Phänomen Wahrnehmung.
Am 7.1.2015 war die Redaktion von Charlie Hebdo Ziel eines Anschlags. Bei diesem Anschlag, und dem am nächsten Tag folgendem Attentat auf einen Supermarkt, kamen insgesamt, einschließlich der Täter 20 Menschen ums Leben, viele wurden verletzt. Am selben Tag fand beispielsweise im Jemen ein Attentat mit 30 Toten statt, ohne dass ein Haufen Häuptlinge zusammengelaufen wäre und ein peinliches Schmierentheater veranstaltet hätte.
Am 13.11. gab es Attentate in Paris mit 130 Toten und zahlreichen Verletzten. Einige Wochen zuvor war ein russisches Flugzeug über dem Sinai von einer Bombe zum Absturz gebracht worden – über 280 Opfer, Verletzte gab es in diesem Fall naturgemäß nicht. Niemand hat sein Facebookprofil in den russischen Landesfarben eingefärbt, noch wurden Sehenswürdigkeiten angestrahlt. Man kann es natürlich als Wünschenswert betrachten, dass wenigstens das Russische Ereignis ohne diese Kitschorgien ablief, auch sehe ich ein dass nicht jeder mit der russischen Politik einverstanden ist. Doch werden die Opfer des Flugzeugattentats von Freunden und Angehörigen sicher ebenso vermisst, wie die Opfer in Paris.
Im September 2005 veröffentlichte die Zeitung Jyllands Posten Mohammed Karikaturen. In der Folge kam es zu Unruhen in der islamischen Welt, mit vielen Toten, natürlich alle Moslems.
Im Gegensatz dazu hat das Massaker von Srebrenica im Juli 1995 bei dem 8000 Moslems geschlachtet wurden in der islamischen Welt kein nennenswertes Echo gefunden. Der Schlächter Mladic wird vermutlich im Bett sterben, wenn er Pech hat wird das in einer – bequemen – Gefängniszelle stattfinden. Kein Ajatollah belegt ihn mit einer Fatwa – nichts. Ein Völkermord an Muslimen scheint also im Vergleich zu Mohammed Karikaturen eine lässliche Sünde zu sein. Was meine geschätzten Mitmenschen aufregt, zu Tränen rührt oder kalt lässt kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.