Stell dir mal vor, es herrscht globaler Stromausfall in einer sternenlosen Nacht, und du liegst mit geschlossenen Augen zwei Meter unter der Erde in einem Sarg aus Ebenholz: So schwarz waren ihre Augen, als sie damals neben mir saß und mir Gedichte von Georg Trakl vorlas. Wenn ich von jetzt an in der Früh aufwache, dachte ich, dann wacht bis ans Ende meines Lebens zuerst meine Liebe zu ihr auf, und erst später folgt der Rest.

Vor kurzem habe ich ihre Tochter kennen gelernt. Die hat sie mit einem Schuhfabrikanten, den sie damals, vor 27 Jahren, vier Wochen nach mir kennenlernte. Ihre Tochter wirkte ein bisschen planlos und ein bisschen wütend. Vermutlich machen es viele Männer so wie ich, dachte ich, sie suchen in ihrem Gesicht das ihrer Mutter und finden es nicht. Vermutlich war das ihr Schicksal. Sie konnte ihr wichtigstes weibliches Rollenmodell in dieser einen Sache, um die es dann doch immer irgendwie geht, in Schönheit, nie erreichen.

Mir wurde beim zweiten Glas Wein mit ihr klar, dass ich mich erst ein paar Wochen lang durch die diversen Weltkrisen und die  Geschlechterrollen diskutieren müsste, ehe das mit uns etwas würde. Also zog ich weiter. Anscheinend will es die Evolution so, dachte ich unterwegs durch die Nacht. Die schönen Frauen landen bei den reichen Männern, die reichen Männer sind reich, weil sie Komplexe haben, und Komplexe haben sie, weil sie hässlich sind. Dabei kommen Töchter heraus, die vielleicht klug sind, aber schwierig.

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