Die Grünen, allen voran Maria Vassilakou, wollen – genauso wie die Opposition – in Wien eine Wahlrechtsreform durchboxen. Das aktuelle Wahlrecht, welches die stimmenstärkste Partei auch mit weniger als fünfzig Prozent die absolute Mehrheit sichert (Orban Syndrom), ist Grün, Blau und Schwarz mehr als nur ein Dorn im Auge. Ganz im Gegenteil zu Michael Häupl. Er hat mit der momentan angewandten Wahlarithmetik kein Problem.
Seit es die rotgrüne Koalition in Wien gibt, wird versucht hier eine Änderung herbeizuführen. Bis dato mit eher mäßigem Erfolg. Da aber im Herbst die nächste Wiener Landtagswahl ansteht, ist die Opposition, will sie nicht ganz in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, gefordert. Kreativität ist gefragt, will man der Stadt die Schamröte austreiben, auf dass sie sich grün und blau ärgert, bis sie schwarz wird.
So kam es, dass der Juniorpartner in der Koalition politisch ein bisschen fremd ging und sich mit der Opposition verbrüderte, um dieses vermaledeite Wahlrecht endlich kleinparteienfreundlich zu machen. Und beinahe wäre dies auch gelungen. Aber Michael Häupl ist nicht nur ein altgedienter Politiker, sondern auch ein ausgekochter Stratege, der nicht blind ins offene Messer läuft und derart plumpe Machenschaften durchschaut.
Jeder Mensch hat seinen Preis. Das wusste schon Frank Stronach, als er drittklassige Politopportunisten für seine Partei einkaufte. Und an diesem Grundsatz hat sich nichts geändert. Auch Grüne sind nicht unbestechlich und erhaben jedweder Versuchung. Wir erinnern uns. Kaum durften die Grünen in Wien mitregieren gab es einen Fahrradbeauftragten, eine Fußgängerbeauftragte und – aber da bin ich mir jetzt nicht sicher – einen Lercherlschasbeauftragten.
Zurück zum Thema. Während die Grünen mit der Opposition gemeinsame Sache machten, waren die Roten auch nicht faul, fanden in Senol Akkiliç einen grünen Opportunisten, der gerne bereit war, das politische Ufer zu wechseln und schon war der Versuch, doch noch eine Wahlrechtsreform zu erzwingen, Geschichte.
Ui, da ging ein Raunen durch die Parteien. Die bösen Roten! Wie kann man nur so letztklassig in der untersten Schublade wühlen? Gute Frage. Man kann, nein, man muss sogar, wenn man vom Partner hintergangen wird. Beim Wahlvolk hinterlassen beide Aktionen eher einen schalen Nachgeschmack.