Facebook will nun via Messenger Geld verschicken lassen. Die Firma von Gründer Mark Zuckerberg sucht immer mehr Wege, die UserInnen an das Produkt zu binden. Warum aber? Es sind doch schon weit mehr als eine Milliarde mit dabei. Hinterfragenswert.
An sich ist die Facebook Messenger-App ja nicht neu, sie wurde letztes Jahr von der normalen, etwas sperrigen Facebook-App ausgegliedert. Schon damals hieß es, dass Facebook den Download dieser neuen App vor allem forciert, um mit dem neuen Messenger gleich die Basis für ein Bezahlservice zu haben. Denn zunächst einmal bedeutet jedes neue Feature mehr Daten für Facebook und mehr Einsicht in die Beziehungen zwischen seinen UserInnen und ihr Geldleben. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass gut 50 Prozent des Webtraffics bereits über das mobile Internet statt finden.
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Und vor allem in Facebooks stärksten Wachstumsmärkten in Nordafrika und in Südamerika findet ein rasanter Wachstum der Internetverbreitung gerade über das mobile Internet statt. Und das Prinzip von Mark Zuckerberg lautet: „Gib einer Community eine elegante Organisation”. Facebook versucht, seine UserInnen möglichst lange, möglichst aktiv an sich zu binden und neue Märkte zu erschließen. Facebooks Bezahlservice kann ein großes Potential für Ländern ohne Bankfilialennetz haben, wo ein Großteil der Menschen nicht mal ein Konto, aber einen Facebook Account hat.
Die Kennzahl für Investoren zur Bewertung ist immer: Wie viele aktive UserInnen hat ein Service. Übrigens ist das nicht Facebooks erster Versuch, etwas in Richtung Bezahlservice zu machen - man kann ja auch beim Social Gaming auf Facebook ingame purchases via Facebook-Credits bezahlen. Damit waren erstmals Micropayments, also das Bezahlen von Kleinstbeträgen ohne viel Aufwand möglich. Das ist jetzt der nächste Schritt. Und wer es nutzt, sollte sich über ein paar Dinge im Klarn sein.
Kein Soziologe, kein Neuromarketer, kein Psychologe hat so viele Daten über unser Sozialverhalten wir Facebook. Und auf Facebook gibt es kein “sozial erwünschtes Verhalten” wie in der Markt-/Meinungforschung, das die Ergebnisse verzerrt. Gespräche, von denen wir meinen, sie wären intim und im Messenger geführt, sagen schon etwas aus. Wer chattet wie lange mit wem und worüber, wie ändert sich nach vielen Chats vielleicht auch mal der Relationship Status eben dieser Personen? Genau so ist es, wenn ich Menschen Geld überweise.
Aber der wichtigste Faktor: Facebook bekommt meine Kreditkartendaten. Und nachdem es in den USA bereits regen Austausch an Daten zwischen IT-Firmen und Kreditkartendaten gibt (und das die letzten Änderung der Facebook AGBs auch bis zu einem gewissen Grad in Europa möglich macht), wird Facebook auch wissen, welche Produktwerbungen es uns Unsern für längere Zeit nicht mehr zeigen braucht. Denn über die Daten aus der Bezahlapp und nach einem Abgleich mit Kreditkarten wissen sie, was wir eben gekauft haben und dass wir jetzt nicht mehr die Werbung dieses Unternehmens oder für dieses Produkt sehen brauchen. Eine neue „Qualität“ im Targeting, der gezielten Werbung, ist dadurch möglich.
Allerdings geht es da durchaus auch um Vertrauen. Die Erste Group hat da anlässlich des Launches ihres neuen Finanzservices „George“ Marktforschung betrieben und eine Umfrage gemacht, ob sich die ÖsterreicherInnen Finanzdienstleistungen von Google oder Facebook vorstellen können. Mehr als drei Viertel gaben an, dass ihre Bank vertrauenswürdig sei, die Daten vor dem Zugriff Dritter geschützt wären und dass man sich bei Fragen und Problemen an die eigene Bank wenden kann. Das Vertrauen in die genannten Firmen spielt sich hingegen im sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich ab. Allerdings findet macht knapp der Hälfte der Befragten Facebook Spaß. Vom Online-Banking behauptet das nicht einmal jeder Fünfte.
Stellt sich nur die Frage, ob Facebook das auch macht, weil die UserInnen immer älter werden. Aber Facebook war nie wirklich ein Tool für die Kids, die wollen lieber Whatsapp und Kurznachrichten – und Whatsapp gehört aber auch Facebook. so bleibt man von jung bis alt im „Ökosystem“ von Facebook. Sie haben den Streamalgirithmus, also was wir sehen, auch deswegen geändert, weil immer mehr Menschen Facebook rein zur Information verwenden. Man abonniert die Feeds in Form von Freunden und Unternehmensseiten, darunter sehr viele Nachrichtenseiten. Facebook ist ein mächtiges informationstool und auch wenn die UserInnen älter werden, ist Facebook deswegen nicht weniger erfolgreich. Vor allem, wenn man nun bald auch damit bezahlen kann.
Natürlich gibt es schon auch Alternativen zu Facebook und Co. Denn eines darf man nicht vergessen: So lange die Services alle gratis sind, verdienen die Firmen eben ihr Geld mit unseren Daten. Daher stimmt einmal mehr: If it’s free, YOU are the product.