Michael Häupl über den aktuellen Zustand der SPÖ: „Es gibt Dinge, die Führungslosigkeit vermitteln. Na ja, da ist der Michi aber sehr rücksichtsvoll und diplomatisch. In Wahrheit ist die SPÖ – wobei das „S“ für alles mögliche, nur nicht für „Sozialdemokratie“ steht – führungs-, hoffnungs-, charakter- und chancenlos. Also lauter Lose, mit denen man keine Wahl gewinnen kann.
Bis vor kurzer Zeit hielt ich Norbert Darabos noch für einen mäßig intelligenten, farblosen, eher weniger begabten Politiker. Seine Leistungen als Verteidigungsminister oder Klubchef werden maximal in die Analen (kein Schreibfehler) der Parteigeschichte eingehen. Aber man sollte ihn nicht unterschätzen, denn deppert ist er nicht. Als er erkannte, dass er den Job als Klubchef und Wahlkampfleiter spätestens nach der nächsten Nationalratswahl los ist, was bei der Performance seines Chefs nicht anders zu erwarten sein wird, verkroch er sich als Landesrat in seine Heimat, um dort das personifizierte Bollwerk gegen die FPÖ in einer rotblauen Regierung zu sein, die er persönlich gut heißt. Schwierige Zeiten erfordern nun einmal eine besondere Situationselastizität.
Von allen möglichen Seiten innerhalb der SPÖ hört man, der Kanzler sitze fest im Sattel. Ui je, das verheißt nichts Gutes. Werner Faymann ist gut beraten, wenn er rechtzeitig seinen Schreibtisch räumt. Gerhard Zeiler hat schon verlauten lassen, er sei bereit Verantwortung zu übernehmen. Aber auch ÖBB-Boss Christian Kern schielt bereits nach dem Kanzler-Job.
Egal wer der nächste Parteivorsitzende und Bundeskanzler wird, er hat es sicher nicht leicht mit dem Koalitionspartner. Die Schwarzen sehen ihre große Chance näherrücken und mit ihr vorgezogene Neuwahlen. Dann haben wir zur Abwechslung eine blauschwarze Regierung mit einem Bumstikanzler, der rasch begreifen wird, dass Regierungsverantwortung nicht zu vergleichen ist mit unqualifizierten Zwischenrufen von den billigen Plätzen. Österreich wird aus der EU austreten, die Staatsgrenze schmückt eine wunderschöne, fünf Meter hohe Mauer plus Stacheldraht, alle Ausländer werden in Hercules-Maschinen außer Landes gebracht, wobei Herbert Kickl die Selektion höchstpersönlich vornimmt, und Morgen- bzw. Abendrot werden zu Morgen- bzw. Abendblau erklärt.
Mir scheint, die Hitze bekommt mir nicht gut. Ich wünsche einen schönen Sommer. Bis später.