Das böse, unreitbare Pferd - Die Geschichte von Max & Steffi (III)

Endlich war ich meinen dicken Bauch los und war bereit - mehr oder weniger - nun selbst mein Pferdchen zu bewegen & zu beschäftigen.

Nur ist das alles andere als einfach & leicht, wenn man viele Monate hört, wie böse & gemein, doch dieses Pferd sein soll.

Von mir nicht bemerkt, schlich sich nach & nach die Angst ein, dass auch ich nicht mit Max zurecht kommen würde und was geschah?

Gar nichts!

Er war sofort das bravste Pferd, das man sich nur wünschen konnte, aber auf ihn rauf? So einfach mal? Nein, lieber nicht!

Ich verschob es von Woche zu Woche & trainierte ihn nur vom Boden aus.

Bis ein "Trainer" mir den Vorschlag machte, Max doch zu ihm in den Stall zu stellen. Dort könnte er Max reiten & ich hätte jemanden, der mir Reitunterricht gibt, denn auf eines war ich drauf gekommen:

Max würde niemals ein Dressurpferd werden!

Er verkampfte sich immer & immer mehr, wenn er diesen englischen Sattel sah & deswegen wurde die Steffi zum Cowgirl.

Nur hatte ich, und das ist bis heute noch so, wenig Ahnung, wie man ein Pferd im Westernstyle reitet. Jahrelang war ich auf eine ganz andere Form geritten. Oder zumindest hatte es andere Hilfen gegeben, die ich jetzt nicht mehr anwenden konnte.

Also guter Dinge, stellte ich nun mein "böses" Pferd in diesen neuen Stall. Mit der Hoffnung, endlich würde alles gut werden & ich könnte meine Angst ab- & das Vertrauen zu Max aufbauen.

Nur leider machte ich die Rechnung ohne ihn, denn wie schon am Anfang ließ er keinen Mann auf seinen Rücken. Vor allem nicht diesen "Trainer", der nichts mit Horsemanship am Hut hatte oder zumindest noch weniger Ahnung von dem Ganzen hatte als ich.

Auch hier spielte Max wieder das selbe Spiel wie mit dem Stallburschen.

Hier merkte ich aber dann einen Unterschied, der mir nicht sonderlich gefiel. Dieser Mensch wurde grob & natürlich wurde Max in seiner Annahme dadurch bestätigt, alle Männer seien böse!

Nur nicht mein Mann & mein Sohn!

Der saß nämlich schon im zarten Alter von fünf Monaten auf Max´s Rücken & genoss es.

Max würde ihn nie etwas Böses wollen & ließ sich auch bereitwillig vom kleinen Mann untersuchen:

Er war ein tolles Pferd, aber immer wieder lieferte er Sachen, die mich in meiner Angst bestärkten, denn kaum war mein Vertrauen wieder ein wenig gestärkt, schoss er einen wirklich sehr netten & einfühlsamen Mann von seinem Rücken.

Soetwas hatte ich noch nie gesehen! Und war dadurch so entsetzt, dass wieder Hilfe her musste.

Nicht nur gute Hilfe, sondern sogar sehr gute! Und was liegt da näher, als die Person zu holen, bei der er schon einmal an immenser Sicherheit gewonnen hatte.

Diese eine Reitstunde bei meiner "alten" Trainerin half mir zu erkennen, dass das Problem überhaupt nicht & wenn, dann nur in geringen Bruchteilen bei ihm lag. Das Problem lag bei mir! Bei meiner Angst!

Er hatte mir nie irgendeinen Schaden zu gefügt! Mir nicht & meiner Familie auch nicht! Er war zu uns immer sanft & lieb! Nie böse & hinterlistig. Ja, er konnte so sein, wie beim Rodeoritt, aber bei uns nicht. Denn meinen Mann hatter nach dem Vorfall ohne weiteres am Rücken aktzepiert & herum getragen. Der, der noch nie auf einem Pferd gesessen war.

Max konnte sich bei uns einfach sicher sein, dass er nichts zu leisten hatte. Dass wir keinen Erwartungsdruck auf ihn legten. Er durfte bei uns einfach das Pferd sein, das er nun einmal war. Ein "kleiner Irrer", der einfach nicht gleich jeden mochte.

So kam es nach 1 (!!!) Jahr dazu, dass ich endlich auf meinem Pferd reiten konnte. Zwar mit mulmigen Gefühl in der Magengrube, aber es funktionierte.

Die Trainerin ließ mich mit tollen Tips zurück & so oft es meine Zeit zuließ, war ich jetzt wieder bei meinem Pferd & auf seinem Rücken.

Nun war es aber so, dass ich bald nach diesem erfolgreichen Erlebnis wieder schwanger wurde & Max, der es gewohnt war, dass ich ihn jetzt doch regelmässig mit Bodenarbeit & Reiterei beschäftigte, viel in ein schwarzes Loch.

Die Koppeln auf denen er seine freie Zeit verbrachte, waren Minikoppeln. Die Reitstallbetreiberin war überfordert mit ihm & seiner Art, also wässerte sie ihn nicht mehr, um - so wie ich vermute - ihm seine Energie zu nehmen. Das wiederum führte dazu, dass ich, im 6 Monat schwanger, mit Wasser befüllte Kübeln durch die Gegend schleppte...

So konnte es nicht weiter gehen & nach einem riesigen Streit, zwischen mir & der Reitstallbesitzerin suchten wir mit Max das Weite.

Wir hatten das enorme Glück, einen wunderschönen & top geführten kleinen Betreib zu finden, wo Max & ich die nächsten Jahre sehr, sehr glücklich waren!

Wo es ihm an nichts fehlte! Wo er seine Koppel zum Toben hatte & wo ich mir 100%ig sicher sein konnte, dass er es während meiner Schwangerschaft & der Zeit danach einfach traumhaft haben würde.

Hier wurde Max & mir so vieles geboten! Ich bin dafür sehr, sehr dankbar!

Wir wurden ein eingespieltes Team. Jeder konnte sich auf den anderen verlassen & das merkte man auch durch die Ruhe die Max nun ausstrahlte sehr deutlich. Jede kleinste Hilfestellung wurde von ihm sofort umgesetzt & die Kinder durften die ersten Reiterfahrungen auf seinem Rücken machen.

Ich wiederhole mich, aber NIE würde er ihnen absichtlich etwas Böses antun! Er liebt sie von ganzen Herzen!

Max wurde letztes Jahr im Herbst krank. Sehr krank!

Er hatte 3 Koliken in wenigen Tagen. Verlor an Gewicht & seine Augen strahlten nicht mehr so wie früher. Es war furchtbar mit an zu sehen, wie lustlos er auf seiner Koppel stand. Kaum noch das Gras ansah & sehnsüchtig mir nach sah, wenn ich in mein Auto stieg...

Aber wer jetzt glaubt wir haben aufgegeben, der irrt sich!

Man muss auf das Pferd "hören"! Was könnte in noch fehlen?

Koppelgesellschaft?! Aufmunterung durch andere Pferde?! Aber das brauchte er doch früher nicht! Früher war er nie gut mit anderen ausgekommen...

Und da war sie wieder! Die Angst, etwas falsch zu machen! Diesen Traumplatz aufzugeben, für eine ungewisse Zukunft?!

Ich gab meinem Bauchgefühl nach & fand einen wundervollen Stall, mit Koppeln so weit, dass man das Ende nur erahnen kann...hier blühte er nun wieder auf! Sein leuchten in den Augen & seine Lebenslust kamen wieder zurück! Er hatte überhaupt kein Problem sich in die Gruppe einzufügen & mein Bauch gefühl wurde bestätigt.

Hier streifen wir nun durch die Wälder & genießen unsere gemeinsame Auszeit vom Alltag!

Jetzt weiß ich, dass alles aus einem guten Grund passiert ist.

Es zahlt sich aus einem traumatisierten Tier eine Chance auf ein neues Leben zu geben! Sie werden es auch mit absoluter Hingabe & noch viel mehr Liebe zurück geben!

Gebt sie nicht einfach auf!

Behandelt sie nicht als ersetzbares Sportgerät!

Es sind Lebewesen mit so einer Sanftheit die man selten in der heutigen Zeit findet!

Ich liebe Pferde!

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Silvia Jelincic

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