Planen Sie gerade eine Reise? In Länder wie Jemen, Irak, Algerien oder Libyen, die besonders gefährliche Terror-Ziele sind? Oder geht es in eine europäische Hauptstadt, nach Südamerika oder Russland, wo Experten bereits von „mittleren“ Gefahren-Zonen sprechen und wo immer häufiger Terrorattentate verübt werden?
Dann lassen Sie mich dazu folgendes sagen: Das Opfer eines Terroranschlags zu werden, ist nicht mehr so unwahrscheinlich, wie es den Anschein haben mag: Weltweit kommen im Jahr rund 20.000 Menschen bei Attentaten ums Leben und dreimal so viele werden verletzt. Die hohe Zahl an Verletzten hängt mit der steigenden Zahl der Selbstmordattentäter zusammen, die es auf Menschenmengen abgesehen haben.
Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, wie wir Gefahren erkennen und wie wir uns in Gefahrensituationen zu verhalten haben. Oft sind es einfache Verhaltensmuster, die helfen, das Risiko zu minimieren. Wenn Sie einige davon auf Urlaubs- oder Geschäftsreisen, vor allem in potenziell gefährlichen Ländern beherzigen, senken Sie Ihr Risiko, Opfer eines Terroranschlags zu werden, bereits beträchtlich. Glauben Sie mir: Folgende Vorsichtsmaßnahmen sind nicht übertrieben. In vielen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens, in Süd- und Zentralamerika sowie in Südostasien ist der Terror längst Alltag.
Flugreisen:
- Checken Sie so früh wie möglich ein. Am besten, sobald der Schalter geöffnet ist. Vermeiden Sie größere Menschenansammlungen! Sollte sich ein Selbstmordattentäter in einer Flugzeughalle in die Luft sprengen wollen, wird er das in einer langen Schlange tun. Fünfzig Personen stellen bereits ein attraktives Angriffsziel dar.
- Nehmen Sie das Angebot von Fluggesellschaften in Anspruch, die Bordkarte selbst zu Hause auszudrucken. Auf diese Weise gibt es kein Anstellen und Sie passieren gleich die Sicherheitskontrolle. Das Gepäck bringen Sie schon am Abend davor zum Flughafen oder geben es beim elektronischen Check-in-Schalter ab.
- Versuchen Sie, nicht am Gang und nicht zu weit vorne zu sitzen. Passagieren in der First- und Business-Klasse rate ich, zumindest einen Platz am Fenster zu buchen.
Lokale Verkehrsmittel:
• Hüten Sie sich vor potenziellen Piratentaxis, zu denen man Sie mit den Worten »Good price, good price« locken will. Nehmen Sie lieber ein offizielles Taxi, auch wenn es teurer ist. Bevor Sie einsteigen, sehen Sie sich das Foto des Fahrers an, das meist am Vorderspiegel oder an der Rückwand der Vordersitze angebracht ist, und vergleichen Sie, ob das wirklich Ihr Fahrer ist. Es gibt auch Situationen, in denen Ihnen auffällig ein Taxi zugewiesen wird: »We have a taxi for you!« Nehmen Sie dieses Taxi auf keinen Fall, warten Sie auf das nächste. Die Ideallösung ist, sich abholen zu lassen. Dabei ist wichtig, dass der Fahrer ein Schild mit ihrem Namen hat.
• In Risikoländern können Fähre, Bus, U-Bahn und Zug gefährlich sein, weil Sie nie wissen, wer sonst noch drinnen sitzt. Problematisch ist auch, dass es sich um sogenannte »offene Systeme« handelt. Sie sind exponiert, weil diese Verkehrsmittel »offen«, das heißt im Wesentlichen unkontrolliert und daher ideal für Angriffe geeignet sind. Stürmen Terroristen einen Bus, den Zug oder die U-Bahn, so sind Sie ähnlich wie im Flugzeug an einem Fensterplatz weniger gefährdet.
Hotelaufenthalt:
- Ein wichtiger Tipp: Je luxuriöser ein Hotel ist, desto gefährlicher ist es. Verzichten Sie lieber auf etwas Komfort und wählen Sie ein bescheideneres Dreisternhotel, in dem die Gefahr ungleich geringer ist. Vermeiden Sie Buchungen in US-Hotelketten, da diese naturgemäß überproportional von US-Touristen gewählt werden und einem ungleich höheren Sicherheitsrisiko ausgesetzt sind als nicht-amerikanische Hotels.
Geiselnahme:
- Für alle Geiselnahmen gilt: Atmen Sie durch und versuchen Sie zu entspannen. Stellen Sie sich darauf ein, dass die Situation, in der Sie sich befinden, nicht in wenigen Augenblicken vorbei sein wird. Es kann Tage, Wochen und sogar Monate dauern, bis Sie befreit werden.
- Sie müssen sich bewusst werden, was geschieht. Das wird Ihnen helfen, besser mit der Situation fertig zu werden. Wenn sich die Entfuhrung tatsachlich über einen längeren Zeitraum erstreckt, sollten Sie ein mentales Programm ablaufen lassen, zum Beispiel Gedichte rezitieren, mathematische Aufgaben lösen, meditieren. Auch intensive Gedanken an Erlebnisse, Freunde oder Bekannte können helfen.
- Vermeiden Sie es aufzufallen, egal ob positiv oder negativ. Beschweren Sie sich nicht und versuchen Sie auf keinen Fall, den Helden zu spielen. Zeigen Sie sich kooperativ und leisten Sie keinen Widerstand. Fallen Sie auf, so werden Sie als Führer eines potenziellen Aufstandes wahrgenommen. Die Terroristen werden an Ihnen ein Exempel statuieren. Sie werden versuchen, Sie zu brechen oder Sie zu töten.
- Als Entführungsopfer werden Sie wahrscheinlich dazu gezwungen, eine bestimmte Körperhaltung einzunehmen, etwa Hände hinter dem Kopf oder Gesicht auf dem Schoss. Diese Haltung werden Sie vielleicht stundenlang einnehmen müssen. Bleiben Sie geduldig, jammern Sie ja nicht. Zeigen Sie Stärke, seien Sie dabei aber nicht waghalsig.
- Wenn ihnen die Terroristen etwas zu trinken geben, nehmen Sie es unbedingt an. Denn Sie wissen nicht, wann es das nächste Mal etwas zu trinken gibt. Auch auf die Gefahr hin, dass Sie hinterher dringend auf die Toilette müssen, aber nicht können. Es ist besser, sich in die Hose zu machen als zu dehydrieren. Bloß Alkohol sollten Sie tunlichst ablehnen. Schieben Sie ein gesundheitliches Problem vor. Alkohol beeinträchtigt Ihr Wahrnehmungsvermögen und Ihre Reaktionszeit.
Mehr dazu nächste Woche in Teil 2