Zweiter Teil: Das Target Zwei System. Kreditgewährung in Saecula Saeculorum.

Im ersten Teil dieser Monographie habe ich aufgezeigt, daß Deutschland seit der Einführung des Euros eine Währungspolitik betreibt, die man als eine Art Außenhandels-Imperialismus klassifizieren könnte. Ermöglicht wird dieses Ränkespiel durch einen finanzpolitischen Mechanismus, der als „Target Zwei” bezeichnet wird, ein Schlagwort, von dessen Bedeutung die meisten Leute immer noch keine Ahnung haben, so daß sie auch nicht die finanzielle Gefahr erkennen, die durch dieses System wie ein Bumerang an sie heranfliegt. In diesem zweiten Teil der Monographie will ich die Funktionsweise des politischen Blindflugs beschreiben und im danach folgenden dritten Teil seine Auswirkungen für das Land und seine Bürger erläutern.

Allgemeinverständlich ausgedrückt handelt es sich beim Taget Zwei um ein bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geführtes Verrechnungskonto (ein Kontokorrent), auf dem die Exporte und Importe aller Euro-Länder verbucht werden. Dabei entsteht für jedes Land ein fortlaufender Saldo, also entweder ein Außenhandels-Überschuß oder Defizit, wofür kein Ausgleich durch Zahlungen erfolgt. Ein Kontokorrent kann ja in alle Ewigkeit weitergeführt werden, solange keiner der Beteiligten darauf besteht, es aufzulösen.

Man könnte das Target Zwei mit einem Girokonto bei einer Bank vergleichen, bei dem sich der Saldo durch Ein- und Auszahlungen laufend ändert. Allerdings besteht hier ein bedeutender Unterschied: Falls die Bank überhaupt bereit ist, dem Kontoinhaber Kredit zu gewähren, also einen Minus-Saldo zuzulassen, besteht immer ein sogenannter Kreditrahmen mit einem Höchstsatz, bis zu dem sich ein negativer Saldo ausweiten darf. Ist dieses Kredit-Maximum erreicht, dann sind keine weiteren Auszahlungen mehr möglich, es sei denn die Bank ist bereit den Rahmen zu erhöhen.

Genau das fehlt beim Target Zwei: Die Überschuß-Länder gewähren den Defizit-Ländern zwar Kredit, aber es gibt da keinen Rahmen mit einer Höchstgrenze, bei deren Erreichen die Kredit-Ausweitung gestoppt wird. Man geht stillschweigend davon aus, daß die Länder, die zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Defizit angehäuft haben, irgendwann wieder mehr exportieren und weniger importieren werden, wodurch ein automatischer Ausgleich zustande kommt. Diese Annahme ist aber aus zweierlei Gründen völlig unrealistisch.

Die fünf Südstaaten im Euro (Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland) sind im Vergleich mit Deutschland TRADITIONELL wettbewerbsschwache Länder, das heißt, sie haben in ihrem Außenhandel – vor allem mit der Bundesrepublik – jahrzehntelang immer wieder Defizite angehäuft. Solange sie ihre eigenen Währungen hatten, konnte ein Rückgang dieser Wettbewerbsfähigkeit durch Abwertung ihrer Währungen VORÜBERGEHEND ausgeglichen oder zumindest gemildert werden. Zwar erfolgten diese Abwertungen seit den frühen Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts automatisch und kontinuierlich auf dem offenen Devisen-Markt, indem die Nachfrage nach dieser Währung sank und damit ihr Kurs zu den starken Währungen wie der D-Mark einbrach. Die Zentralbanken der Staaten haben allerdings auch gewisse begrenzte Möglichkeiten, die Kursentwicklung ihrer Währungen durch bestimmte Maßnahmen (zum Beispiel die Zinspolitik) VORÜBERGEHEND zu beeinflussen.

Durch eine Währungsabwertung verbilligen sich die Exportgüter des abwertenden Landes in den Währungen der Handelspartner, und die Preise der Importgüter in der heimischen Währung steigen, so daß man davon ausgehen kann, daß das abwertende Land nach der Kurskorrektur mehr exportiert und weniger importiert, wodurch sich die Defizite ausgleichen oder zumindest verringern. Ein solcher Effekt besteht aber immer nur VORÜBERGEHEND, denn der Grund für die Außenhandelsschwäche ist in den ökonomischen Verhaltensweisen der Einwohner des Defizitlandes begründet, vor allem, aber keineswegs ausschließlich, in übermäßigem Konsum, der übermäßige Importe zur Folge hat.

Etwas krasser ausgedrückt könnte man sagen, die Südeuropäer neigen stärker als die Nordeuropäer dazu, über ihre Verhältnisse zu leben – wobei der Begriff „Verhältnis” einer genaueren Erläuterung bedarf, auf die hier verzichtet werden muß. Solche Verhaltensweisen sind aber kulturell stark verankert und können daher nicht ¬¬¬nachhaltig durch Herummanipulieren an Devisenkursen verändert werden. Das ist der wesentliche aber nicht der einzige Grund dafür, daß die Südeuropäer TRADITIONELLE Defizitländer sind und es auf unabsehbare Zeit auch bleiben werden. Spiegelbildlich dazu ist Deutschland ein TRADITIONELLES Überschußland: Wie ich im ersten Teil dieser Monographie aufgezeigt habe, haben die Aufwertungen der D-Mark nie zu einer nachhaltigen Reduktion der deutschen Exporte sondern immer zu weiteren Außenhandelsüberschüssen und daher zu weiteren D-Mark-Aufwertungen geführt.

Infolge der Währungsunion ist nun die Ausgleichswirkung des Wechselkurses verloren gegangen, weil die Euro-Länder keine eigenen Währungen mehr haben, die sie auf- oder abwerten könnten. Die Defizite der Südeuropäer werden nicht mehr ausgeglichen, sondern addieren sich im Target-Zwei-Konto auf. Deutschlands Forderungen an seine Handelspartner im Euro steigen daher unaufhörlich und haben inzwischen die Summe von etwa einer Billion (das sind Tausend Milliarden!!) Euro erreicht. Die Hoffnung, daß diese Forderung oder auch nur ein Teil davon jemals beglichen wird, ist aufgrund der historischen Erfahrungen völlig illusorisch. Der Bumerang des Außenhandels-Imperialismus besteht also darin, daß Deutschland diese Exporte nie bezahlt bekommen wird. Daher hat die Bundesrepublik diese Lieferungen an die Südeuropäer nicht VERKAUFT, sondern sie hat sie ihnen buchstäblich GESCHENKT.

Das Target-Zwei-System ist daher auch eine Art von Euro-Rettung. Man bewahrt die Südländer vor der Misere, in die sie sich durch die Währungsunion mit den Nordstaaten hineingestürzt haben. Es ist so, als ob die Nordländer ihnen sagten: „Wir schenken euch, was wir euch liefern, aber haltet den Mund und bleibt in der Union.” Wie lange kann ein solcher Zustand aufrechterhalten werden?

Zunächst ist zu beachten, daß die Südeuropäer eine hohe Barriere haben, aus der Union auszutreten, denn tun sie das, dann müssen sie entweder ihre gesamte bis dahin aufgelaufene Euroschuld auf einmal begleichen oder aber erklären, daß sie das nicht können oder nicht wollen, was nichts anderes bedeutet als einen Staats-Bankrott. Durch eine solche Pleite der Südländer würde aber Deutschland Forderungen verlieren, die jetzt schon einen Betrag von fast einer Billion (Tausend Milliarden!!) Euro ausmachen. Es bleibt also allen nur die Hoffnung, daß die Südländer irgendwann wieder starke Exportüberschüsse erwirtschaften und damit ihre Verbindlichkeiten gegenüber den Nordländern ausgleichen oder zumindest verringern.

Aufgrund der historischen Erfahrungen und aufgrund dessen, was wir über die ökonomischen Verhaltensweisen der Südeuropäer wissen, ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines solchen Ereignisses nicht größer als die, daß es den Weihnachtsmann und den Osterhasen wirklich gibt. Je länger diese finanzielle Roßtäuscherei aufrechterhalten wird, desto mehr unbezahlte Forderungen wird Deutschland anhäufen und desto größer wird der Verlust sein, wenn der unvermeidliche Tag der Abrechnung angekommen ist, und die Südländer können nicht oder wollen nicht bezahlen. Der Bumerang des Außenhandels-Imperialismus fliegt dann Deutschland buchstäblich ins Gesicht.

Aber wer ist denn hier „Deutschland?” Im ökonomischen Sinn, also als Gläubiger, der hier verliert, gibt es das Land ja gar nicht, sondern es gibt nur seine Bürger und Organisationen, also natürliche und juristische Personen, wobei es sich bei letzteren hier in erster Linie um Exportfirmen und deren Geschäftsbanken handelt. Wer von diesen trägt also den Verlust von jetzt schon insgesamt eintausend Milliarden Euro? Um diese Frage zu beantworten, muß man zuerst verstehen, wie der Zahlungsverkehr für den Export abläuft. Nachfolgend ein typisches, vereinfachtes aber durchaus gültiges Beispiel:

Ein italienischer IMPORTEUR kauft von einem deutschen EXPORTEUR Waren im Wert von €1000 und beauftragt seine Hausbank (ITALBANK), diesen Betrag zu Lasten seines Kontos zu überweisen. ITALBANK belastet diesen Betrag dem Konto des IMPORTEURS, aber da sie keine direkte Geschäftsbeziehung mit dem EXPORTEUR unterhält, beauftragt sie die italienische ZENTRALBANK, die Überweisung vorzunehmen. ZENTRALBANK belastet den Betrag dem Konto, das ITALBANK bei ihr unterhält (alle Geschäftsbanken unterhalten ja Konten bei den Zentralbanken ihres Landes), aber da auch sie keine direkte Geschäftsbeziehung mit EXPORTEUR unterhält, beauftragt sie die Deutsche BUNDESBANK mit der Überweisung. Im Target Zwei wird dieser Betrag ZENTRALBANK belastet und BUNDESBANK gutgeschrieben. BUNDESBANK schreibt im Gegenzug €1000 der HAUSBANK des Exporteurs gut und HAUSBANK verbucht eine Gutschrift auf dem Konto, das EXPORTEUR mit ihr unterhält.

Damit ist der Zahlungsverkehr aus dem Exportgeschäft komplett abgewickelt. IMPORTEUR hat die Ware und EXPORTEUR hat das Geld; aber hat er das? Dieses „Geld” besteht ja hier nicht in Banknoten und Münzen, sondern in einer Kette von Forderungen. EXPORTEUR hat eine Einlage bei HAUSBANK, diese hat eine Forderung an BUNDESBANK, und BUNDESBANK hat eine Forderung im Target-Zwei-Verrechnungskonto an die italienische ZENTRALBANK. EXPORTEUR kann über seine Forderung verfügen, indem er sie in bar abhebt oder seine HAUSBANK anweist, diesen Betrag an jemanden zu überweisen. Danach hat er dieses „Geld” verwendet und kann es nicht mehr verlieren. Wird aber seine HAUSBANK vorher zahlungsunfähig und kann ihre Verbindlichkeiten nicht bedienen, dann löst sich dieses Geld oder ein Teil davon in Luft auf.

Ähnlich kann es HAUSBANK mit ihrer Forderung an BUNDESBANK (BB) ergehen, und auch BB mit ihren Forderungen an andere Zentralbanken im Target-Zwei-Verrechnungskonto. Jeder in dieser Kette betrachtet ja seine Forderung als Geld. Kann aber diese Forderung nicht beglichen werden, dann ist auch das durch sie repräsentierte „Geld” futsch. Der Zahlungsausfall eines Geldinstituts zieht aber fast immer weitere Institute in die finanzielle Bredouille, so daß im schlimmsten Fall eine Kettenreaktion entsteht, durch die das ganze System zusammenbrechen kann.

Die Welt hat in den letzten Jahrzehnten schon ein paar Mal am Rand dieses Abgrunds gestanden, aber bisher haben die Zentralbanken durch Schaffung immer neuen Geldes das Schlimmste verhindern können. Dadurch ist aber die gesamte Geldmenge wie ein Ballon immer stärker aufgeblasen worden. Wie lange eine solcher Prozeß weitergeführt werden kann, läßt sich nie genau vorhersagen, weil das Platzen des Ballons immer durch Ereignisse von außerhalb ausgelöst wird, und was für Ereignisse das sein könnten, kann niemand prophezeien, weil die Zukunft auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet äußerst ungewiß ist. Nur soviel ist klar: Je stärker der Ballon aufgeblasen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß auch ein relativ unbedeutend erscheinendes Ereignis zum Nadelstich wird.

Unser Geld besteht ja zu über 90% nicht aus harter Währung, also Banknoten und Münzen, sondern, wie man aus der obigen Analyse ersieht, aus Forderungen, und jede Forderung ist für jemand anderen eine Verbindlichkeit, eine Schuld. Ein solches System kann nur so lange aufrechterhalten bleiben, als genügend Vertrauen besteht, daß die Schuldner in der Lage bleiben, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen. Wenn dieses Vertrauen sinkt oder gar abstürzt – zum Beispiel bei Zahlungsunfähigkeit einer größeren Anzahl von Schuldnern – dann kann es zu einer Kettenreaktion kommen, denn durch die Verkettung von Forderungen in unserem System löst die Pleite eines Schuldners fast immer Zahlungsschwierigkeiten bei anderen Schuldnern aus.

Das Risiko, daß dies eintritt, steigt mit wachsender Geldmenge, denn unser Geld besteht ja aus Schulden, und eine Ausweitung der Geldmenge bedeutet ja nichts anderes als eine Erhöhung der Gesamt-Verschuldung in der Wirtschaft. Und je größer die Menge an Schulden ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß einige Schuldner zahlungsunfähig werden, was das Vertrauen beeinträchtigen und die Kettenreaktion auslösen kann. Bisher ist erstaunlicherweise alles gut gegangen, aber irgendwann werden wir an dem Tag angekommen sein, an dem das verbliebene Vertrauen nicht mehr zur Aufrechterhaltung des Systems ausreicht. Dann macht der Gelmengen-Ballon ganz einfach pop!

Nun ist es für den deutschen Durchschnittsbürger unvorstellbar, die BB könnte pleite gehen. Bis vor Einführung des Euro war das in der Tat auch gar nicht möglich, denn die BB konnte ihr eigenes Geld (damals die D-Mark) schaffen – buchstäblich aus dem Nichts oder „aus dünner Luft,” wie man so schön zu sagen pflegt - und zwar soviel davon als sie wollte. Jetzt hat die BB dieses Recht verloren, denn die Mark gibt es nicht mehr und das neue Zahlungsmittel, der Euro, darf nur von der Europäischen Zentralbank (EZB) geschaffen werden. Damit ist jetzt nicht mehr die BB sondern die EZB das Finanzierungs-Institut der letzten Instanz. Auch wenn die BB in der Abwicklung des europäischen Zahlungsverkehrs noch eine wesentliche Funktion ausübt, hat sie im Prinzip keine bessere Stellung als jede deutsche Geschäftsbank, also zum Beispiel die HAUSBANK des EXPORTEURS.

Was ist also nun, wenn die BB, die jetzt in vieler Hinsicht einer Geschäftsbank gleicht, eine Billion Euro oder mehr verliert, weil die anderen Zentralbanken des Euro-Raums ihre Schulden nicht begleichen können oder wollen? Die Forderung aus dem Target-Zwei steht auf der Sollseite der BB-Bilanz, aber auf der Habenseite befinden sich in gleicher Höhe die Verbindlichkeiten, die die BB gegenüber den Hausbanken der Exporteure eingegangen ist. Dadurch, daß die BB Forderungen von eintausend Milliarden verliert, erlöschen nicht auch ihre Verbindlichkeiten gegenüber den Geschäftsbanken. Kann die BB diese Verpflichtungen noch bedienen, wenn sie ihre gesamten Forderungen aus dem Target-Zwei verliert?

Ein Blick auf die letzte veröffentlichte BB-Bilanz vom 31. Dezember 2017 zeigt, daß dies zwar rechnerisch möglich wäre aber praktisch enorme Verwerfungen verursachen dürfte. Vor allem müßte die BB den größten Teil ihrer verbleibenden Anlagegüter veräußern. Insgesamt hatte die BB Aktivposten im Wert von €1728 Milliarden (MD), wovon die Forderungen aus dem Target-Zwei (in der Bilanz als „Sonstige Forderungen innerhalb des Euro-Systems” ausgewiesen) 907MD ausmachten, es blieben also 821MD zur Befriedigung der Verbindlichkeiten.

Aber nicht alle Posten auf der Sollseite können ohne weiteres veräußert werden. Am leichtesten wäre das wahrscheinlich mit dem zweitgrößten Posten von 512MD, der als „Wertpapiere für Geldpolitische Zwecke” ausgewiesen ist, das sind in erster Linie Schuldverschreibungen verschiedener Staaten (darunter vor allem der USA), die die BB als Währungsreserven hält. Und dann sind da noch die Goldreserven im Werte von 117MD. Bei beiden Posten muß man allerdings bedenken, daß diese Papiere und Barren, wenn sie in großer Stückzahl auf dem Markt angeboten werden, enormen Preisverfall verursachen würden, so daß diese Anlagegüter im Verkauf weniger „Geld” erbringen würden, als sie zum 31. Dezember in der Bilanz zu Buche standen.

Aber selbst, wenn es der BB gelänge, diese Anlagegüter zu akzeptablen Preisen zu veräußern, stünde sie am Ende ziemlich „nackt” da, mit einer Bilanzsumme, die für die Zentralbank eines so großen Wirtschaftsgebiets wie Deutschland als unzureichend betrachtet werden muß. Auf den Devisenmärkten würden massive Spekulationen einsetzen, denn das sogenannte „Smart Money,” also die Gruppe der besonders raffinierten Spekulanten, riecht ja den Braten schon dann, wenn er nur leicht angeröstet ist. Sie beginnen, sich zu positionieren wie bei einem Pferderennen die Jockeys auf ihren Gäulen vor dem Hochschnellen der Startbarriere.

Jetzt würde gegen die BB mit hoher Wahrscheinlichkeit das einsetzen, was man auf Neudeutsch einen „Bank Run” nennt, denn jeder, der eine Forderung an die BB hat, würde versuchen, diese so schnell wie möglich zu “verwerten.” Die Angst vor einer technischen Pleite der BB würde zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Die BB müßte auf irgendeine Art und Weise „gerettet” werden, was natürlich nur durch das Finanzierungsinstitut der letzten Instanz, also jetzt die EZB, erfolgen könnte, denn nur die kann jetzt unbeschränkt Geld, in diesem Fall Euros, aus dem Nichts „erzeugen.” Auf die Frage, wie diese Art von „Rettung” aussehen wird, kann zur Zeit niemand eine klare Antwort geben. Das liegt wie bereits gesagt daran, daß wir uns in einer historisch einmaligen Situation befinden, die es bisher noch nie gegeben hat, so daß man keine brauchbaren Parallelen ziehen kann.

Sicher ist nur eines: Eine „Rettung” der BB durch die EZB würde die jetzt schon exzessive Euro-Geldmenge weiter um mindestens 1000 Milliarden erhöhen und die bereits bestehenden Verwerfungen noch erheblich ausweiten. Der bereits heftig aufgeblasene Geldmengen-Ballon wird mit aller Sicherheit irgendwann einmal platzen, auch wenn wir den Zeitpunkt dieses Ereignisses nicht genau determinieren können. Zwar sind jetzt schon verschiedene Szenarien denkbar, aber ob eines davon eintritt und welches, bleibt ungewiß, denn die Politiker haben sich in schweren Krisen immer schon als äußerst „kreativ” erwiesen und können Maßnahmen ergreifen, die wir uns im Augenblick noch gar nicht vorstellen können. Klar ist nur: Es wird eine sehr harte Landung geben, denn nach Jahrzehnten von angehäuftem finanzpolitischem Murks kommt man nicht weich aus der Misere heraus. Was immer den Großkopferten zur „Rettung” des Systems einfallen wird, für die breite Masse wird es enorme Wohlstandsverluste verursachen. Aber wie immer in solchen Situationen werden einige raffinierte Spekulanten satte Gewinne abräumen.

Man kann sich gegen das, was uns jetzt bevorsteht nicht mit hundertprozentiger Gewißheit absichern. Auch wenn viele der selbsternannten Experten zu einem beträchtlichen Teil mit meiner Analyse übereinstimmen, darf man ihre Rat- und Vorschläge nicht als bare Münze nehmen. Denn wie bereits gesagt sind als Folgen des jahrzehntelangen finanzpolitischen Pfuschens eine Reihe verschiedener Szenarien denkbar, und es ist nicht auszumachen, welches davon, oder ob überhaupt eines davon eintreten wird, denn wir befinden uns in einer bisher nie dagewesenen Situation, für die es keine brauchbaren Vergleichsmöglichkeiten gibt. Auch kann man nicht ausmachen, mit was für „Rettungsversuchen” die globale politische Nomenklatura aufwarten wird. Im nachfolgenden dritten Teil dieser Monographie will ich daher lediglich die Grundhaltung skizzieren, die in meinen Augen eine gute Wahrscheinlichkeit dafür bietet, nicht zu den ganz großen Verlierern dieses monströsen politischen Blindflugs zu gehören.

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