Vor kurzem las ich im McDonald's am Praterstern die Kronenzeitung. Die Stammgäste dort haben nicht viel, Arbeit sowieso nicht, aber manchmal macht das nichts. Das gelbe Licht um das Bahnhofs-Ensemble hat in Spätherbstnächten etwas Postapokalyptisches, das das Leben zu verlangsamen und die Menschen zu verbinden scheint. Aus der Kronenzeitung blickte ein Herr mit silbergrauen Haaren in die Ferne. Jean-Claude Juncker, der 300 Milliarden Euro in ein EU-Beschäftigungsprogramm stecken will.
Die EU hat die europäische Wirtschaft ausgequetscht, bis die Klein- und Mittelbetriebe, die am meisten Arbeitsplätze schaffen, in großem Stil weggebrochen sind. Jetzt behauptet Juncker, dass ein Haufen Beamter, die nie gefühlt haben, was Wirtschaft ist und was überleben heißt, mit diesem Geld Arbeitsplätze schaffen werden.
Es gibt in der Geschichte einige politische Systeme, bei denen hinterher klar wurde, dass ihre Chefs einfach verrückt waren. Wer so etwas wie Juncker behauptet, muss definitiv verrückt sein. Denn der Plan ist ungefähr so gut, wie Marcel Hirscher und Anna Fenninger die Ski wegzunehmen und, wenn wir dann keine Medaillen mehr machen, ein paar Sekretäre des ÖSV in die Weltcuprennen zu schicken.
Bloß ist Juncker kein Chef. Er ist einer von vielen Clowns in einem verrückten System, das dazu führt, dass ein paar Menschen unermesslich reich werden und der Rest absäuft. Die 300 Milliarden werden in die gleichen Taschen fließen wie die für die Banken und all die anderen Milliarden. Das Ganze wird im geschichtlichen Rückblick trotzdem wie eine der letzten Kraftanstrengungen der EU vor ihrer großen Krise aussehen.
Im Bahnhofs-McDonald's am Praterstern nahmen am Tisch neben mir zwei schöne Türkinnen Platz. Sie sahen aus, als wüssten sie nicht genau, woher sie kommen und wohin sie wollen, aber sie lächelten. Es wird auch ein Leben nach der Apokalypse geben, dachte ich, und vielleicht wird es gar nicht so schlecht.
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