In Berlin (wo sonst) wurde gestern der Weihnachtsbaum am Brandenburger Tor von zwei jungen "Damen" gekappt. Die beiden hatten sich von einem jungen "Herrn" mittels selbstfahrender Hebebühne (dieselbetrieben, wie man liest) in Gipfelhöhe des Baumes (einer Nordmanntanne (sic!), wie man liest, fahren lassen, enthüllten dort ein Transparent der "Letzten Generation", zogen orangefarbene Warnwesten an, zückten eine Handsäge und kappten wohl knapp zwei Meter der Spitze. Das ganze geschah lt. Presseberichten unter den wachsamen Augen der "Hüter des Gesetzes".

Protestiert werden sollte wohl gegen den Konsumwahn einer im weihnachtlichen Kaufrauf befindlichen Gesellschaft in Anbetracht der unabwendbaren Klimakatastrophe. Die Regierung müsse nun endlich handeln. Ob dieser Appell dieses Ziel erreichen konnte, ist mir unklar.

Andererseits ist den handelnden Personen wohl noch gar nicht klar, welches symbolische Fanal mit dieser Tat einer einfachen Sachbeschädigung gesetzt wurde.

Seien wir ehrlich und gestehen es uns ein:

Der Weihnachtsbaum (auch Christbaum) ist zunächst mal eine deutsche Erfindung.

Seine Kappung ist daher naturgemäß ein starkes Zeichen wider den deutschen Nationalismus.

Seine andere Bezeichnung als Christbaum zeigt auf die kulturelle Dominanz des sog. christlichen Abendlandes, die naturgemäß gebrochen werden muss.

Ein Zeichen von weißem Suprematismus, Rassismus und Kolonialismus ist auch, dass dieses Unterdrückungssymbol unter dem Scheinversprechen weihnachtlicher Liebe mit den Kolonisatoren in alle Welt getragen wurde und heimische Bräuche ganz oder in Nischen verdrängte.

Auch ein paradigmatisches Zeichen für Sexismus manifestiert sich im geschmückten, lichtbekränzten Baum. Der erigierte Penis, zumal DER Baum, ist unübersehbar. Unverständlich, dass viele Gemeinden darin wetteifern, wer den Größten hat.

Die Kappung der Spitze als Symbol für die Eichel bricht männliche Dominanz und setzt Grenzen.

Einen kleinen Seitenblick verdient auch der weihnachtliche Klassismus. Ärmere Bevölkerungsschichten konnten und können sich nicht (immer) einen geschmückten Baum, teure Geschenke und mehrere Festmahle leisten. Baumschmuck mussten sie aus Stroh fertigen. Für die Kinder konnte man vielleicht ein wenig Gebäck hineinhängen.

Dagegen hatte das kapitalistische Großbürgertum den 3,5 m hohen Baum mit eitel Bienenwachskerzen, mundgeblasenen Kugeln und handgeschnitzten Dekogegenständen, die von den ärmsten Menschen in Thüringen und dem Erzgebirge gefertigt werden mussten, um wenigstens an Weihnachten ein Linsengericht zu kochen.

Insofern hat die bahnbrechende Aktion der Aktivierenden zumindest bei mir die Augen weit geöffnet und mich erweckt. Wokeness ist mal nicht umsonst zu haben.

Wer Sarkasmus findet, erfreue sich an ihm. Früher war jedenfalls deutlich mehr Lametta!

Allen hier wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch (dieses Jahr wieder mit Maximalböllerei) und ein hoffentlich gutes 2023!

Mariola Grobelska/unsplash https://unsplash.com/photos/nw8KdWyYyDc

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