Gleich vorweg. Nicht jeder FPÖ-Wähler ist ein Kellernazi. Nein, das kann nicht sein. Ist es auch nicht. Ein paar Prozent, also die Kernwähler zünden sicher jeden 20. April ein Kerzerl an und pilgern nach Braunau. Aber das ist eine Minderheit. Den überdurchschnittlichen Zulauf verdankt die FPÖ jenen Wechselwählern, welche von der Politik enttäuscht sind und sich grün und blau ärgerten. Die Mehrheit dieser Ex-SPÖVP-Wähler ärgerte sich blau.
Die FPÖ versucht nun mit vermeintlich ehrlichen Aussagen die Wählerschaft bei der Stange zu halten. Da scheint man auch vor unkonventionellen Wegen nicht zurückzuschrecken. Denn ein „Einfach ehrlich, einfach Jörg“ zieht heute nicht mehr. Zumal die Leute wissen, wohin es führte, als in Kärnten für immer die Sonne unterging und mit ihr die Hypo-Alpe-Adria-Bank.
In Niederösterreich wahlkämpft die FPÖ mit einer erschreckend ungeschminkten Ehrlichkeit. Walter Meischberger würde es „die supernackte Ehrlichkeit“ nennen, sich den Ausdruck patentieren lassen und dafür ein entsprechendes Leistungshonorar kassieren. Im beschaulichen Loosdorf, wo auf der einen Seite die Pielach und auf der anderen Seite der Verkehr der Westautobahn fließt, sind Plakate mit folgender Aufschrift zu sehen. „FPÖ LOOSDOF Unsere Kraft für die Gemeinde Loosdorf“.
Und schon spotteten die schadenfreudigen, politisch Andersdenkenden, dass die Deppen nicht einmal den Ortsnamen richtig schreiben können. Nein, so einfach ist es auch wieder nicht. Die Botschaft des Plakats ist vielschichtiger und subtiler. Zugegeben, ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen. Das zweite O sollte vor dem F stehen. Für FPÖ-Wähler: Das gesuchte Wort heißt Losdoof. Was will uns die FPÖ hier mitteilen?
Ganz einfach. Das ist die neue Ehrlichkeit. Hier wird uns schonungslos die Wahrheit kundgetan. Man will uns sagen, wir sind zwar fetzendeppert, aber wenn ihr uns wählt, werden wir all unsere Blödheit der Gemeinde Loosdorf zur Verfügung stellen.