Wie ich Waluliso gerettet habe.
Na es muss mehr als 20 Jahre her sein. Ich habe damals am Fleischmarkt gearbeitet und bin bei schönem Wetter in der Mittagspause öfter über den Stephansplatz auf die Kärntnerstrasse gegangen und habe mir Geschäfte angeschaut. Dabei ist mir zwei oder drei mal ein älterer Mann (ca. 70) entgegengekommen. Er hatte einen Stock und hat auch einen Fuß etwas nachgezogen. Dennoch hat er den Stock nicht wirklich gebraucht und war flott unterwegs. Er hat den Stock drohend geschwungen. Dabei hat er eine Mischung aus Publikumsbeschimpfung und Endzeit Prophezeiung ausgestoßen. „Ihr seit ja alle Huren und Zuhälter, ihr werdet schon sehen, wie es euch geht, wenn die Welt untergeht“. Die Touristen haben erstaunt geschaut, die Wiener haben sich in der Kunst des „nicht einmal Ignorierens“ geübt, einige, wie ich, haben gedacht: Na ganz unrecht hat er auch wieder nicht.
Nun, eines Tages habe ich mich wieder dem Stephansplatz genähert, und dort ist mir ein Kreis von Menschen aufgefallen, was in der Inneren Stadt durch Straßenkünstler nicht ungewöhnlich ist. Es haben aber „der Alte“ (A) und Waluliso (W) miteinander gekämpft. A hat W mit seinem Stock angegriffen, und der hat sich mehr schlecht als recht mit seinem Thyrsosstab verteidigt. Ich war schon ziemlich in der Nähe da hat W gerufen: „Der will mich erschlagen, und die Leute stehen da und schauen zu“. Da hat er recht, habe ich gefunden. Ich bin also durch den Kreis gegangen und habe mich A, der sich gerade einen Anlauf für den nächsten Angriff genommen hat, entgegen gestellt. Eigentlich recht freundlich und in breitem Wienerisch habe ich gesagt „Gens lossns eam do in Rua“ (Bitte lassen sie ihn in Ruhe). Zufällig oder instinktiv habe ich offenbar den richtigen Ton getroffen denn A ließ seinen Stock sinken und ist leise grummelnd abgegangen. Das war ja leichter als gedacht, also habe ich mich zu W umgedreht und erwartet dass er „danke“ oder „nett dass ma gholfn ham“ sagen würde. Aber nichts da, er hat geschrien: „Das ist ein Psychopath, der will im Mittelpunkt stehen“. Da habe ich gelacht und bin zur Arbeit gegangen.
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Eigentlich hab ich mir vorgestellt, A würde mich mit seinem Stock angreifen. Ich entwinde ihm den Stock, so der Plan, laufe weg und lehne den Stock irgendwo an. Dann ist A seiner Waffe beraubt, er muss den Stock suchen und holen, und W könnte verschwinden, die Polizei verständigen, was auch immer. Ich habe darüber nachgedacht, was die Reaktion in A ausgelöst haben könnte. Am ehesten glaube ich, dass ihn meine massige Gestalt, und das Wienerisch, an die Pfleger in Steinhof (wie auch immer man das derzeit nennt) erinnert haben. Ich habe ihn auch danach nicht mehr gesehen, vermutlich ist er also (wieder?) in der Psych gelandet. W ist einige Jahre später, ohne Gewalteinwirkung verstorben.