Natürlich wird das selten so krass ausgesprochen, und ist in der harmlosen Variante ein normaler Vorgang bei Kindererziehung, in Partnerschaften, und auch allgemein im zwischenmenschlichen Zusammenleben.
Meistens geht es dabei um kleine Schummeleien, welche emotionale Zusammenstöße oder Tiefschläge verhindern sollen.
Gestern wurde in einem Tweet(US) die Frage gestellt, ob es OK sei, Geschichten zu erfinden, um Menschen zum Impfen zu bewegen.
Als Beispiel wurde der ungeimpfte Joe Public (dt. Max Mustermann) genannt, der an Covid erkrankt, und auf dem Krankenhausbett weinend um die Impfung bittet.
Was mich erschütterte:
Eine der aktivsten Hetzerinnen gegen Ungeimpfte (Ärztin, vielleicht?, der ich schon öfter sachlich widersprochen habe) bejahte dies, und begründete es damit, daß sich die Menschen mit Fakten nicht überzeugen ließen.
Wenn dies eine verbreitete Einstellung ist, was ist noch wahr, und inwieweit stimmmt dann noch meine Wahrnehmung der Welt?
Nunja, ich glaube weiterhin, daß die Mehrheit nicht so drauf ist, aber die Erzählungen der "Guten" werde ich in Zukunft wohl genauso skeptisch sehen, wie die Verschwörungstheorieen der anderen.
In den USA ist der Impfstatus zum politischen Identifikationsmerkmal (gemacht?) worden, und so stehen sich dort Geimpfte/Blaue/Demokraten einerseits, und Ungeimpfte/Rote/Republikaner andererseits gegenüber, welche eine Mehrheit bei den Midterms anstreben.
Dasselbe findet in ähnlicher Art auch hier statt, so daß ich mich schon öfter fragte, ob die MedTwitter-Blase (#NoCovid/Rotpunkte) überhaupt aus dem Medizinbereich kommt, oder doch eher aus Politaktivisten besteht, welche sich einen MedAccount zugelegt haben, um in Corona-Zeiten besser hetzen zu können.
Ich werde wohl noch stärker aufpassen müssen, um Fakten und FakeNews auseinanderzuhalten, und kann den Impffanatikern, ebenso wie den Impfgegnern nur raten, sich nicht von erfundenen Stories gegeneinander aufhetzen zu lassen.
Um zum Titelthema zurückzukehren:
Unsere Bundesregierung hat am Anfang der Pandemie ebenfalls beschlossen, durch eine möglichst dramatische Darstellung des Infektionsgeschehens, das Volk zu Pandemie-konformen Verhaltensweisen zu motivieren (BMI-Papier 2020).
Hierbei sehe ich einerseits die Gefahr, daß Volkslenker in dieser Hinsicht jegliches Maß verlieren, wenn dieses Mittel einmal eingesetzt wurde.
Und andererseits kann sich die geschürte Panik verselbstständigen, so daß die Politik diesen Panikmodus nicht mehr beenden kann, was mMn der StatusQuo der Pandemie-Politik ist.
- wir haben Mediziner, Lehrer, Helikoptereltern, welche vom Staat erwarten, daß er sie, und ihre Kinder, zu 100% vor Infektion schützt
- wir haben Menschen, welche Ungeimpften die Schuld am Infektionsgeschehen zuschreiben, auch wenn Geimpfte gleich infektiös sind
- wir haben Menschen, welche die Ungeimpften für die Aufrechterhaltung der Einschränkungen verantwortlich machen, obwohl diese politische Entscheidung eigentlich auf Panikforderungen zurückzuführen ist.
Am Dienstag will man in einer Ministerpräsidentenkonferenz entscheiden, wie es weitergehen soll, und ich hoffe noch immer, daß man dabei faktenorientiert vorgeht, und sich weder von irgendwelchen "Stories" leiten läßt, noch "zu unserem Besten lügen" wird.
Was sind die Fakten?
1. Daß Geimpfte und Ungeimpfte fast gleich infektiös sein können, sollte sich auch in der Politik inzwischen herumgesprochen haben.
Selbst Karl Lauterbach verbreitet entsprechende Publikationen.
(Wie er daraus ableitet, daß Ungeimpfte nicht ins Restaurant dürfen, weil Ungeimpfte kein Recht hätten, andere zu gefährden, entzieht sich meinem Verständnis.)
Im Restaurant kann der Geimpfte am Nebentisch genauso infektiös sein, wie ein Ungeimpfter.
2. Mehr als 50% aller Menschen sind inzwischen geimpft, und somit auch die Mehrheit der Ü60, welche durch Covid am stärksten gefährdet sind.
Immunsuprimierte, welche sich nicht impfen lassen können, müssen sich in der Regel vor allen Arten von Infektion schützen, ob nun Corona da ist, oder nicht.
Auch bei 100% Durchimpfung würde sich Sars-Cov-2 weiter ausbreiten.
Den LongCovid-Stories kann man entsprechende Impf-Nebenwirkungs-Stories gegenüberstellen.
.
Das Pandemieende so zu definieren, daß jede Infektion isoliert werden kann, läuft auf ein endloses Pandemieregiment hinaus, weil die Geimpften sich weiterhin infizieren.
Es ist daher Zeit, sich damit zufrieden zu geben, daß diejenigen geimpft sind, welche diesen Schutz brauchten, oder wollten, und allen gleichermaßen ihre Freiheit zurückzugeben.
Wem das nicht genügt, kann sich immer noch selber zusätzlich schützen, ohne seinen Mitmenschen diese subjektive Angst aufzudrängen.