Ich tauche im McDonald's am Praterstern zu stark gesalzene Pommes Frites in die Barbecuesauce und stelle mir vor, dass ich ein Moslem bin, der in irgendeinem Laden Spätschicht geschoben hat und auf die nächste Schnellbahn wartet. So ein Moslem, der es nicht leicht hat in Österreich. Für den es ein bisschen anstrengend ist, sich anzupassen, der es trotzdem versucht, der ein bisschen viele Kinder hat, ein bisschen wenig verdient, der aber sein Leben hier mag. Die IS-Leute hält er für kranke Idioten und die österreichischen IS-Groupies für dekadente Freaks.
Die Gratiszeitung hat er heute schon weggeschmissen, also surft er auf seinem Smartphone ein bisschen im Internet. „Kritik und offene Fragen zum Islam-Gesetz“, liest er gerade, als sein Vater anruft und ihm sagt, dass er in Zukunft auch ein bisschen was für die Kinder seines Bruders zahlen muss, weil der seinen Job verloren hat. „Keine ausländischen Finanzierungen für islamische Glaubensgesellschaften mehr“, liest er weiter, als er wieder aufgelegt hat.
Einverstanden, denkt er, aber warum gilt das neue Gesetz nur für islamische und nicht auch für alle anderen Glaubensgemeinschaften? Ein Typ, der sich an seinem Tisch vorbei drängt, streift mit seinem Jackensaum ein paar Pommes Frites von seinem Tablett und entschuldigt sich nicht einmal. „Die Kirche hat keine Einwände gegen das neue Islamgesetz“, liest er. Er rechnet nach, wie viel ihm bleibt, wenn er auch noch für die Kinder seines Bruders zahlen muss.
Warum hat eigentlich die Kirche keine Einwände gegen das Gesetz? Was soll dieses Scheißgesetz überhaupt? Vielleicht ist sein zweitältester Sohn, der auch schon mal mit der IS kokettiert hat, gar nicht so dekadent. Du kannst mich mal, Schönborn, denkt er. Steckt euch eure Sanktionen gegen den Islam sonst wohin. Zumindest würde ich als dieser Moslem so denken.