Das böse, unreitbare Pferd - Die Geschichte von Max & Steffi (I)

Ich liebe Pferde!

Seitdem ich denken kann strahlen sie für mich etwas magisches aus. Sie haben so viel Kraft, sind so mächtig & doch sind sie so kuschelig, wie ein Stofftier.

Solange man sie gut behandelt!

Und doch machen sie nie etwas aus Boshaftigkeit!

Nein! Sie haben alle Persönlichkeit & wollen diese auch ausleben dürfen. Sie wollen nicht als Sportgerät behandelt werden! Sie sind gefühlvolle Lebewesen & haben sich allesamt ein tolles Leben verdient!

So auch Max!

Es ist schon wieder fast 6 Jahre her, dass er als weltbestes Geschenk den Weg zu mir gefunden hat.

Ich war damals nach einer grausamen Trennung total fertig. Mein Ex hatte unser gemeinsames Pferd für sich beansprucht & ich, seit meinem 7 Lebensjahr nie ganz ohne Pferd, musste es schaffen ohne diese großartigen Geschöpfe aus zu kommen.

Mein "neuer" Freund (und jetziger Mann - ich sags gleich, ich hab ihn nicht wegen dem Pferd geheiratet!!! ;) ) konnte es wohl nicht mehr ertragen mich so leiden zu sehen. Ständig durchwühlte ich Internetinserate & Pferdemagazine - einfach nur schauen - leisten konnte ich es mir nicht.

Eines Tages schickte er mir eine Anzeige.

Irgendwo im tiefsten Waldviertel war ein weißer, 11jähriger Wallach zu verkaufen.

"Da fahren wir morgen hin & schauen ihn nur mal an!", meinte er.

"Aber das geht doch jetzt nicht! Ich bin doch schwanger!", antwortet ich darauf.

"Naja. Eh nur mal anschaun. Schauen kostet nichts!"

Als wir bei dem Pferdehändler ankamen, war ich entsetzt.

Ein halb verfallener Bauernhof, ein heruntergekommener Kuhstall, mit mindestens 10 Pferden in Ständerhaltung, die seit Jahren verboten ist. Bekamen nur Hafer zu fressen, aufgeblähte Bäuche & keine einzige Koppel zum Austoben weit & breit.

Und dann war da noch Max.

Er stand ganz alleine in einer dunklen Box. Konnte, nur durch Hals verrenken aus dieser heraus sehen. Seine Augen waren weit aufgerissen & wirkten panisch, aber voller Energie & Tatendrang.

(Heute weiß ich, dass es die Hafersucht war, die ihn so wirken lies)

Als ich den Händler darum bat, ihn mir doch vor zu reiten, weil ich eben schwanger war, kam nur ein "den haben wir seit mindesten 3 Monaten nicht mehr geritten. Hat keiner Zeit dafür - aber vorlaufen kann ich ihn dir lassen"

Er holte ein Knotenhalfter, führte dieses total überdrehte Ding in ein kleines Viereck hinter dem Haus & kaum war der Strick weg, da düste Max auch schon los.

Er war kaum zu stoppen, fühlte sich anscheinend endlich wieder frei & konnte sich wieder einmal bewegen.

Wie lang er in seiner Box einsame Kreise ziehen musste, weiß ich bis heute nicht, aber ich weiß warum er zu diesem Pferdehändler gekommen war.

Der Mann berichtete:

"Jo, des is oiso da Maxim. A 11jähriges Ungarisches-Wormblut mit Araber g´mischt. Sei letztes Fraual hot er´m mir noch an Monat wieda brocht, weils beim Training owi gfoin is & sie dabei de Hond brochn hod."

-Mein Gott hat dieses Pferd traumhafte Gänge - ma wie sich der presentiert - ich glaub, das wird einmal ein traumhaftes Dressurpferd-

"Er is hoid momentan a bissal bled im Hirn, weil a jo ned vü gritten wird. Ajo, gfohrn is a a wordn. I woit man jo eigentlich koiten. Wissn´s i bin nämlich friera a Trabrennbahnfohra g´wesen. Jetza fohr i nur mehr bei Hochzeiten aus. I kum fü umadum, weil i in Wean drinnen Fiakafohrn a nu dur, aber i find zu erm afoch ja zweits Pferd"

Und das war wohl das große Glück von Max, dass der Typ kein zweites passendes Pferd gefunden hat...

Als wir ihn wieder in seine dunkle Box zurück brachten, sah er uns flehend an. "Lasst mich nicht da!", schien er zu sagen.

Wir verblieben allerdings mit dem Händler so, dass wir uns in den nächsten Tagen melden würden.

"Oba fü Zeit bleibt erna hoit ned! I hob nu aundare die erm hoben woin!"

-ja wen? Selbstmörder? Masochisten? Irre?-

Nach dem einsteigen ins Auto, drehte ich mich zu meinen Mann.

Der hatte wohl schon auf meinen "Mein Gott! Das arme Tier! Wir müssen es retten! S-O-F-O-R-T!!!"-Blick gewartet, stieg nochmal aus & somit war der Kauf von Max besiegelt.

-ja ich geb es zu: in mir schläft wohl irgendwo ein Selbstmörder, ein Masochist & ein Irrer - die Drei verstehen sich brächtig- :D

Hätte ich einen Pferdeanhänger beim ersten Besuch mit gehabt, dann hätte ich ihn gleich eingepackt!

So musste ich bis zum nächsten Wochenende warten. Geschlagene 3 Tage! Wo ich doch wusste, wie Max gerade lebte. Wie verzweifelt er gerade sein musste, in dieser kleinen, dunklen, grauslichen Box.

Die Erleichterung war ihm ins Pferdegesicht geschrieben, als er uns wieder sah. Ja, ich war mir ganz sicher! Er hatte uns sofort wieder erkannt.

Fröhlich & ohne einen Blick zurück, stieg er gelassen in den Anhänger ein, der ihn in ein neues, glückliches Leben bringen würde.

Den letzten Satz des Pferdehändlers werde ich wohl nie vergessen:

"Wons erm wieda vakafn woits, bringts erm hoit wieda zu mir zruck!"

Und genau dieser Satz hat mich durchhalten lassen. Denn ich gebe es offen & ehrlich zu, ich habe oft überlegt ob es nicht sicherer & g´scheiter wäre ihn wieder zu verkaufen, aber nein! Ich hab Max ein versprechen gegeben! So muss er niemals wieder Leben!

...

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Hansjuergen Gaugl

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Silvia Jelincic

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