Nachkriegszeit

Ich wurde 1948 in Wien geboren, und bin am Gürtel aufgewachsen, meine frühesten Erinnerungen reichen etwa ins Jahr 1951 zurück.

Die Nachkriegszeit war schon noch merkbar, die Zerstörungen waren noch nicht vollständig beseitigt, Pferdefuhrwerke waren noch oft zu sehen, in den Stadtbahnbögen waren Altwarengeschäfte untergebracht. (Damals hätte man Charakterköpfe von Messerschmidt zum Altmetall Kilopreis kaufen können). Immer wieder hat man auch Besatzungssoldaten gesehen, die sich aber völlig unauffällig benommen haben. Ausnahme: Am Semmering haben Russen die Grenze

zwischen NÖ und Steiermark bewacht aber, glaube ich, nur mehr Lastwägen kontrolliert.

- Eine meiner frühesten Erinnerungen: Mein Vater bringt am Abend eine zweite Birne für den für 4 Birnen vorgesehenen Luster nach Hause. Das kam mir vor wie Weihnachten. Nach einigen Tagen habe ich mich daran gewöhnt und das Licht als selbstverständlich betrachtet. Das hat mich auch damals schon gewundert.

- Eine meiner frühesten Erinnerungen: Ich gehe mit meiner Großmutter einkaufen, für manche Einkäufe braucht sie Marken (die haben aber damals keine echte Einschränkung mehr bedeutet).

Einschub: Meine Großmutter hat beim Einkaufen stets Kopftuch getragen, sehe also die Kopftuchdiskussion eher entspannt.

- Eine meiner frühesten Erinnerungen: Wir wurden von Gleichstrom auf Wechselstrom umgestellt.

Mein Vater ist in Sorge, weil das Umrüsten der ganz wenigen elektrischen Geräte (Glühbirnen, Radio) Kosten verursachen wird.

Einschub: Die meisten Stromverbraucher gab es damals noch nicht, oder sie waren im Durchschnittshaushalt nicht üblich: Waschmaschine, Kühlschrank, Unterhaltungselektronik so wie so, das Bügeleisen wurde von der Gasflamme erhitzt, mit abenteuerlichen Apparaturen, die heute schon aus Sicherheitsgründen ganz ganz streng verboten wären. Das einzige elektrische Haushaltsgerät, an das ich mich aus meiner Kindheit erinnere war ein Staubsauger.

- Eine meiner frühesten Erinnerungen: Ich sitze vor dem Volksempfänger und höre Unterhaltungsmusik. Mein diesbezügliches Gedächtnis reicht sehr weit zurück. Die Unterhaltungsmusik der Nazi Zeit konnte man nicht mehr spielen, die Übernahme von Musik aus den USA war damals nicht so üblich, Die jüdischen Komponisten und Interpreten waren ermordet oder vertrieben, daher hat man auf Musik der Vorkriegszeit zurückgegriffen. Jetzt im fortgeschrittenen Alter „leide“ ich oft unter Ohrwürmern aus den 20er Jahren (Mausi süß warst du heute Nacht).

- Frühe Erinnerungen:

Die Pummerin hält feierlichen Einzug.

Der Staatsvertrag

Den Stephansdom habe ich bis zu meinem ca. 14. Lebensjahr nur eingerüstet gekannt. Ich glaube auch auf einem Geldschein war er eingerüstet abgebildet. In der Zeitung habe ich gelesen dass er jetzt ohne Gerüst ist. Da bin ich in die Stadt gefahren und hab mir das angeschaut.

Es fiele mir noch einiges ein: Wahlplakate (Wählt Kommunisten und Linkssozialisten), Zeitungsartikel: Der Staatsvertrag wird noch Jahre dauern (Anfang 1955). Und natürlich die Romanze zwischen dem japanischen Kronprinzen und der bürgerlichen Michigo Soda (heute Großeltern).

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Claudia Braunstein

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