Langsam verebbt der euphorische Jubelgesang um die größte Steuerreform seit überhaupt. Die Selbstbeweihräucherungszeremonien sind beendet und das politische Tagesgeschäft hat wieder Einzug gehalten. Während wir uns schon auf den großen Geldregen freuen, der ja bereits kurz nach Weihnachten und lange vor Ostern stattfinden wird – also praktisch wie Weihnachten und Ostern zur gleichen Zeit, zermartern sich unsere Volksvertreter die Gehirne, wie sie die Gegenfinanzierung bewerkstelligen sollen.
Reinhold Mitterlehner ist auf Besänftigungstour durchs Land unterwegs, um die aufgebrachten Wirte zu beruhigen, deren größtes Feindbild nun ein nichtrauchender Gast ist, der eine Rechnung verlangt. Wahrscheinlich erklärt der Vizekanzler den intellektuell überforderten Beisl-Königen, dass so eine Registrierkasse ohnehin mit Steuergeld gefördert wird und außerdem ein schmuckes Dekorstück im Gastronomiebetrieb ist. Wer da was, wann und warum eintippt –wer soll und kann das kontrollieren? Eben.
Nun sind zwar die Wirte einigermaßen beruhigt, nicht aber der Finanzminister, der ja nicht blöd ist und weiß, dass er sich die 900 Millionen aus der Betrugsbekämpfung vom Christkind wünschen kann. Zufällig haben da die Evolutionsexperten der ÖVP – ja, die gibt es nach eigenen Angaben tatsächlich – neben einem neuen Parteiprogramm auch noch eine super Idee. Erwin Rasinger, Gesundheitssprecher der ÖVP, möchte im Zuge der Gesundheitsreform mehr Selbstbehalte beim Arztbesuch. Im Gegenzug kann er sich eine Senkung des Sozialversicherungsbeitrags vorstellen.
Halt! Stop! Bevor jetzt der große Aufschrei kommt, sei bemerkt, dass Rasinger den Selbstbehalt nicht als Bestrafung, sondern als Belohnung für gesundes Verhalten verstanden wissen will.
Man darf das, finde ich, nicht ganz so eng sehen. Was für einen Menschen eine Bestrafung ist, kann für den anderen durchaus eine Belohnung sein. Fragen Sie eine Domina, sie wird das bestätigen. Da habe ich eine Idee. Vielleicht sollte man Herrn Rasinger eine physische Belohnung mit einer neunschwänzigen Katze angedeihen lassen. Wer weiß, vielleicht gefällt es ihm.