Mit offenen Mund stehe ich vorm Tierarzt.

"Na geh bitte! Na ned wirklich oder?!? 3x am Tag ein Pulverl?! Und das in den Hund?! Geh bitte, kann ich ihr das ned irgendwie spritzen oder aufs Fell auftragen damit es einzieht?!"

"Aufs Fell kannst ihr das schon drauf geben, aber bringen wirds ihr halt nix & du willst ja, dass sie wieder gesund wird oder?!"

Ja sicher will ich, dass sie schnell wieder gesund wir & dass sie keine Schmerzen haben muss. Ich koch ihr ja auch extra feine Sachen, damit sie wieder schneller zu Kräften kommt.

Der Joghurt- & Magertopfenberg im Kühlschrank ist so groß, dass er ein eigenes Fach komplet belegt. Habe heute Kiloweise Reis eingekauft & Karotten gibts auch. Nebenbei noch Putenfleisch, dass ich ihr dann kochen werd.

Ich mach wirklich alles, damit es ihr schnell wieder gut geht! Ehrlich!

Nur diese blöden Pulverl...die machen mich fertig!

Nicht nur mich, sondern auch meine Hündin. Da kannst du ihr dieses Miniding in zwanzig Toastschinkenscheiben verstecken, wenn du kurz mal weg siehst wird es, wie ein Torpedogeschoss durch die Wohnung gespuckt.

Ich habe wirklich alles probiert.

Toastschinken, Butter, oder das was der Tierarzt immer macht: Auf den Mund, bis zum Zapferl geschossen & Mund zu halten, am Hals nach unten streifen, weg is das Ding.

Tja bei ihm.

Da funktioniert das.

Da traut sich die Gute nicht das wieder irgendwie hoch zu würgen & durch eine Zahnlücke raus zu drücken.

Nein! Weil sie weiß, mit dem Mann ist nicht zu spaßen. Der hat Spritzen & Ohr-schau-dinger & Herz-Horchinstrumente...ihr spezieller Freund ist aber der Fieberthermometer...

Ja sie weiß, je schneller sie dieses grausliche Zeug runter schluckt, desto schneller kann sie hier endlich wieder raus & es mir bei der Heimfahrt in den Kopferraum kotzen.

Frauli freut sich & muss dann das ganze Prozedere daheim nochmal durchmachen.

Das hab ich aber nur zwei oder drei Mal gemacht, dass sie beim Tierarzt ihr Pulverl bekommen hat. Auto von Kotze befreien ist nicht so meins.

Meine andere Hündin ist da ganz anders, aber die ist auch sehr selten krank. Sie freut sich über die Entwurmungstabletten. J-E-D-E-S-M-A-L!!!

Sie freut sich generel viel - reinrassiger Freumichhund - sehr seltene Rasse ;) , aber wenn es um Essen geht, dann dreht sie total durch. Hüpft auf zwei Beinen & würde sogar noch das von Hündin Nummer 1 auffressen, wenn es durch die Gegend gespuckt oder ausgesabbert wird.

Hündchen Nummer 2 würde sogar einen Handstand machen, wenn sie ihn könnte um die Tabletten nehmen zu dürfen. Hund Nummer 1 versteckt sich schon während der Vorbereitungsphase unter der Esszimmerbank ins letzte Winkerl & kommt, dann mit eingezogen Schweif & einer gelb verlaufenden Spur zu mir, wenn ich ihr rufe. Ja herrlich! Und das 3 Mal am Tag...da kann man sich freuen.

Heute habe ich mir, so wie immer Gedanken darüber gemacht, denn was bringt es mir, wenn ich mich aufrege, richtig grantig werde - aber so RICHTIG - & somit den Hund nur Angst mache, sie zu pinkeln beginnt & sie sowieso wieder dieses Zeug ausspucken wird.

Wieso nicht einfache Übungen mit der Medikamentengabe verknüpfen?

Sie bekommen nur ganz tolle Leckerlis, wenn sie zb Sitz machen, die Pfote geben, ein Stückchen Fuss-gehen oder Platz machen. Und ganz besonders leckeres Leckerli ist bei uns Leberstreichwurst.

Der Hund kann auch ruhig die Vorbereitungen (Pulverl je nach Größe mehrmals zerkleinern) dazu mitbekommen, denn es geht ja um Leberstreichwurst aus dem geheiligten Kühlschrank. Mmmmh. Da kommen immer die leckersten Sachen raus.

Hund freudig (und zwar so RICHTIG freudig) rufen, an einen anderen Ort wechseln zb nach draußen & dann die Übungen machen.

Der Leberwurstgeruch ist so Speichelerregend, dass das Minipulver nicht richtig war genommen wird. Wenn der Hund den ersten Happen im Mund hat, gleich ein weiteres vor die Nase halten, so muss er sich beeilen & kann nicht aufpassen das Medikament mit der Zunge auszusortieren.

Tatarata! Und schon wurde die Medikamentengabe positiv verknüpft.

Solltet ihr einen zweiten Hund haben - so wie ich - den lasse ich auch immer mit üben & natürlich bestärke ich ihn auch, wenn die Übung richtig erledigt wurde.

Ich habe nämlich beobachtet, dass meine Hündin Nummer 1 genau darauf achtet, ob Hündin Nummer 2 genau gleich behandelt wird - misstrauisches kleines Ding.

Also beim nächsten Tierarztbesuch braucht ihr euch nicht mehr fragen "WIE verdammt nochmal bekomm ich diese Pulverl in den Hund"