Kindermund: Der A-Löwe

Mein Sohnemann ist 5 Jahre jung. Im September hat er mit seinem Schuki-Jahr begonnen. Stolz erzählt er das auch jedem, egal, ob es denjenigen interessiert oder nicht. Es ist ihm egal! Jeder muss davon in Kenntnis gesetzt werden. Gut so.

Im sogenannten Schuki-Jahr – nicht zu verwechseln mit dem Schoki-Jahr, wo ich mich freiwillig ein Jahr in der Fabrik vom Herrn Zotter einsperren lassen würde, um mal ein wenig Fett anzusetzen – wird er nun im Kindergarten darauf vorbereitet, was sie so in der Schule erwartet.

Mein Sohnemann will eigentlich gar nicht in die Volksschule.

Ihn interessiert es nicht, weil er eigentlich gleich Architekt werden möchte, seiner Mama eine Hundeschule und einen Bauernhof bauen möchte und Papas Arbeitsstelle danach von Wien auf den Nachbaracker unseres Hauses versetzen wird. Sie wissen schon – Zeit ist Geld.

Für seine Oma möchte er das WC in den Vorratsraum verlegen, ein kleiner Raum, der sich gleich im Anschluss an die Küche befindet – eine Kloschüssel müsste sich da schon ausgehen. Sie wissen ja – man wird nicht jünger!

So jetzt steht der junge Herr aber doch vor einem gröberen Problem, denn eigentlich ist seine Mutter gar nicht so blöd, wie sie manchmal aussieht. Die hat nämlich gemeint, wie er denn seine Verträge lesen und kontrollieren will, wenn er nicht schreiben und lesen kann…was man ja bekanntlich – hoffentlich – spätestens in der Volksschule ja doch gelernt haben sollte.

Der junge Herr ist aber auch nicht auf sein Köpfchen gefallen und hat Mutter einkaufen geschickt.

„Mama! Da gibt’s Hefterl wo man das lernt. Also lesen und schreiben. Kannst du das bitte mitnehmen?“

Also gut. So kamen wir zu unseren Vorschulheften. Was der junge Mann wieder sehr bedenklich fand. Denn was ist bitte ein Vorschulheft?

„Das Vorschulheft hilft dir dabei, schon etwas zu lernen, Buchstaben zB. die du dann später in der Schule zum Schreiben brauchst. Dann weißt du schon mal wie die aussehen.“

„Passt Mama. Dann kaufst du morgen das Nachschulheft. Du weißt doch, ich geh nicht in die Schule. Ich werde Architekt!“

„…“

Naja. Das wird wohl noch eine längere Verhandlung mit ihm werden, ist aber eine andere Geschichte.

Gestern Nachmittag machten wir uns dann also an dieses Heftchen. Extra schön kindgerecht erklärt. Mit lieben Zeichnungen. Beginnend mit dem Buchstaben „A“. Der kleine – ähm, junge – Mann bewaffnete sich mit einem Stift, um sämtliche, schwierigen Aufgaben zu lösen. Blöd nur, wenn man sich noch nicht wirklich entschieden hat, mit welcher Hand man eigentlich schreiben möchte. Links oder doch rechts? Aber auch nebensächlich. Viel wichtiger ist nun endlich dieses Buch innerhalb einer halben Minute auswendig zu können und spätestens in zwei Minuten fließend zu lesen, welche Aufgaben das „Rechnen lernen“-Büchlein so zu bieten hat… Zumindest stellte sich das der junge Herr so vor.

Die erste Aufgabe, die ich ihm vorlesen durfte lautete: „…dort leben viele Tiere, die auch mit einem A beginnen. Finde die Tiere und verbinde sie mit dem A!“

Verbinden war schon mal komisch für den jungen Mann.

„Wie verbinden Mama?“

„Mit einer Linie zum A“

„Aber ich habe kein Lineal“

„Du brauchst kein Lineal. Warum brauchst du ein Lineal?“

„Weil es sonst keine gerade Linie wird“ (hätte ich nur nicht gefragt…)

Aber auch dieses riesige Problem konnte von Muttern behoben werden, indem sie einfach flexibel ist und den Text nochmal umgewandelt hat. Also hieß die erste Aufgabe nun: „…dort leben viele Tiere, die auch mit A beginnen. Finde die Tiere und kreise sie ein!“

„So. Welche Tiere siehst du da?“

„Affe.“

„Beginnt das mit A?“

„Logisch Mama!“

„Na dann kreise das Tier ein. Was noch?“

„Ameise."

„Und?“

„Mama?!?!“ Dieser verächtliche Blick von der Seite war der Hammer und nebenbei kringelte er auch die Ameise ein.

„Ok ok. Was siehst du noch?"

Plötzlich stockte der junge Mann. Grübelte. Kratzte sich sein Kinn. Überlegte und überlegte.

„Mein Gott“, dachte ich, „Jetzt weiß er nicht mal, dass das ein Löwe ist? Was habe ich nur falsch gemacht?! Mit 5 Jahren weiß er nicht, dass das ein Löwe ist? Ich glaub, ich brauch ein Kindergartenbilderbuch über Tiere…“

Während ich noch in meinen schrecklichen Gedanken fest hing, brüllte der junge Herr, voller Stolz heraus:

„A-LÖWE!!!“ und wollte gerade mit kringeln beginnen.

„Haaalt! Stoooop! Was ist das???“

„Na A-Löwe, Mama!“ wiederholte der junge Mann seine Worte und stemmte seine Arme in die Hüften.

„Was ist bitte ein A-Löwe?“

„Schau Mama. Das is A-Löwe, weil nur einer aufgezeichnet ist. Deswegen beginnt A-Löwe mit A! Wenn da zwei oder drei gezeichnet wären, wären es Zwa-Löwen oder eben Drei-Löwen.“

Wo er recht hat, hat er eben recht…

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