Ich liebe das Fernsehprogramm. In gedruckter Form als Wochenvorschau. Die Programmzeitschrift teile ich mir so ein, dass ich jeden Morgen, während des Stuhlgangs, einen Zeitvertreib habe. Natürlich könnte ich bei dieser eher stationären Tätigkeit auch das Muster der Raufasertapete neu interpretieren oder einfach nur den Geräuschen meines Darms, dieser Symphonie des Lebens, lauschen, aber mir steht zu diesem Zeitpunkt der Sinn nach Schöngeistigem, das aber doch nicht zu tiefgründig ist.
Es macht mir Spaß zu lesen, was ich da alles versäume, weil ich spätestens um 20:00 Uhr die abendlichen Augenpflege beginne. Heute, zum Beispiel, widmet sich der ORF im Hauptabendprogramm gnadenlos seinem Bildungsauftrag. ORF-Eins beglückt sein Publikum mit „Die Schlümpfe“. Nicht schlecht, denke ich mir, dieser Strache ist wirklich umtriebig. Gestern noch am Akademikerball und heute im Hauptabendprogramm des heimischen Fernsehsenders. Ich lese weiter, und entnehme dem Programmelaborat, dass es sich hier um einen Animationsfilm handelt. Wozu der Film das Publikum animieren soll, geht aus der Beschreibung leider nicht hervor.
ORF-Zwei bringt „Narrisch guate Höhepunkte“. Sexualkunde zur Primetime, augenblicklich zeigt mein Kopfkino einen ganz, ganz schmutzigen Film. Ich lese weiter. „Bevor Österreichs Faschingsgilden in den kommenden Wochen in aktuellen Programmen wieder gute Laune verbreiten, gibt es noch einmal die Höhepunkte aus den vergangenen Jahren.“ Ich bin enttäuscht. Das ist wohl ein mentaler Coitus interruptus, auch CI genannt.
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Da die Luft in der Abgeschiedenheit des kleinen Raums langsam sauerstoffarm wird und das Bukett mir die Tränen in die Augen treibt, beende ich die heutige Morgensitzung eher zügig.
Vielleicht fragt sich jetzt so mancher Leser oder In. Da war gestern der Akademikerball und die obligatorischen Demos und der Ungustl schreibt über seinen Morgenschiss. Ja und, antworte ich, wo ist denn der Unterschied? Was sollen die Demos? Damit wird der Naziball nicht verhindert. Ganz im Gegenteil. Durch den Polizeieinsatz und die mediale Berichterstattung rücken die Ewiggestrigen ins Rampenlicht und stellen sich auch noch geschickt als die Leidtragenden und Verfolgten dar. Ignorieren wäre die richtige Antwort.
Ignorieren und der Regierung klar machen, dass sie es zu unterlassen hat, historisch wertvolle Räumlichkeiten im Staatsbesitz für derartige Zwecke missbrauchen zu lassen.