Das Fotogeschäft

Als Ausgleich zu düsteren Themen, blogge ich auch gerne in heiterer Weise. Und so plaudere ich heute aus dem Nähkästchen. Es ist schon über 50 Jahre her … Damals hatte mein Vater ein Fotogeschäft in der Operngasse, nur wenige Schritte vom Naschmarkt entfernt. Dort habe ich oft ausgeholfen. Das Geschäft war winzig und unauffällig, aber mein Vater war Akademiker und das allein hat ihm zu einem gewissen Prestige verholfen. Vermutlich hatte er den Ruf besonderer Seriosität. Jedenfalls hatten wir einige ziemlich prominente Kunden. Z. B. Fürst Schwarzenberg, nein nein, nicht den tschechischen Minister sondern seinen Vorgänger. Nie verheiratet und kinderlos, hat er den jetzigen S. aus einer Nebenlinie adoptiert. Oder die Naschmarktfamilie Tuschl. Damals vielleicht die reichsten Naschmarktstandler. Sie haben junge Opernsänger unterstützt. Die Familie Tuschl soll ihren Wohlstand erworben haben, da Tuschl die innerstädtischen Luxushotels nach dem Krieg zeitig am Morgen mit dem Handwagerl mit Obst und Gemüse beliefert hat.

Der Graf Coudenhofen gehörte zu unseren Kunden, ein bedeutender Protagonist eines vereinten Europa, noch wesentlich asiatischer aussehend als Frau C K., die wir alle aus dem Fernsehen kennen. Ob man es glaubt oder nicht, der Vater der Schauspielerin Jesserer zählte zu unseren Kunden, trügt mich mein Gedächtnis oder war er wirklich Ringrichter am Heumarkt? Naturgemäß zählten auch einige „Naschmarktdamen“ zu unseren Kundinnen. Sehr angenehm, sie haben nie gefeilscht und hatten immer genug Bargeld bei sich. Oft musste ich etwas zustellen. Das war meist mit Trinkgeld verbunden. Die Trinkgelder waren gering mit zwei Ausnahmen: Schwarzenberg und Tuschl. Die bei Tuschl waren noch etwas höher. Frau Tuschl hat mehr oder minder wahllos in die Kassa gegriffen und ein paar Münzen herausgezogen, bei Schwarzenberg wurde das Trinkgeld vom Haushofmeister überreicht, das hat schon was. So mit 16-17 konnte ich das Geschäft gemeinsam mit einem Angestellten führen. Einer dieser Angestellten war Heribert Sasse. Erst dann konnten meine Eltern auf Urlaub gehen. Der frühe Kontakt mit der Fotografie hat mich natürlich geprägt. Noch heute bin ich der Meinung dass die Fotografie die wichtigste Erfindung der letzten 150 Jahre ist. Dazu vielleicht mehr in einem extra Blog.

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irmi

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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