Anfang April 2011 wurde es der ÖVP zu blöd und Claudia Bandion-Ortner war ihren Job als Justizministerin los. Da aber in der ÖVP die Tradition gepflogen wird, schwarze Schafe – das sind dann die Schwärzesten der Schwarzen – nicht einfach fallen zu lassen, begann alsbald das große Grübeln. Welchen Job könnte man der Ex-Justizministerin zukommen lassen.
Im Herbst 2011 war es dann soweit. Nach langem Suchen wurde für BO ein Arbeitsplatz gefunden, der ihren Qualifikationen entsprach. Zu diesem Zweck gründete man flugs das „König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ auch „KAICIID“ genannt und machte die ehemalige Paragraphenreiterin zur stellvertretenden Generalsekretärin.
Und das wäre sie heute noch, hätte sie ihr Schandmaul gehalten und nicht ihre lockere Einstellung zur menschenverachtenden saudischen Justiz inklusive Hinrichtungen publik gemacht. Das kostete ihr schlussendlich den Job. Nachdem ein saudiarabischer Blogger, der halt seine Meinung öffentlich kundtat, zu einer langjährigen Haftstrafe plus 1000 Peitschenhieben in Tranchen zu je 50 Stück, (zu vollstrecken jeweils am Freitag), verurteilt wurde und das Dialogzentrum dazu jeden Dialog hartnäckig verweigerte, stellte man hierzulande fest, dass dieses Zentrum vielleicht doch nur suboptimal und eigentlich überflüssig ist.
Faymann würde das Unding lieber heute als morgen schließen. Nur die ÖVP – erraten – legt sich quer. Reinhold Lopatka, der Mann mit dem kosmischen Überblick, appellierte heute vor dem Ministerrat gegenüber der APA an den Bundeskanzler, „seine Kampagne zumindest eine Zeit lang einzustellen“. Es gehe um den „Ruf der Republik“. Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner begibt sich in die großzügig angelegte Schleimspur. In Zeiten wie diesen brauche man ein Zentrum, das sich durchaus dem religiösen Dialog widme, und genau das sei das Mandat des KAICIID, so Mitterlehner. Man habe nicht eine Einrichtung geschaffen, die die Menschenrechte kommentiere. Daher sei das Zentrum der falsche Ansatzpunkt, um die Menschenrechte in Saudi-Arabien positiv zu beeinflussen. Stattdessen müsse man als Republik bei der saudischen Regierung für die Menschenrechte eintreten, was man auch tue. Er sehe „keinen begründeten Vorwurf“, den man dem Zentrum machen könne, sagte Mitterlehner. Wenn eine Kampagne gegen das Zentrum geführt werde, dann „schadet“ das Österreich.
Tja, so ist das in der Welt der ÖVP. Profit zählt mehr als ein zu Tode gepeitschter Regimekritiker oder ein geköpfter Religionsabtrünniger. Außerdem – wie wir bereits von Claudia Bandion-Ortner wissen – wird nicht jeden Freitag vollstreckt. Na dann ist ja eh alles halb so wild.