Diese Kausalität ist für unsere gesellschaftliche Entwicklung allgemein ein Problem, aber die Corona-Krise hat sie nochmal konzentriert, und so kam sie bei mir während des Sinnierens über diverse Corona-Aspekte und die anstehende Corona-MPK (Ministerpräsidenten-Konferenz) in D auf den Schirm.
Es ist zwar schwer, im nachhinein festzustellen, was der genaue Auslöser solcher Gedanken-Blitze ist, aber in diesem Fall war es vermutlich der Widerspruch zwischen der wissenschaftlich-objektiven Betrachtungsweise in der letzten Empfehlung des Ethikrates, und den medialen Auftritten und Äußerungen diverser Experten und Politiker.
Ich wollte meinen alten Urlaub eigentlich noch aufsparen, für den Fall, daß es doch noch einen kompletten Shutdown gibt, weil ich das bei dem emotionalisierten Auftreten der Politik, in Kombination mit #zerocovid/#nocovid-Bewegungen, für durchaus möglich halte.
Es schneit, die Temperaturen sollen in den nächsten Tagen extrem in den Keller gehen, und so werde ich vielleicht noch froh sein, daß ich diese Woche quasi auch im Homeoffice bin.
So konnte ich gestern das Papier des Ehtikrates lesen, und sah meine Einschätzungen darin bestätigt:
Es wird von allgemeinen Vorteilen für Geimpfte abgeraten, aber es werden Ausnahmen empfohlen, die es durchgeimpften Heimen erlauben, ihre geimpften Bewohner aus der Einzelzimmer-Isolation zu entlassen, und mit gemeinsamen Aktivitäten die psychische Belastung zu lindern.
Nun könnte man sagen, die Geschehnisse in diesem Altenheim im Landkreis Osnabrück , wo sich die Bewohner nach der zweiten Impfung mit der Variante B.1.1.7. infizierten, sprächen gegen solche "Lockerungen".
Da hilft es vielleicht, wenn man sich diesen Aspekt der Impfungen, der in dem Papier des Ethikrates angeführt wird, vergegenwärtigt:
"Mit der Impfstrategie werden zwei Hauptziele verfolgt: zum einen die Verhinderung schwerer, insbesondere zur Hospitalisierung führender und/oder lebensbedrohlicher Krankheitssymptome,
zum anderen eine Unterbrechung der Infektionskette. Beides fällt nicht automatisch zusammen, auch wenn die Zielvorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Entwicklung von
Covid-19-Impfstoffen beides als erforderlich vorsehen.4
SARSCoV-2 infiziert und repliziert zuerst in Zellen der oberen Atemwege, sodass für eine Abwehr der initialen Infektion eine lokale Schleimhautimmunität, vermittelt durch freigesetzte Antikörper, benötigt würde.5
Die gegenwärtig entwickelten Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 beruhen jedoch auf einer Injektion in den Muskel und rufen die Bildung von im Blut zirkulierenden neutralisierenden Antikörpern hervor, die eine weitere Ausbreitung des Virus im Körper unterbinden.
Eine Virusvermehrung in den Zellen des oberen Atmungstraktes und damit eine Übertragung nach Virusexposition bleiben möglich.6"
Dazu noch:
Ich, und vermutlich die Mehrheit aller Menschen, haben eine ziemlich vereinfachte Vorstellung vom menschlichen Immunsystem, und deswegen auch eine einfache Vorstellung der Impfwirkung.
Wenn ich lese: "Eine Virusvermehrung in den Zellen des oberen Atmungstraktes und damit eine Übertragung nach Virusexposition bleiben möglich", so finde ich die Vorgänge in dem Altenheim logisch, bzw. erwartbar.
Besorniserregend wird das Ganze eigentlich nur durch die "absolute Erwartung" an den Impfstoff, welche durch den "absoluten Anspruch" erweckt wurde, welchen die Kommunikation vor und nach dem Impfstart vermittelte.
"absoluter Anspruch" mancher Experten/Politiker = "absolute Erwartung" der Gesellschaft:
- absolute Immunität gegen Corona
- Herdenimmunität, wenn sich nur genügend Menschen impfen lassen
- "Ausrottung" des Virus
- im Prinzip: Keiner stribt mehr an Corona, bzw. Keiner stirbt mehr, absolut.
Realistisch ist:
- die Wirksamkeitsangaben von 95/91/60% der verschiedenen Impfstoffe bedeuten, daß eben 5/9/40% der Geimpften dennoch einen schweren Verlauf haben können, und auch sterben können.
Bei 8 Millionen geimpften "vulnerablen Gruppen" wären 5% immer noch 400.000 Menschen, welche potentiell sterben könnten.
- das Prinzip "Herdenimmunität" beruht darauf, daß Geimpfte keine Viren verbreiten, und daher bei genügender Durchimpfung der "Herde" das Virus die einzelnen Ungeimpften gar nicht erreicht.
Wenn, trotz Impfung, das Virus von den Geimpften weiter verbreitet wird, funktioniert die "Herdenimmunität" auch nicht.
Die Propagierung von "Herdenimmunität" als Strategie, um zu mehr Eigenschutz-Impfung zu animieren, ist mMn nicht nötig (Impfdrängler?).
- wenn sich Viren "ausrotten" ließen, gäbe es keine Grippe mehr, und auch einige andere Krankheiten nicht.
In einer Straßenbefragung zur Weiterführung des Lockdowns kam einerseits der Ruf nach Perspektiven in Form von stufenweisen Lockerungen, und andererseits die Ansicht (sinngemäß):
"Lieber einmal lang und hart schließen, und danach könnte man alles aufmachen, als die bisherige Hammer&Tanz-Strategie."
Ich mußte dabei an letzten Sommer denken, als die Zahlen ja im Keller waren, und das Leben ein paar Monate lang fast normal lief, nachdem es einen relativ harten Lockdown gab.
Und im Spätherbst stiegen die Zahlen wieder.
"Lieber einmal lang und hart schließen, und danach könnte man alles aufmachen" wird mMn also eher dazu führen, daß wir im April/Mai noch eine kurze 3.Welle kriegen, und daher wäre ich eher für ein langsames Auslaufenlassen dieser 2.Welle, mit schrittweisen Öffnungen, und einem breiteren Spektrum an Beurteilungs-Kriterien, als dem derzeitigen Inzidenzwert von 50.
Wenn der einzelne Ausbruch in einem Altenheim den Inzidenzwert über 50 treibt, sagt der Wert nichts über das gesamte Infektionsgeschehen der Region aus.
- die Impfung bewirkt im Prinzip eine Art "kleine Corona-Erkrankung", welche das Immunsystem lehrt, Sars-Cov-2 zu erkennen, und zu bekämpfen.
Jede Viren-Erkrankung ist im Prinzip der Kampf des Immunsystems gegen den Fremdstoff "Virus", und manchmal verkraftet der Körper diesen Kampf nicht.
Deswegen werden auch Geimpfte weiter sterben, und es werden auch Menschen an akuter Leukämie nach der dritten Chemo sterben, ob nun mit, oder ohne Corona-Beihilfe.
Jemand, der sich kaum in der "Öffentlichkeit" bewegt, hat manchmal Schwierigkeiten, den Umfang des Lockdown zu erfassen.
Bei meinem Wocheneinkauf am Freitag-Nachmittag war auf dem Parkplatz zwar nicht viel los, aber im Supermarkt selbst herrschte ein ziemliches Gedränge: Viele kleine Kinder, junge und alte Paare, welche, ohne Einkaufswagen, zumindest nach meinem Gefühl, eher "flanierten".
"Mal unter die Leute gehen" ging mir durch den Sinn (ist nicht so mein Ding).
Ich weiß ja nicht, ob das ein allgemeiner Trend ist, aber, wenn dem so ist, wäre es vermutlich sinnvoller, das "unter die Leute gehen" nicht in Supermärkten zu beengen, sondern auf alle Arten von Geschäften zu verteilen.
Wer jetzt fordert, daß die Supermärkte strenger auf die 10/20-Quadratmeter-Quoten achten, sollte sich fragen, wie es in den Menschen aussehen muß, daß sie das Bedürfnis verspüren, im Supermarkt "unter die Leute zu gehen".
Der Lockdown, im Sinne von weitgehender Kontakteinschränkung, ist bis zur Durchimpfung der ca. 8 Millionen "Vulnerablen" weiter nötig, aber die Menschen brauchen auch positive Signale.
Deswegen sollten die Geschäfte allgemein mit denselben Quadratmeter-Quoten geöffnet werden, die auch jetzt schon theoretisch gelten.
Ich mähe seit Jahrzehnten meinen Rasen selber, aber die Mehrheit hat wohl das Bedürfnis nach professioneller Haarpflege und die Friseure haben schon vor dem Lockdown ihre Hygiene-Konzepte gehabt.
Die Strategie der Übertreibung geht auf lange Sicht immer in die Hose:
Die logischen Fehler und ausbleibenden Katastrophen unterminieren einerseits die Glaubwürdigkeit, und ein anderer Teil der Gesellschaft entwickelt "absolute Erwartungen", welche man spätestens dann entäuschen muß, wenn einen die Realität wieder einholt.
Ich schrieb weiter oben: "wären 5% immer noch 400.000 Menschen, welche potentiell sterben könnten".
KÖNNTEN ist dabei die Realität, und der "absolute Anspruch" von Politik und Zivilgesellschaft besteht darin, so zu handeln, als ob dies zu 100% so eintreffen würde, bzw. diese potentielle Gefahr 100%ig zu beseitigen, egal wie hoch der Preis dafür ist.
Der "demokratische Fortschritt" kennt kein Maß mehr dabei, wenn es um die Verhinderung von zufälligen Todes- und Unglücksfällen geht, und sperrt dadurch die freie demokratische Gesellschaft immer stärker in einen engen "goldenen Käfig".
Die Gesellschaft hat die entsprechende "absolute Erwartung", und übersieht dabei größtenteils den "goldenen Käfig".
"Absoluter Anspruch" und "absolute Erwartung" schaukeln sich bei diesem "Spiel" gegenseitig hoch, und es ist mMn nicht das "Paradies", welches uns am Ende dieser Entwicklung blüht.