Mein Name ist Friedrich Steinhäusler, ich bin Professor Emeritus für Physik und Biophysik an der Uni Salzburg und arbeitete in den vergangenen 40 Jahren auf dem Gebiet Sicherheit (safety & security) u. a. für Organisationen wie die NATO, International Atomic Energy, WHO und UNIDO. Ich verbringe beruflich viel Zeit im Mittleren und Nahen Osten und beobachte die aktuelle Lage sehr genau – und ich bin besorgt.
Ich bin besorgt, weil die Stimmung in unserer Bevölkerung aufgeheizt ist und sachliche Diskussion immer schwieriger wird. Äußern Menschen Bedenken den Flüchtlingsströmen gegenüber, werden sie oft ins rechte Eck gestellt. Engagieren sich Bürger selbstlos für die Flüchtlinge, werden sie abwertend als “weltfremde Gutmenschen” abgestempelt. Der Streit zieht sich mittlerweile durch ganze Familien, wo einige "für" und andere "gegen" Flüchtlinge sind. Worauf steuern wir da zu? Wir verstehen uns untereinander nicht mehr und es besteht die Gefahr, daß sich die Gesellschaft in ein linkes und in ein rechtes Lager spaltet. Wir müssen wieder aufeinander zugehen, sonst sind Unruhen in der Bevölkerung zu erwarten. Furcht und Angst sind immer ernst zunehmen, sind aber schlechte Berater. Wir sollten uns daher bemühen, diese kritischen Themen objektiv zu diskutieren und uns fragen: Sind Angst und Furcht vor Migranten berechtigt?
Was passiert gerade? Betrachten wir es nüchtern. Derzeit reisen täglich zwischen 1.000 und 3.000 Menschen in unser Land. Wer sind diese Menschen? Woher kommen sie? Wie ist ihre Haltung, welches Wertesystem haben sie? Wissen wir all das? Nein, wir wissen es nicht.
Natürlich muss Flüchtlingen geholfen werden, doch die Frage ist, wie und wo. Die österreichische und auch die deutsche Regierung erwecken den Eindruck, dass sie zunehmend den Überblick verlieren bezüglich der tausenden Menschen, die meist unkontrolliert in unsere Länder strömen. Der Staat gibt damit in wachsendem Maße seine Sicherheitsfunktion auf. Dabei gibt es technische Möglichkeiten, um zu wissen, wer über unsere Grenzen kommt und wer geht. Dafür wurden in der EU mehrere Systeme entwickelt, die eine Luft- und Bodenüberwachung, sowie elektronische Personenkontrolle erlauben.
Jetzt für Klarheit zu sorgen, ist sehr wichtig. Bisher ziehen die meisten dieser Menschen aus Österreich nach Deutschland weiter, doch wir wissen nicht, wie viele nicht weiterziehen und sich nicht den Behörden melden und quasi als U-Boote in Österreich bleiben. Wir wissen nicht, wieviele über die Grüne Grenze unbemerkt ins Land gekommen sind.
Es wird mir oft die Frage gestellt, ob sich Extremisten darunter befinden. Auch das wissen wir nicht. Wir haben nur Vergleichswerte. In Deutschland, so schätzt das dortige Innenministerium, leben gegenwärtig an die 7.300 streng gläubige Salafisten. In einer Studie im Auftrag des deutschen Ministeriums aus dem Jahr 2007 (Lebenswelten junger Muslime in Deutschland) werden 6% der in Deutschland lebenden Muslime als gewaltaffin eingestuft. Ich will damit keine Ängste schüren, im Gegenteil, aber dass sich darunter eine Minderheit befinden könnte, die auch für einen Terrorangriff missbraucht werden könnte, ist nicht auszuschließen. So hat der österreichische Dschihadist Mohammed Mahmoud von Raqqa (Syrien) seine Glaubensbrüder auf Twitter zum Abschlachten von Ungläubigen in Österreich aufgerufen.
Ich kenne den Nahen und Mittleren Osten gut und kenne die Mentalität der Menschen. Es muss uns klar sein, dass ihre Werte nicht unsere sind und auch, dass das Leben von Frauen dort nicht leicht ist. Ganz nüchtern gefragt: Wissen wir, welche Einstellung die vielen Männer aus diesen Gebieten, die nun hier bei uns sind, Frauen gegenüber haben? Nein, wir wissen es nicht.
Daher müssen wir wissen, wer in unser Land kommt. Die Erstgespräche mit den aus Österreich kommenden Asylwerbern in Deutschland finden unter hohem Zeitdruck statt. In dieser kurzen Zeit ist es nur schwer möglich abzuschätzen, wie es um die Psyche eines Menschen bestellt ist, der in vielen Fällen aus einem Kriegsgebiet kommt.